gold extra „Frankenstein“
Robotertheater mit Musik. Der ultimative Krankenhaus-Musical-Thriller. Ein Stück von Sonja Prlić und Karl Zechenter. In Koproduktion mit der ARGEkultur.
12., 13. & 14.11.2015, jeweils 20:00 Uhr
Mission Statement von gold extra zum Thema „Frankenstein“ im Open Mind Festival
Wir freuen uns „Frankenstein“ gerade im Open Mind Festival mit dem Thema „Ich ist eine Andere“ aufzuführen. „Frankenstein“ als Inbegriff der Konstruktion eines Menschen passt natürlich per se mit dem Motto des Festivals zusammen. Welche „Andere“ konstruieren wir heute?
Längst ist das vage Unwohlsein, das Rimbaud formuliert hat („Ich ist ein Anderer“) und von dem sich das Festivalthema ableitet, zu einer existenziellen Frage geworden: „Ich ist eine Andere – und was tut sie oder er da gerade?“ Grundierte nach den zwei Weltkriegen, dem Holocaust und der Entwicklung der Atombombe eine radikale Verunsicherung darüber, was „Mensch-Sein“, was Humanität bedeuten könnte, die geistige Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, so haben sich aus dieser Frage nach der Humanität viele Fragen nach vielen Humanitäten abgeleitet.
Noch immer ist die Menschheit in der Lage sich mit Bomben gleichsam vielfach zu vernichten, der Gedanke daran wird nur inzwischen davon überlagert, dass schon unsere aktuelle Lebenshaltung wirkungsvoll zur Vernichtung unseres Lebensraumes führt. Diese Erkenntnis trifft uns just genau zu dieser Zeit, in der technische Erfindungen, die sich über das 20. Jahrhundert hin vereinzelt entwickelt haben, konvergent zusammenlaufen: Mobilität, Energie, Datenverarbeitung, Bildung, Unterhaltung, Gesundheit, Lebensplanung vernetzen sich und scheinen plötzlich von Interfaces wie Smartphones, Brillen und Uhren gesteuert werden zu können.
Der daraus resultierende Rausch der technischen Machbarkeit hat faszinierende Konzepte neuer Individualisierung hervorgebracht, in Donna Haraway's berühmten „A Cyborg's Manifesto“ geht es nicht um Science Fiction, sondern um eine neue Bestimmung feministischer Positionen. Die Vernetzung und Sichtbarmachung von Information erlaubt es ganz neuen Gruppen, Allianzen zu finden, um minoritäre Positionen verstärkt vertreten zu können. „Ich ist eine Andere“, das bedeutet heute eben mit Sicherheit auch noch eine ganz unbestimmt Andere, deren Konzepte von Person und Geschlecht sich erst neu herausbilden.
Das führt uns wieder zu unserer Bearbeitung von „Frankenstein“. Hier liefert die Ambivalenz, dass unsere heutige Gesellschaft versucht, uns selbst und unsere Umgebung schneller technisch umzugestalten, als dass uns die Folgen eben dieser Umgestaltung (und früherer Ideen) einholen, den Grundtenor. Das Krankenhaus wird hier zum Ort, in dem die Verbindung von Mensch, Datenträger und Maschine konkret wird. Hier kommt der Herzschrittmacher, das Stammzellenherz und der Messchip unter die Haut. Hier verändern wir konkret unser Aussehen und gehen Symbiosen mit neuen Organen, Messgeräten und technischen, bionischen Implantaten ein. Neue Persönlichkeitsentwürfe werden damit auf Sicht nicht nur kulturell, sondern auch praktisch, technisch, in neuen organischen Ausformungen möglich. „Ich“ könnte also in 100 Jahren auch eine ganz Andere sein: Zwei Wechselkörper mit jeweils vier Armen, we'll see...
„Frankenstein“ ist ein Robotertheaterstück, und wir lassen die Roboter die Menschen wieder entdecken. Was könnte ein Mensch sein, wozu hatte sie nur zwei Arme, was tat er mit zwei Beinen, wo Räder doch praktischer gewesen wären? In unserem Stück können wir etwas tun, was wir alle gut können, uns nämlich zurücklehnen und sehen, wie die Roboter die Aufgabe für uns lösen, wer denn diese anderen sind, die wir sind.
Wer wissen möchte, was Staubsaugerroboter vom Discounter heimlich planen, welche Roboter das nächste Stück von gold extra bevölkern und einen schaurig-schönen Blick in die Zukunft automatisierter Gesundheitsvorsorge werfen möchte, sollte sich diesen Abend nicht entgehen lassen.