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JAHRESPROGRAMM 2021

OPEN MIND Festival und Themenschwerpunkte

Im Zentrum unseres Jahresprogramms steht wie in den vergangenen Jahren das OPEN MIND Festival. 2018 haben wir unter dem Titel WHAT’S LEFT / WHAT’S RIGHT die Koordinaten politischen Denkens und Handelns neu befragt, in 2019 ging es unter dem Motto BYE BYE EVERYTHING? um die Krisen- und Abschiedsnarrative der Gegenwart. Im Mittelpunkt der – rein digitalen - 2020er-Ausgabe des interdisziplinären Festivals stand die Frage nach Besitz, Macht und Hegemonie: WEM GEHÖRT DIE WELT?
Aspekte der letzten beiden Ausgaben aufgreifend, wird es auch 2021 wieder eine Ausgabe des Festivals geben – kuratiert von Theresa Seraphin und Sebastian Linz. Das Thema: MACHT EUCHT VERWANDT!

Darüber hinaus bündeln wir seit 2019 verschiedene Veranstaltungen zu Themenschwerpunkten, um einen multiperspektivischen und interdisziplinären Blick auf gesellschaftlich relevante Themen werfen zu können.
Im Themenschwerpunkt FIGHT THE RIGHT (März) beschäftigen wir uns mit Antifaschismus und Aktivismus im zeitgenössischen Theater, mit Gastspielen der Theaterproduktionen DEEP INSIDE von cobratheater.cobra und DIE BERUFUNG von Markus&Markus. Und mit FLINT*POWA (April) nähern wir uns diskursiv und musikalisch dem Themenfeld Transgender (FLINT = Frauen-Lesben-Intersexuelle-Nichtbinäre-Transsexuelle) und erweitern somit unseren zweimaligen feministischen und frauenpolitischen Themenschwerpunkt FEMPOWA (2019) um queere Perspektiven.

OPEN MIND Festival

MACHT EUCH VERWANDT!
November 2021

Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan.
Erstes Buch Mose – Kapitel 1, Vers 28
Als Kind war ich ein Körper, der über die Felder streifte, ein Bruder der Tiere. Ich war ihresgleichen.
Paul B. Preciado

Der Mensch sei das Maß aller Dinge, meint der christliche Westen – mit mittlerweile sichtbaren, aber dennoch unabsehbaren Folgen für den Zustand des Planeten. Unter dem Begriff 'Anthropozän' versuchen Wissenschaftler*innen das gegenwärtige Erdzeitalter zu fassen, in dem der Mensch – jenes vermeintlich vernunftbegabte,  aufgeklärte Wesen – zum wichtigsten Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.

Doch „keine Art handelt allein, nicht einmal unsere eigene arrogante, die auf Basis sogenannter moderner, westlicher Skripte so tut, als würde sie aus artigen Individuen bestehen“, schreibt die Naturwissenschaftshistorikerin und Frauenforscherin Donna Haraway und ruft den Menschen zu: MACHT EUCH VERWANDT! „Ganz egal, wer und was wir sind, wir müssen mit-machen – mit-werden, mit-komponieren – mit den Erdgebundenen.“ – Verwandtschaft von Entitäten, die nicht durch Abstammung oder Genealogie verbunden sind, die nicht einmal derselben Spezies angehören, Verwandtschaften von organischen wie abiotischen, natürlichen wie technischen Akteur*innen – dieser Gedanke rückt den Menschen aus dem Zentrum seines selbst geschaffenen Weltbilds; bricht auf ins Ungewisse, Unbekannte und schließt zugleich an nicht-westliche Philosophien an; erschafft andere Allianzen, Resonanzen und birgt möglicherweise die Chance auf artenübergreifende ökologische Gerechtigkeit.

Bitte? Alle Mitmenschen, Primaten, Säugetiere gehören nun zum engsten Familienkreis? Zu den lieben Verwandten zählen auch Insekten, Amöben oder gar – um Gottes Willen – Viren? Pflanzen, Steine, jedwede Biomasse? Maschinen, Künstliche Intelligenzen, Roboter sogar?
Das OPEN MIND Festival 2021 lässt diesen Gedanken zu, macht ihn begreif- und erlebbar und skizziert seine Konsequenzen, künstlerisch wie wissenschaftlich, lustvoll wie intellektuell, mit Theater-Performances, Medienkunst, Lesungen, Diskursformaten und Musik.

Kuratiert von Theresa Seraphin und Sebastian Linz