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ARGEkultur Jahresprogramm 2014

Produktionshaus ARGEkultur

Die ARGEkultur sieht sich als aktiver Teil des gesellschaftlichen Lebens und führt diesen Diskurs mit künstlerischen Mitteln. Das Produktionshaus ARGEkultur ermöglicht es, neue Projekte zu initiieren, die diesen Anspruch verfolgen. Das Haus der ARGEkultur bietet dafür ausgezeichnete Rahmenbedingungen, die Ressourcen – materiell wie strukturell sind besonders auf diese Produktionsprozesse ausgerichtet.

produced by ARGEkultur

2014 wird die ARGEkultur vier Neuproduktionen realisieren. Diese kommen aus den Bereichen Tanz, Theater und Neue Musik. Diese formalen Ausgangspositionen sind bewusst weit formuliert und entsprechen einem offenen Performancebegriff, bei dem Experiment und Innovation im Vordergrund stehen.

Die ARGEkultur greift gesellschaftspolitisch relevante Themen auf und bearbeitet diese mit ausgewählten KünstlerInnen und Produktionsteams. Die dabei entstehenden Uraufführungen von neuen Werken zeichnen das Produktionshaus aus.
Im Fokus stehen dabei immer soziokulturelle Fragestellungen und Realitäten, nie L'art pour l'art (Kunst nur um der Kunst willen).
Wir arbeiten als Initiatorin und als Labor. Entwicklungsprozesse werden sowohl produktionstechnisch wie dramaturgisch begleitet. Dabei kann die ARGEkultur als alleinige Produzentin auftreten, die gemeinsame Realisierung mit anderen KoproduktionspartnerInnen hat aber einen erhöhten Stellenwert. Die Kombination von regionalen und überregionalen PartnerInnenschaften ist für das Produktionshaus ARGEkultur von enormer Wichtigkeit, einerseits um die vorhandenen Kräfte, Ressourcen und Synergieeffekte zu bündeln, andererseits um das künstlerische Schaffen einer (noch) breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Diese überregionalen ProduktionspartnerInnenschaften werden wir 2014 weiter ausbauen.

Der gesamte Produktionsbereich hat Priorität bei der Mittelvergabe innerhalb des Kulturbudgets. Hier investieren wir in zeitgenössische, innovative Kunstformen und fördern damit auch regionale und freie Kunst- und Kulturarbeit. Unser Kunstbegriff wertet und definiert diese nicht nach geografischer Herkunft, dennoch ist es uns ein Anliegen, entsprechend unseren Möglichkeiten lokale und regionale KünstlerInnen zu unterstützen und sichtbar zu machen.

Deal
„Deal“
Foto (c) Tomaz Crnej

Deal – Eine Tanz- und Circuskreation von Atempo Circ

11.06.2014

In Koproduktion mit Festival Escena Poblenou, Festival Pisteurs d' Etoiles, Pyrénées de Cirque, ARGEkultur, Oficina de Support a la Iniciativa Cultural (OSIC), La Central Del Circ, Zavod Celeia Celje und JSKD – Javni Sklad Republike Slovenije za Kulturne Dejavnosti.

Die Kreation dieser Performance basiert auf einem konstanten und intensiven Prozess von choreografischer und interpretierender Recherche der Verschmelzung der Bewegungssprache von zeitgenössischem Circus und zeitgenössischem Tanz.

Innerhalb von mehreren Monaten haben Matías Marré Medina, Sol Vázquez und Spela Vodeb ein reichhaltiges Vokabular an Bewegungen erforscht, das sich auf Akrobatik und die choreografische Manipulation von Objekten gründet und Ausgangsidee für das Stück „Deal“ ist.

In der modernen Welt ist ein Handel („Deal“) ein sehr gewöhnlicher Vorgang. Er ist das Resultat menschlicher Interaktionen, welche – wissenschaftlich beleuchtet – zum Vorschein bringen, wer wir wirklich sind. Im seinem Vorgang offenbart der Handel die vielfältigen Konzepte, die hinter jedem seiner Rituale stehen: Großzügigkeit, Gier, Interesse, Philanthropie, Kompromiss, Vertrauen und Lüge. Durch physischen Ausdruck des Handelns und Körperbewegungen, die eine Mischung von Circus und zeitgenössischem Tanz darstellen, entführt uns diese Aufführung in ein außergewöhnliches Universum von Begegnungen und Konflikten auf zwei Ebenen – der Intersubjektivität und der Subjekt-Objekt-Beziehung – und gibt dabei den Blick auf deren Stärken und Schwächen schonungslos frei. „Deal“ ist ein multiples Konzept, welches sich im Prozess kontinuierlich aufbaut und wieder auflöst, konstruiert und dekonstruiert.

Erste öffentliche Einblicke des „work in progress“ wurden bereits in Spanien und Mexiko gezeigt, die Premiere des gesamten Stücks wird im Mai 2014 beim renommierten Festival für neuen Circus Pisteurs d'Etoiles in Frankreich stattfinden.

Mehr Informationen zu „Deal“Biografien KünstlerInnen

no formation – stART 2014

12., 13. und 17.09.2014

Information und ihre Bewegung. Eine musikalisch, multimediale Maschine.
Eine Koproduktion von stART, dem oenm und der ARGEkultur.
Uraufführung // Neues Musiktheater

Die stART Produktion 2014 stellt sich die Frage, wie Information verbreitet wird, welche Wege sie nimmt und welche nicht, denn sie kann nur Relevanz erhalten, wenn sie verwertet wird. Besonders die neuen Informationstechnologien erzeugen einen Fluss von scheinbar unendlich vielen Informationen. Dabei werden immer mehr NutzerInnen auch ProduzentInnen von Information, aber für wen? Wie treffen wir die Auswahl aus diesen Informationen, oder wird sie für uns getroffen, ohne dass wir es merken? Welchen „tweet“ verfolgen wir, welchen „Facebook“-Eintrag nehmen wir auf und welche dieser Informationen schicken wir weiter, weil wir diese Informationen unseren eigenen Netzwerken nicht vorenthalten wollen?

Für stART 2014 – „no formation“ werden wir den interdisziplinären Produktionscharakter weiter entwickeln und mit KünstlerInnen der Neuen Musik, der bildenden Kunst und der Medienkunst zusammenarbeiten. Im Zentrum der Zusammenarbeit dieser drei Disziplinen steht die Entwicklung einer kinetischen Maschine, die als musikalisch und multimedial bespielte Installation die Funktionsweise des Informationsflusses vermittelt. Als Trägerin der Information nutzt die Maschine das Prinzip der rollenden Kugel. Ein wesentlicher Anteil erfolgt in einem virtuellen, nicht mechanischen Verlauf. Dazu beauftragen wir eine Medienkünstlerin, die mit Hilfe einer Videoinstallation diesen Aspekt umsetzen wird. Der in Salzburg ansässige junge Tiroler Komponist Marco Döttlinger wird mit der Komposition beauftragt, welche das Orchester als Teil der Installation begreift. Die Dramaturgie wird von den MusikerInnen des oenm sowie zwei DarstellerInnen umgesetzt. Die MusikerInnen werden in die Installation integriert, sowohl was die musikalische wie auch die räumliche Position betrifft. Sie reagieren auf die Wege der Information, die die Maschine durchläuft. Anhand eines Kompositionsrasters, das unterschiedliche musikalische Bausteine dem jeweiligen Durchlaufen eines bestimmten Sektors der Maschine entspricht, wird die Dynamik der Information in eine musikalische Sprache übersetzt.

  • Regie Julia Wissert
  • Komposition Marco Döttlinger
  • Konzeption Marco Döttlinger, Markus Grüner-Musil

Mehr Informationen zu „no formation“ – stART 2014

erfolgreich erfolglos – Open Mind Festival

13.-23.11.2014

Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.
Samuel Beckett

2014 legt das Open Mind Festival den Fokus auf ein zentrales Prinzip des gesellschaftlichen Zusammenlebens: Das Scheitern. Damit beschäftigen wir uns mit jener, jeglichen Entwicklung impliziten Vorbedingung, die nach erfolgreicher Absolvierung „Fortschritt“ genannt werden kann. Sowohl politische wie wirtschaftliche Systeme, Kunst, Technologie oder soziales Experiment – ohne Misserfolg wäre keine Weiterentwicklung möglich. Doch in der heutigen Leistungsgesellschaft scheint kein Platz für Niederlagen und Misserfolg mehr zu sein, weder beruflich noch privat. Welche Wertschätzung bringt die Gesellschaft auf für das schmerzhafte Scheitern einer Liebe, beim Absturz in die Arbeitslosigkeit oder beim Untergang eines Lebenstraums? Ist die Weisheit „aus dem Scheitern würde man gestärkt hervorgehen“ nicht ein zynischer Kommentar derer, die erfolgreich sind? Das Scheitern gilt es zu aller erst zu verhindern. Nur dann ist es ein gelungenes Scheitern. Ob Geschlechterstereotype, Beziehungen, Karriere oder Wirtschaftssystem, erfolgreiche Niederlagen entstehen erst durch die Einsicht ihrer Existenz und den Willen, daraus zu lernen: „Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird.“ (Winston Churchill) Fehlschläge bieten eine Chance, weil man zwar nicht einfach aus ihnen lernen kann, aber gezwungen ist, sich gründlicher mit sich und seiner Umgebung zu beschäftigen. „Scheitern als Chance“, ob als Wahlslogan der von Christoph Schlingensief gegründeten Partei „Chance 2000“, als Stehaufmännchen-Prinzip eines Donald Duck oder als Kapitel in zahlreichen literarischen Ratgebern, die Kunst des Versagens ist nicht nur KünstlerInnen vorbehalten.

Ed Hauswirth
Foto (c) Johannes Gellner

Wer verliert, gewinnt – Die produktive Unproduktivität des aktiven Resignierens wird auf vielfältige Weise im Open Mind Festival 2014 präsentiert werden. Für die Erarbeitung der Theater-Koproduktion 2014 konnte das Theater im Bahnhof (Graz) mit dem Regisseur, Schauspieler sowie Künstlerischen Leiter Ed Hauswirth gewonnen werden. Bereits 2012 hatten wir mit der Wiener Garage X einen überregionalen Partner für das Festival.

Seit 2009 veranstaltet und produziert die ARGEkultur das Open Mind Festival, ein jährliches Festival unter der Prämisse „Kultur macht Thema“. Dieser themenbezogene Schwerpunkt präsentiert dabei in jeweils zehn Tagen unterschiedliche künstlerische und diskursive Zugänge unter einem annual wechselnden Motto. Die Auswahl der Themen orientiert sich an den wesentlichen Entwicklungen und Problemen unserer Gesellschaft, an aktuellen Widersprüchen und Unvereinbarkeiten und an (ethischen) Fragen zu Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität. Die Themen der letzten Jahre waren „Angst Macht dumm!“ (2009), „Hide or Seek. Mut zur Freiheit. Mut zur Flucht.“ (2010), „Frei von Schuld(en)“ (2011), „überLeben“ (2012) sowie „Befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein“ (2013).

Mehr Informationen zum Open Mind Festival 2014

Paradise on Stage – Tanztheater/Soundperformance

10 & 11.12.2014

Von Mirjam Klebel, Tomaz Simatovic und Matej Bonin in Koproduktion mit der ARGEultur

„Paradise on Stage“ ist eine experimentelle Tanz-Formation, die ganz neue choreografische Erfahrungen in den Mittelpunkt rückt. Die drei beteiligten KünstlerInnen erforschen Gefühlszustände, welche durch bestimmte Musikpartituren hervorgerufen werden. Ihr Ziel ist es, eine Musik zu kreieren, die ihr choreografisches Potential zum Ausdruck bringt. Die Regiearbeit übernimmt die Soundpartitur, der Tanz folgt diesem empathisch.

„Paradise on Stage“ ist als „work in progress“ konzipiert und soll bis zu seiner Premiere im Dezember 2014 in der ARGEkultur in verschiedenen Stationen öffentlich vorgestellt werden, um den Diskussionsprozess mit dem Publikum in die Performance einfließen lassen zu können. Die Pilot-Aufführung „The Risk of Empathy“ war im Rahmen des tanz_house Herbst 2013 zu sehen und behandelte die konfliktreiche Beziehung zwischen der Stärke und der Zerbrechlichkeit von Empathie – als Subjekt der Ästhetik, als Gegenwart und als Aufführungsmethode. Der Pilot-Aufführung wird eine Serie von Episoden folgen, welche während einer intensiven Forschungsphase in verschiedenen vorangekündigten Präsentationen in Salzburg, Wien und anderen internationalen Veranstaltungsorten aufgeführt werden. Jede Episode zielt darauf ab, eine weitere Stufe der Entwicklung darzustellen, um im Dezember 2014 in einer – von der ARGEkultur koproduzierten – vollständigen Tanzaufführung zu münden.

Mirjam Klebel: geboren in Salzburg, freischaffende Choreografin, Tänzerin, Pädagogin. Absolventin des SEAD (Salzburg Experimental Academy of Dance), arbeitet in Europa und den USA. Sie ist Mitglied von tanz_house Salzburg und unterrichtet derzeit am Mozarteum Salzburg, am SEAD und in den USA.

Tomaz Simatovic: geboren in Slowenien, freischaffender Choreograf, Tänzer, Tanzdozent. Seine choreografische Arbeit ist experimentell. Absolvent des SEAD, MA Choreographie am ArtEZ Arnhem. Unterrichtet derzeit am Mozarteum Salzburg, Akademie des Tanzes Ljubljana, Falmouth Universtity GB. Mitglied von tanz_house Salzburg und editta braun company.

Matej Bonin: Preisgekrönter slowenischer Komponist (zeitgenössische Musik), Studium an der Hochschule für Musik Ljubljana, Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Spezielles Interesse an performativen Qualitäten in der zeitgenössischen und elektronischen Musik.

Mehr Informationen zu „Paradise on Stage“ – Tanztheater/Soundperformance