JAHRESPROGRAMM 2019
Medienkunst
Neben dem biennalen Festival DIGITAL SPRING, das 2020 unter dem Titel STANDBY wieder in der ARGEkultur stattfinden wird, stellen wir ab 2019 den Bereich Medienkunst etwas breiter auf. Damit soll eine künstlerische Reflexion der gesellschaftlichen Wirkung des digitalen Wandels ermöglicht werden.
Ausgewählte Medienkunstprojekte werden begleitend zu Veranstaltungen anderer Bereiche (z.B. TOOLS OF SUBVERSION von gold extra im Rahmen des MotzART FESTIVALs 2019) zu sehen sein; mit der Beteiligung an dem Projekt SCHNITT # STELLEN (gold extra, Medialab der Universität Mozarteum Salzburg, NMS Lehen) operieren wir an der Schnittstelle von Medienkunst und Medienpädagogik (Juni 2019); und mit dem langfristig angelegten digitalen Projekt argeBOT wagen wir den Schritt in die fluide Öffentlichkeit des Netzes und positionieren uns dort als diskursprägende digitale Institution.
argeBOT
ab Herbst 2019
Das von der ARGEkultur produzierte, langfristig angelegte, experimentelle Projekt ist interdisziplinär konzipiert und operiert an der Schnittstelle der Bereiche Medienkunst, Text und Diskurs sowie Vermittlung. Der argeBOT ist ein subjekthaftes Wesen und begegnet unserem Publikum auf der Website der ARGEkultur. Er kommuniziert online mit jede*r User*in, der*die das Gespräch mit ihm sucht. Er eignet sich für einen kleinen Chat ebenso wie für ein langes und tiefgründiges Gespräch über gesellschaftspolitisch relevante Themen.
Auf technischer Ebene besteht der argeBOT aus einer Software (der Programmiersprache Python), die Texte lesen und dadurch lernen kann – eine künstliche Intelligenz also. Sein Textkorpus wird von uns kuratiert und setzt sich aus Texten rund um die Stadt und das Land Salzburg, Österreich und Europa zusammen.
Pro Jahr wollen wir zudem ca. dreißig Künstler*innen einladen, dem BOT ihre wichtigsten Bühnentexte zur Verfügung zu stellen. Diese Texte fließen in den Wortschatz des BOTs ein und sind als dessen Hintergrundarchiv jeder Zeit für die User*innen einsehbar. Die Nutzer*innen können also auch direkt auf die Quelltexte dieses Gesprächs zugreifen. Sie treten so direkt in Kontakt mit den Arbeitsprozessen der Künstler*innen und den konkreten Inhalten, die diese Künstler*innen auf den Bühnen der ARGEkultur verhandeln. Über das Gespräch mit dem BOT betritt man sozusagen den inneren Diskursraum der ARGEkultur.
Ab 2020 wird der argeBOT dann nach und nach neben seiner Onlinepräsenz zum unübersehbaren Bestandteil des Kulturprogramms der ARGEkultur. Er bekommt ein körperliches Erscheinungsbild, das als permanente Installation im Eingangsbereich der ARGEkultur stehen wird und von den Zuschauer*innen des Veranstaltungsprogramms genutzt werden kann. Er kann in ‚reale’ Veranstaltungen eingreifen (z.B. kann er Publikumsgespräche moderieren, die sog. BOTtalks), gleichzeitig finden Veranstaltungen (z.B. Diskussionen von Künstler*innen mit dem BOT) nicht mehr nur in den Räumlichkeiten der ARGEkultur, sondern auch online statt.
Rund um den Launch des BOTs (geplant im Herbst 2019) werden Diskussionsveranstaltungen und Workshops stattfinden.
TOOLS OF SUBVERSION
Computerspiel-Installation von gold extra im Rahmen des MotzART FESTIVAL 2019
Februar 2019
TOOLS OF SUBVERSION ist ein feministisches und antirassistisches Spieleprojekt, das sich auf künstlerische Weise gegen den Hass im Netz stellt. Die Computerspiel-Installation ist ein kollaborativ entwickeltes Medienkunstwerk, das den Spieler*innen in einer digitalen Werkstatt künstlerisch-subversive Werkzeuge zur Verfügung stellt, mit denen beliebige Websites umgestaltet werden können. Die Spieler*innen sind eingeladen, mit fantasievollen und ungewöhnlichen Controllern Websites zu bearbeiten, die Hass im Netz verbreiten. Auf diese Weise entstehen visuelle und akustische Memes – Gegenbilder, die gesammelt und weiterverbreitet werden, um einen poetischen Widerstand gegen Sexismus und Rassismus zu etablieren, der in den Diskurs im Netz mit einwirken kann.
Die partizipatorische, aktivistische und interventionistische Installation ist in einem künstlerisch forschenden Prozess entstanden und positioniert sich – auch im Anschluss an die #metoo-Bewegung – in einem feministischen Kontext. Frauen sind im Games-Bereich chronisch unterrepräsentiert. Entsprechend wenig dezidiert feministische Games-Projekte existieren – und noch weniger Projekte, in denen Frauen kollektiv arbeiten. TOOLS OF SUBVERSION betritt auf diesem Gebiet neues Terrain.
Wir zeigen die Installation, die mit Mitteln der Robert-Bosch-Stiftung und des deutschen Bildungsministeriums gefördert wurde, während des MotzART FESTIVALs im Foyer der ARGEkultur. Das Spiel kann von allen Zuschauer*innen vor, während und nach den Kabarett-Veranstaltungen gespielt werden. Die Künstler*innen von gold extra sind vor Ort und treten mit den Spieler*innen in einen Diskurs.
SCHNITT # STELLEN
Augmented-Reality-Game von gold extra
Juni 2019
SCHNITT # STELLEN ist ein transdisziplinäres Forschungsprojekt, das zum Ziel hat, aktuelle Erkenntnisse aus der medienkünstlerischen und medienpädagogischen Forschung sowie Praxismethoden und Forschungsverfahren zusammenzuführen und weiterzuentwickeln. Im Fokus des Interesses stehen Wechselwirkungen und Synergiepotentiale der medienkulturellen Lebenswelten unterpriviligierter Jugendlicher und dem Feld zeitgenössischer Medienkunst. Das auf drei Jahre angelegte Projekt legt seinen Schwerpunkt also auf künstlerische Forschung und wird geleitet von Dr. Iwan Pasuchin (MediaLab des Universität Mozarteum Salzburg) und Sonja Prlic und Karl Zechenter, von der Salzburger Medienkünstler*innen-Gruppe gold extra. Die ARGEkultur fungiert als institutionelle Partnerin und agiert darüber hinaus in beratender und evaluierender Funktion.
Im Schuljahr 2018/2019 entwickeln gold extra im Rahmen des Projekts gemeinsam mit Schüler*innen der NMS Lehen ein Augmented-Reality-Game, das zunächst in und um die Schule gespielt und im Juni 2019 dann in die Räumlichkeiten der ARGEkultur übertragen wird. Die Jugendlichen geraten mit dem Spiel – vermutlich erstmalig – in Kontakt mit einer Kulturinstitution bzw. der ARGEkultur. Das Projekt ermöglicht es uns also, ausgehend von zeitgenössischer Medienkunst, die ARGEkultur in den Bereichen kulturelle Bildung und Vermittlung zu positionieren.