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ARGEkultur Jahresprogramm 2013

Produktionshaus ARGEkultur

Die ARGEkultur sieht sich als aktiver Teil des Gemeinwesens und führt diesen Diskurs mit künstlerischen Mitteln. Das Produktionshaus ARGEkultur ermöglicht es, neue Projekte zu initiieren, die diesen Anspruch verfolgen.

2013 wird die ARGEkultur vier Neuproduktionen realisieren. Diese kommen aus den Bereichen Tanz, Theater und Neue Musik. Diese formalen Ausgangspositionen sind aber bewusst weit formuliert und entsprechen einem offenen Performancebegriff, bei dem Experiment und Innovation im Vordergrund stehen.

produced by ARGEkultur

Die ARGEkultur greift gesellschaftspolitisch relevante Themen auf und bearbeitet diese mit ausgewählten KünstlerInnen und Produktionsteams. Dadurch bleibt die Kunstproduktion sowohl in ihrer Formensprache als auch in ihrer individuellen Herangehensweise flexibel und nicht auf Sparten oder Personen festgelegt.

Im Fokus stehen dabei immer soziokulturelle Fragestellungen und Realitäten, nie L'art pour l'art (Kunst nur um der Kunst willen).

Wir arbeiten als Initiatorin und als Labor, Entwicklungsprozesse werden sowohl produktionstechnisch wie dramaturgisch begleitet. Dabei kann die ARGEkultur als alleinige Produzentin auftreten, die gemeinsame Realisierung mit anderen KoproduktionspartnerInnen hat aber einen erhöhten Stellenwert. Die Kombination von regionalen und überregionalen Partnerschaften ist für das Produktionshaus ARGEkultur von enormer Wichtigkeit, einerseits um die vorhandenen Kräfte, Ressourcen und Synergieeffekte zu bündeln, andererseits um das künstlerische Schaffen einer (noch) breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der gesamte Produktionsbereich hat Priorität bei der Mittelvergabe innerhalb des Kulturbudgets. Hier investieren wir in zeitgenössische, innovative Kunstformen und fördern damit auch regionale und freie Kunst- und Kulturarbeit. Unser Kunstbegriff wertet und definiert diese nicht nach geographischer Herkunft, dennoch ist es uns ein Anliegen, entsprechend unserer Möglichkeiten lokale und regionale KünstlerInnen zu unterstützen und sichtbar zu machen.

"Penetrator" von Anthony Neilson

Österreichische Erstaufführung. Koproduktion mit Michael Kolnberger. 27.05.-05.06.2013

Zwei junge Männer in einer scheinbar heilen Gemeinschaft mit scheinbar normalen Bedürfnissen. Für Max und Alan treibt das Leben angenehm zwischen Joints, Nichtstun und Sex dahin. Dann ein dritter Mann von außen, aus einer Hölle kommend, Stan. Damals ein Freund. Unerwartet treffen sie wieder aufeinander. Durch verschiedene Vorkommnisse in der Vergangenheit miteinander verbunden, beginnen gemeinsame Bilder zu verschwimmen, Realitäten zu wanken, Freundschaften zu zerbrechen, die vielleicht niemals welche waren. Sexualitäten stehen in Frage. Ein Stück über den schmalen Grat zwischen Realität und Fantasie und über verschüttete Ängste in uns.

Sujet Penetrator

Anthony Neilson, 1967 in Schottland geboren betreibt, in "Penetrator" die schonungslose Auseinandersetzung mit der britischen Gesellschaft zwischen Verarmung, Sinnlosigkeit und Verrohung. Die drastischen Ausbrüche von Gewalt und Sexualität werden nicht zuletzt durch die radikale Sprache, in der deutschen Übersetzung von Roland Schimmelpfennig, wiedergegeben. Diese österreichische Erstaufführung entsteht mit dem in Salzburg lebenden, freien Theatermacher Michael Kolnberger.

Veranstaltungen zu "Penetrator" / Künstler-Biografien

"Befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein" – Open Mind Festival

14.-23.11.2013

"Wir wissen alle, dass Kunst nicht Wahrheit ist. Kunst ist eine Lüge, die uns die Wahrheit begreifen lehrt, wenigstens die Wahrheit, die wir als Menschen begreifen können."
– Pablo Picasso

Einer der zentralen Programmpunkte der ARGEkultur ist das jährliche "Open Mind Festival". Es ist die Quintessenz der drei programmatischen Grundprinzipien, ein Konzentrat der künstlerischen Idee des Jahresprogramms der ARGEkultur, das unterschiedliche künstlerische und diskursive Zugänge unter einem annual wechselnden Motto präsentiert. Seit 2009 veranstalten wir jeweils im November diesen themenbezogenen Schwerpunkt, der künstlerische Standpunkte und praktisch-theoretische Methodiken zu einem sozial relevanten Gegenstand diskutiert. Die Auswahl der Themen orientiert sich an den wesentlichen Entwicklungen und Problemen unserer Gesellschaft, an aktuellen Widersprüchen und Unvereinbarkeiten und an (ethischen) Fragen zu Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität. Das Open Mind Festival macht die ARGEkultur zu einem Ort des politischen Diskurses und zu einem Spiegel gesellschaftlicher Realitäten, gebrochen mit den Mitteln der Kunst und Kultur.

Die Themen der letzten Jahre waren "Angst Macht dumm!" (2009), "Hide or Seek. Mut zur Freiheit. Mut zur Flucht." (2010), "Frei von Schuld(en)" (2011) sowie "überLeben" (2012). Die Dramaturgie des Festivals ist bestimmt von einer Eigenproduktion, die originär für das Festival entwickelt und erarbeitet wird. Dazu kommen wahlweise Veranstaltungen aus den Bereichen Film, Musik, Satire, Poetry Slam, Medienkunst, Literatur und Performance, fester Bestandteil sind diskursive Veranstaltungen und Workshops. Wesentlich für den Erfolg des Festivals ist die Vernetzung mit lokalen und regionalen Initiativen in den Bereichen Bildung und Medien, zivilgesellschaftlichen Einrichtungen und NGOs. Diese ermöglichen eine starke Partizipation und Nachhaltigkeit bei diskursiven Veranstaltungen und Angeboten der Kulturvermittlung.

Open Mind Festival 2013

2013 wird sich das Open Mind Festival der Lüge widmen. Unter dem Motto "Befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein" werden wir uns mit dem Wunsch nach Wahrheit und der damit dialektisch verbundenen Lüge auseinander setzen. Ob als Werkzeug der Aufklärung oder als Instrument der Manipulation – KünstlerInnen bedienen sich dieses Begriffs auf vielfältige Weise mit jeweils unterschiedlicher Motivation und Bedeutungszumessung. Das Prinzip der Lüge ist voller Widersprüche: einerseits meist als negative moralische Kategorie, dem Gegenteil von Wahrheit, vereinnahmt, andererseits immer öfter gerade von ihren UrheberInnen, Religion und Rechtsstaat und seiner VertreterInnen, missbraucht. Doch ist die Lüge an sich verwerflich, oder die Absicht, die dahinter steckt? Nicht nur im Tierreich gehören Täuschungen zu Überlebensstrategien und um Machtansprüche zu sichern. Auch in sozialen, wirtschaftlichen und politischen Realitäten ist die Lüge ein Alltagsmittel zum Zweck, von der Notlüge bis zum Betrug im großen Stil. (Das Erkennen von) Lügen ist ein essenzieller Bestandteil unserer sozialen Kompetenz, es handelt sich um eine im Umgang mit der menschlichen Spezies notwendige Fähigkeit. Die Lügen anderer zu identifizieren und gleichzeitig die eigenen zu perfektionieren, scheint die gesellschaftliche Triebfeder für diese Entwicklung zu sein.
Kunst wiederum ist eine Lüge, die uns die Wahrheit erkennen lässt.

Veranstaltungen zum Open Mind Festival 2013

"Endlich Opfer!" – Taschenopernfestival 2013

Sichtbar Unerhörtes – 5 Musiktheater-Uraufführungen

Eine Koproduktion von Klang21 und ARGEkultur in Kooperation mit dem oenm, 20.09.-10.10.2013

Cio d'Or (D), Natalia Gaviola (ARG), Brigitta Muntendorf (A), Hüseyin Evirgen (TR/A) und Filippo Perroco (I) sind die KomponistInnen des Taschenopernfestivals 2013, das in diesem Jahr sein fünftes Jubiläum begeht.

Sujet Taschenopernfestival

Thematischer Ausgangspunkt der Musiktheaterstücke ist der Ausschnitt eines Pressefotos, das 2008 Entsetzen und Empörung auslöste. Zu Recht, oder zu Unrecht? Tagtäglich werden wir mit abgebildeter Realität konfrontiert – was wird ausgelassen, was hinzugefügt? Wollen wir von dieser Geschichte noch hören? Wie viel Realität braucht, verträgt überhaupt zeitgenössisches Musiktheater?
Und wie gehen die KomponistInnen, AutorInnen, RegisseurInnen, DarstellerInnen und MusikerInnen mit ihr um?
Das oenm . oesterreichisches ensemble für neue musik spielt unter Leitung von Juan García Rodríguez (E).

Premiere: 20.09.2013
Weitere Aufführungen: 21.09., 25.09., 26.09., 09.10.2013
Derniere: 10.10.2013

Veranstaltungen zum Taschenopernfestival 2013

"derzeit wohnhaft in" – Koproduktion mit der editta braun company

10.-13.12.2013

Editta Braun beschäftigt sich in dieser Neuproduktion mit den thematischen Leitmotiven Migration und globale Vernetzung. Im Zeitalter der Mobilität, in einer globalisierten Welt, sind plötzlich alle unterwegs irgendwohin, rastlose WanderarbeiterInnen zwischen den Welten und Kulturen auf der Suche nach einem anderen, nach einem besseren Leben. Der andere Erdteil ist nur einen Mausklick und eine Boarding Card entfernt.

Wir erweitern stetig unseren Horizont. Verlieren wir dabei an Tiefe? Wir passen uns neuen Herausforderungen chamäleonartig an. Verlieren wir dabei unsere Identität? Oder multiplizieren wir sie? Ist diese Art zu leben Gewinn oder Verlust? Und wie bewahren wir das, was uns ausmacht – Wurzeln, Bindungen, Traditionen, Heimat – auf der ruhelosen Reise, zu der unser Leben geworden ist? Wie verpflanzt man jemanden, ohne seine Wurzeln zu beschädigen? Und lernt man je das Fliegen, wenn man fest verwurzelt ist? Wie viel Wurzeln brauchen wir überhaupt und wie viel Flügel?

Sujet "derzeit wohnhaft in" editta braun company
Foto (c) Bettina Frenzel

Der Solist dieses Abends ist Juan Dante Murillo Bobadilla, geboren 1982 in Kolumbien. Er studierte in Linz, lebt und arbeitet nun in Europa. Sein ganz persönlicher Kampf um Identität in unserer europäischen Welt, seinem neuen "Zuhause", aber auch seine Sehnsucht nach seiner Heimat und seiner Familie, sind Ausgangspunkt einer allgemeinen Recherche zum Thema Identität, Heimat und Fremde. Denn seine Biografie steht exemplarisch für die ganz vieler "WanderarbeiterInnen" unserer Zeit, von der osteuropäischen Pflegekraft bis zum nordafrikanischen Bootsflüchtling, und für die Aufspaltung unserer Persönlichkeit in viele verschiedene Gesichter, multiple Identitäten, die zusammenzubringen uns nicht selten schwer fällt.

In "derzeit wohnhaft in" wird Editta Braun mit zwei bekannten Partnern zusammenarbeiten: Arturas Valudskis und Tomaž Simatović, deren künstlerisches Profil eine sehr unterschiedliche Gewichtung von Tanz und Wort verspricht. Neben Editta Brauns choreografischem Part werden diese beiden Künstler ihren je eigenen Teil des Abends mit dem Solisten Juan Dante Murillo Bobadilla choreografieren. So werden die unterschiedlichen Gesichter der einen Persönlichkeit zu Tage gefördert und im Dialog mit unterschiedlichen Partnern, Anforderungen, Gegenüber – in engster Zusammenarbeit mit dem Solisten – von Editta Braun zu einem Ganzen gefügt werden.

Veranstaltungen zu "derzeit wohnhaft in"