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Open Mind Festival 2011

Frei von Schuld(en)

It's only after we've lost everything, that we're free to do anything. (Fight Club)

In den Industrieländern sind nach Angaben der OECD seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 mehr als 13 Mio. Arbeitsplätze vernichtet worden. Besonders hart trifft es junge Leute und Geringqualifizierte. 13 Millionen, die ohne irgendein Zutun ihren Job verlieren oder erst gar keinen finden, schuldlos, aber sicher nicht schuldenfrei. Gehen dann Menschen, die sich um ihre Chancen betrogen sehen, auf die Straßen und gehen dabei Fensterscheiben und Autos zu Bruch, gilt für die jeweiligen Regierungen die Unschuldsvermutung, während in bewährter Form schnell ein Sündenbock-Szenario gezimmert ist, drakonische Strafen und Pauschalverurteilungen inklusive, um für sich selbst auch noch politisches Kleingeld zu sammeln.
Tatsächlich wissen die Industriestaaten weder die massenhafte Ausdehnung der Prekariats-Flatrate zu bändigen noch wollen sie, scheint es, die globale Ausweitung der kapitalistischen Kampfzonen stoppen. Am Elend der Welt soll schließlich verdient werden und anstatt Ursachen zu bekämpfen, werden Symptome kuriert, in dem man versucht, das vorherrschende Finanzsystem zu retten. Fragt sich, wer in diesem Gefüge Krimineller und wer frei von Schuld(en) ist?

Cornelia Anhaus
Kuratorin Open Mind Festival

Selber schuld!

Dringlicher denn je fragt sich die Welt: Wie werden wir unsere Schulden wieder los? Wir können sie nicht einmal mehr weiterverkaufen, eine Schuld ohne Wert. Nicht, dass wir nicht selber daran schuld wären. Jahrzehntelang haben wir uns zurückgelehnt und ein System ermöglicht, dessen Scheitern nun die Zukunft diktiert.
"Schuld" ist ein elementares Prinzip der menschlichen Existenz. Dort, wo aus dem Individuum eine Gesellschaft wird, braucht es Regeln des Zusammenlebens, Recht und Unrecht wären ohne Schuld nicht denkbar. Auch in den Mythen dreht sich vieles um Schuld und Sühne: Prometheus bringt den Menschen das Feuer und muss für die neue Freiheit ebenso büßen wie Adam und Eva, hier mit Leberschaden, dort mit Zwangsverteibung und ewiger Schufterei. Immer dort, wo die Regeln gebrochen werden, lastet die Schuld (am besten auf der ganzen Menschheit). Aber ist nicht Gott Schuld, weil er - unbegründet - den einen Apfelbaum verbietet, oder das Feuer nicht hergeben möchte? Dort, wo das Recht keinen Sinn (mehr) macht, gibt es keine Schuld, sondern es bedarf neuer Regeln. Dort, wo die Wirtschaft nicht den Menschen dient, braucht es keinen zwanghaften Schuldenabbau, sondern ein anderes Wirtschaftssystem.

Markus Grüner-Musil
Künstlerischer Leiter ARGEkultur

Antworten und Hilfe zur Selbsthilfe bietet das Open Mind Festival 2011 der ARGEkultur. Diskursive wie künstlerische Elemente werden sich innerhalb von zehn Tagen intensiv mit der Thematik "Frei von Schuld(en)" auseinandersetzen. Im Zentrum des Festivals steht der Schuldvergnügungspark "Entschuldigung" von Julius Deutschbauer, ein Stationentheater inkl. Dornenkronenbastelkurse, Scheiterhaufenverkostung und Schulddisco.

Weiters wird der Autor und Musiker PeterLicht mit seinem neuen Album "Ende der Beschwerde" in der ARGEkultur gastieren, ebenso wie die Hörspielcrew oder die DDR-Punk-Legende Hans Narva. Im Programm auch ein Poetry Slam und eine Pecha Kucha Night jeweils zum Festivalthema, so wie ein Workshop in Zusammenarbeit mit mica austria "Überleben im Musikbusiness". Das österreichische Rechtssystem steht ebenso am Prüfstand wie das europäische Finanzsystem, wenn es um "Frei von Schuld(en)" geht. Traditionsbewusste BüßerInnen können im Sabotage-Beichtstuhl die Absolution erhalten und ihre Sünden am Tatort Arbeitsplatz im "Lexikon der Sabotage" verewigen, aus dem auch vorgelesen werden wird.

Begleitet wird das Festival auch in diesem Jahr vom "Open Mind"-Magazin. Enthalten ist nicht nur das detaillierte Programm, sondern auch zahlreiche Gastbeiträge, die die Themenbereiche des Festivals inhaltlich vertiefen.

Dass wir nicht sämtliche Aspekte des Schuld(en)erlasses bearbeiten konnten - Stichworte Berlusconi, Strauss-Kahn, Wiedereinführung des Fegefeuers, etc. - möge man uns verzeihen, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern ...

Cornelia Anhaus, Kuratorin Open Mind Festival
Markus Grüner-Musil
, Künstlerischer Leiter ARGEkultur

Sujet Festival 2011

Open Mind Festival 2011 - Magazin

Das kostenlos erhältliche Magazin zum Open Mind Festival 2011 können Sie als PDF hier herunterladen: Download

Open Mind Festival - Programm 2011

10.-19.

November

19:00 / Foyer

Sabotage-Beichtstuhl

Lesung "Lexikon der Sabotage" und Eröffnung der interaktiven Installation von Peter A. Krobath. Ausstellungsdauer: 10.-19.11., Beichtvater: Robert Presslaber.

10.-12.

November

20:00 / Saal & Studio

Julius Deutschbauer "Entschuldigung"

Schuld war nur der Bossa Nova. Stationentheater und Schuldvergnügungspark, u. a. mit Dornenkronenbastelkurs, Schulddisco & Unschuldslamm.

12.

November

14:00 / Seminarraum 1. OG

Überleben im Musikbusiness

Workshop mit Helge Hinteregger, mica – music austria. Anmeldung erforderlich (begrenzte TeilnehmerInnenzahl) unter office@argekultur.at oder Tel.: 0662-848784.

13.

November

20:00 / Saal

PeterLicht

Pop und Utopie mit großem Schallraum. Der Ausnahmekünstler live mit neuem Album "Das Ende der Beschwerde".

15.

November

20:00 / Studio

§278a – Gemeint sind wir alle!

Der Prozess gegen die Tierbefreiungs-Bewegung und seine Hintergründe. Lesung von Christof Mackinger und Birgit Pack mit anschließender Diskussionsmöglichkeit.

16.

November

19:00 / Studio

Die Verteilungsfrage: Staatsschulden und Wirtschaftskrise in der Eurozone. Ursachen, Erscheinungsformen und Auswege.

Diskussion u. a. mit Brigitte Ruprecht (ÖGB), Cornelia Staritz (ÖFSE), Renaud Vivien (CADTM), Moderation: Christian Zeller (AG Wirtschaftsgeographie).

17.

November

20:20 / Saal

Pecha Kucha Night Salzburg Vol. 10

In Kooperation mit jennycolombo.com // Anmeldung für Vortragende zum Festivalthema bis 10.11. unter www.pechakuchasalzburg.at // Support: John Bruno Quartet

18.

November

20:00 / Studio

Hans im Glück & Hands Up - Excitement!

Ein dokumentarisches Filmportrait über Hans Narva. Ein Leben auf Bewährung (D 2009, R: Claudia Lehmann, 62 Min.), danach Konzert mit Hands Up – Excitement!

19.

November

20:00 / Saal

Poetry! Dead or Alive?

Spezial-Slam zum Thema "Frei von Schuld(en)": 4 tote DichterInnen treten gegen 4 lebendige PoetInnen der Gegenwart an. Ticket gilt auch für das Konzert von HSC.

19.

November

23:00 / Saal

Hörspielcrew

Stattlich gehäufte Breaks, tieffrequente Bässe, geschmeidig rasante Reime, österreichischer Grime im Dialekt - Die HSC ist wieder da! Support: DJ Fresh Herbs.