Liebe Zuschauer*innen,
In diese Zeit fällt auch die Ankündigung aus dem Silicon Valley, mit dem Metaverse unseren Begriff von Wirklichkeit von Grund auf zu verändern. Die Vision eines Mark Zuckerberg ist es, eine neue Ordnung zu schaffen, einen Gesamtkosmos aus virtueller und realer Welt. Der Journalist Thomas Assheuer analysiert: „Im Metaversum ist das Virtuelle nicht länger ein Bestandteil der realen Welt. Sondern umgekehrt: Die reale Welt ist Bestandteil eines unendlichen digitalen Raumes, in dem Geld und Daten fließen, frei und ungehindert, zum Wohle der Menschheit“.
Zur Digitalisierung und Entkörperlichung des Sozialen während der Pandemie kommt nun also noch die vollständige Monopolisierung und Privatisierung digitaler Öffentlichkeit. Und dann? Alles nur noch digital, von Avatar zu Avatar? Da muss einem*einer ja Angst und Bange werden – oder?
Möglicherweise – möglicherweise aber auch nicht. Denn so unaufhaltsam diese Entwicklung zu sein scheint – die ja übrigens keine plötzliche Disruption, sondern ein bereits jahrzehntelang andauernder und nicht zuletzt vom Konsumverhalten von Milliarden Menschen angetriebener Prozess ist –, so gibt es doch Handlungsspielraum. – Mit unserer neuen digitalen Spielstätte, dem Digitalen Foyer, starten wir zum Beispiel den Versuch, einen Begegnungsort und Erfahrungsraum virtueller Gegenöffentlichkeit innerhalb einer demokratisch legitimierten Struktur, einer Kulturinstitution, zu erschaffen und zugänglich zu machen. Ein Anfang, ein kleiner, aber erster Schritt ...
Für das diesjährige OPEN MIND Festival brauchen Sie daher zweierlei: ein OPEN MIND, wie immer also: Neugier, Interesse, Entdeckungslust; und einen DIGITAL BODY, einen Avatar. Denn in diesem Jahr nehmen wir den Start des Digitalen Foyers zum Anlass, um mit Ihnen über Präsenz, Körper und Berührung nachzudenken – in digitalen Räumen und virtueller Realität. Also dort, wo es ja eigentlich keine Körper, keine physische Präsenz und folglich auch keine Berührung gibt. Oder etwa doch? Wie können wir dort Körperlichkeit und Berührung simulieren, stattfinden lassen, erfahrbar machen – oder zumindest verhandeln? Ihre Neugier und Ihr digitaler Körper treffen dort auf immersive Installationen, Performances und diskursive Begegnungen, die Sie von zuhause oder von der ARGEkultur aus betreten können.
Ihre Theresa Seraphin und Ihr Sebastian Linz
Videotutorial zum Digitalen Foyer