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JAHRESPROGRAMM 2019

ALLES BLEIBT ANDERS

Seit der grundlegenden strategischen Ausrichtung der ARGEkultur, beginnend mit der Nutzung des Hauses in der Ulrike-Gschwandtner-Straße im Jahr 2005, hat die ARGEkultur den eigenen Kulturauftrag kontinuierlich weiterentwickelt. Mit dem Ausscheiden von Markus Grüner-Musil als künstlerischem Geschäftsführer im März 2018 und der Neubesetzung der Stelle mit Sebastian Linz steht für die kommenden Jahre der nächste Schritt in diesem fortlaufenden Veränderungs- und Entwicklungsprozess an.

Dabei bleibt die Basis des Kulturauftrags der ARGEkultur erhalten: ein ganzjährig agierendes Mehrspartenhaus mit starker regionaler Anbindung und einem aktiven gesellschaftspolitischen Selbstverständnis. Auch 2019 wird es wieder ein Programm aus rund 300 Veranstaltungen geben.

Ausgangspunkt zur Weiterentwicklung dieses Programms ist der Begriff der Komplexität. Der Soziologe Armin Nassehi hat unlängst in der ZEIT (Ausgabe 28/2018) eine Utopie der Komplexität formuliert: „[Wir brauchen] mehr Gelegenheiten […], in denen unterschiedliche Perspektiven […] zusammenkommen, um auf dasselbe Problem zu schauen.“ Unterschiedliche Expert*innen, so Nassehi, arbeiteten am gleichen Werkstück, „aber mit unterschiedlichen Werkzeugen, mit unterschiedlichen Perspektiven“. Hinter dieser Erzeugung bzw. Abbildung von Komplexität stehe der Glaube, „dass uns Komplexität nicht sprachlos macht, sondern zu neuen Möglichkeiten führt“.

Die thematische und formale Vielfalt einer Kulturinstitution wie der ARGEkultur ist bestens geeignet, diese Komplexität herzustellen und lustvoll zugänglich zu machen – gerade in einer ‚Gesellschaft der Singularitäten’ (Andreas Reckwitz), in Zeiten von gesellschaftlicher Abschottung, politischer Vereinfachung und ‚Fake News‘ erscheint uns diese Arbeit als oberstes Gebot.

Um diese Zielsetzung konkret umzusetzen und nachhaltig zu gestalten, erweitert die ARGEkultur in Zukunft ihre Methodik: Produktion, Veranstaltung und Netzwerkarbeit waren und bleiben zwar die wesentlichen Mittel, um als zeitgenössisches Kulturhaus in Stadt und Land Salzburg sowie darüber hinaus zu agieren. – Darüber hinaus stellt sich die ARGEkultur ab 2019 entlang folgender Leitlinien (und stets in Bezug zum Kulturentwicklungsplan des Landes Salzburg) neu auf: Kuration, Diskursivierung, Internationalität, Dezentralität, Digitalität und Vermittlung.

Kuration
Das Jahresprogramm soll stärker als bisher kuratorisch gedacht werden. Dies bedeutet, den Spielplan hin zu einer dialogischen Struktur zwischen den Veranstaltungen zu entwickeln, hin zu thematischen Bögen, Schwerpunkten, Rahmensetzungen und Synergien.

Diskursivierung
Die ARGEkultur setzt in den kommenden Jahren verstärkt auf diskursive, das Kulturprogramm inhaltlich begleitende Formate. Ziel ist es, die ARGEkultur noch stärker als bislang als einen Ort des lebendigen gesellschaftlichen Dialogs zu entwickeln. Eine besondere Rolle spielen dabei partizipatorische Gesprächsformate.

Internationalität
Vor allem die Koproduktionstätigkeit im Bereich ‚Theater/Tanz/Performance‘ wird auf überregionale wie internationale Kontexte ausgeweitet. Ziel ist es dabei einerseits, das Salzburger Publikum sowie die lokalen Kunstschaffenden mit neuen künstlerischen Positionen zu konfrontierten und zu einer inhaltlichen wie formalen Auseinandersetzung anzuregen. Andererseits geht es darum, das Netzwerk der ARGEkultur auf einer institutionellen Ebene zu erweitern: Die ARGEkultur macht sich auch über die Grenzen von Stadt und Land Salzburg hinaus sichtbar und positioniert sich als überregional und international agierende Koproduktionspartnerin.

Dezentralität
Die ARGEkultur initiiert in den nächsten Jahren (v.a. ab 2020) zunehmend Projekte im öffentlichen Raum mit Einbeziehung von Bürger*innen. Dieser Aspekt der Dezentralität ist eng mit den Gedanken von breiter kultureller Teilhabe und audience development verknüpft: Die ARGEkultur soll auch als Kulturinstitution außerhalb ihrer Räumlichkeiten erfahrbar und zugänglich sein.

Digitalität
Die ARGEkultur agiert in den nächsten Jahren zunehmend im digitalen Raum – nicht nur im Bereich Marketing (z.B. durch social media), sondern z.B. auch mit digitalen Kunstprojekten. Insofern der digitale Raum für die Gegenwart entscheidende Öffentlichkeiten erzeugt, spielt der Gedanke einer breiten kulturellen Teilhabe auch hier eine wichtige Rolle.

Vermittlung
Vermittlung bedeutet, das komplexe Programm nach außen sicht- und erkennbar zu machen; es mit nieder- und höherschwelligen Vermittlungsangeboten aus dem Bereich der kulturellen Bildung für alle Gesellschafts- und Altersschichten – Kinder, Jugendliche, Studierende sowie Erwachsene – zu begleiten und zu unterfüttern; und diese Vermittlungsarbeit auch im Sinne eines strategischen audience developement als qualitative Weiterentwicklung des vorhandenen Publikums und als Erschließung neuer Publikumsschichten sowie als Entwicklung neuer Modelle der kulturellen Teilhabe zu begreifen.
Im Sinne des Komplexitätsbegriffs meint Vermittlung aber nicht nur das Vermitteln von vorher feststehenden Inhalten an bestimmte Personengruppen. Vermittlung verändert die Inhalte, initiiert reziproke Lernprozesse und erzeugt Schnittmengen, Konvergenzen und neue Mitten (‚Ver-mitte-lung’) zwischen allen beteiligten Akteur*innen.