JahresprogrammProduktionshausVeranstaltungshaus Produktionshaus ARGEkultur ARGEkultur Jahresprogramm 2012 Bei den Produktionsprozessen werden wir uns innerhalb der formalen Eckpunkte Choreografie, Theater, Medien und Musik bewegen. Die Möglichkeit, diese formale Trennung in den Produktionsprozessen aufzulösen, werden wir weiter nutzen, um damit einen offenen Performancebegriff zu suchen, bei dem Experiment und Innovation im Vordergrund stehen. Wesentlich dabei ist, dass die ARGEkultur Inhalte und Themen zu Beginn des Produktionsprozesses vorgibt, hier also als Initiatorin und als Labor agiert, und die Entwicklungsprozesse sowohl produktionstechnisch wie auch dramaturgisch begleitet. Die ARGEkultur ist also Produzentin im Sinne der Inhalte und Produktionsmittel, aber auch der Produktionsort, an dem diese entstehen und aufgeführt werden. Der gesamte Produktionsbereich hat auch Priorität bei der Mittelvergabe innerhalb des Kulturbudgets, hier investiert die ARGEkultur in die zeitgenössischen, innovativen Kunstformen und fördert damit auch regionale und freie Kunst- und Kulturentwicklungen. basics. Das Festival. "autopilot : intuition" 7. bis 11. März 2012 Medien/Kunst/Gesellschaft Das basics festival beschäftigt sich 2012 mit der aktuellen gesellschaftlichen Bedeutung von Intuition, in der Medienkunst wie in wissenschaftlichen Bereichen sowohl im Hinblick auf Produktions- als auch Rezeptionsformen. Gegründet auf Erfahrung, Wissen und Gefühl macht sich die Intuition ein Bild von einer Situation und hilft so mit, diese für uns ohne Kenntnis aller tatsächlichen Informationen einschätzbar zu machen. Auf diesem unmittelbaren Erkennen, sowohl im künstlerischen Prozess als auch in ihrer Fortschreibung der Erfindung neuer Technologien (Intuition als das Mittel zur Erfindung, Henry Poincaré, 1908), dessen Veränderung durch Medien und gesellschaftlichen Wandel liegt der Fokus des basics festival 2012: "autopilot : intuition". Das basics festival stellt somit den zentralen Programmteil im Bereich Medienkultur der ARGEkultur im Jahr 2012 dar, was auch durch die Realisierung einer Koproduktion mit Georg Hobmeier (Arbeitstitel: „Errors, glitches and other mistakes in the life of an unreedemed technology lover“) im Rahmen des Festivals sichtbar gemacht wird. Das basics festival wurde 2003 als Kooperation von vier Salzburger Kultur- und Bildungsstätten – der ARGEkultur, der galerie5020 und dem Medienverein subnet in Zusammenarbeit mit dem Lehrgang MultiMediaArt der Fachhochschule Salzburg – gegründet und thematisierte von der ersten Festivalausgabe 2004 an unterschiedliche Anwendungskontexte neuer Medientechnologien und ihre Wirkungen in Kunst und Gesellschaft. Ein Festival zu Medien, Kunst, Gesellschaft verbindet einerseits durchaus abzugrenzende Einzelfelder und andererseits PartnerInneninstitutionen mit je eigenen Ausrichtungen und Schwerpunkten. Das Profil dieses Festivals ist somit geprägt vom Zusammenspiel wissenschaftlich-theoretischer Auseinandersetzungen, Performance und Klangkunst, Video- und Medienkunst und anderen medienkulturellen Zugängen. Veranstaltungsankündigung & Details Basics - autopilot-intuition / Georg Hobmeier - Foto (c) Sabine Bruckner stART 2012: „Utopien“ – nach Thomas Morus 25. bis 28. Mai 2012 Neues Musiktheater Die neue Produktion des stART-Festivals basiert auf einem der Klassiker der europäischen Literatur, dem Werk „Utopia“ von Thomas Morus. 1516 veröffentlichte der spätere Kanzler des englischen Königs Heinrich VIII. das Buch, das bis heute als wesentlicher Beitrag zur politischen Philosophie der Neuzeit gilt. Darin zeichnet Morus das Bild einer idealen Gesellschaft anhand der fiktiven Insel Utopia. Utopia beschreibt das soziale, wirtschaftliche und politische Leben einer idealen Gesellschaft. Es beschreibt die Aufgaben und Rechte jeder/jedes Einzelnen und ihren/seinen Beitrag für das Gemeinwesen. Es definiert aber auch die Verantwortung des Staates für die/den Einzelne/n. Morus scheut sich dabei nicht, sehr konkrete Angaben zu machen: Er beschreibt das Arbeitsleben und sein Ausmaß, das den Menschen nicht nur beschäftigen sondern auch eine erfüllende Existenz ermöglichen soll. Er macht Vorgaben über das soziale Zusammenleben, von der gemeinsamen Speisung bis hin zur gemeinsamen Kultur und dem gemeinsamen Diskurs, er sorgt für Krankenwesen und Altersvorsorge. In der Welt von Utopia ist kein Geld notwendig, es wird so viel erwirtschaftet, wie die Gesellschaft braucht. Die materiellen Güter sind für alle in der Gemeinschaft verfügbar. Die Interpretationen von Morus „Utopia“ finden sich in vielen politischen Ideen der jüngeren Geschichte. Man kann der „Utopia“ aus einem sozialistischen, heidnischen, machtpolitischen, kapitalistischen, reformerischen oder idealstaatlichen Blickwinkel entgegentreten. Morus hat mit seiner „Utopia“ nicht nur den Begriff der Utopie erfunden, er skizziert hier modellhaft die wesentlichen Themen und Probleme einer Gesellschaft, die auch im Europa des 21. Jahrhunderts unser Zusammenleben bestimmen. Diese Aktualität der Themen und die kontroverse Darstellung haben uns veranlasst, dieses Werk als Ausgangsbasis für eine neue Produktion zu verwenden. Wir versuchen, die Ideen der „Utopia“ in ihrer historischen Qualität der Gegenwart und ihren Brennpunkten gegenüber zu stellen. Denn ebenso wie vor 500 Jahren stellt sich auch heute nicht nur die Frage, wogegen wir sind, sondern welche Ziele und welche Lebensmodelle wir anstreben. Wie auch in den letzten Jahren ist die stART-Produktion ein Auftragswerk für junge aufstrebende KünstlerInnen, die aber in ihrer Formensprache und ihren Ausdrucksmöglichkeiten bereits qualitativ hochwertig produzieren. KünstlerInnen der neuen Musikkomposition treffen auf junge KünstlerInnen aus anderen Disziplinen. Wir möchten dabei besonders neue, experimentelle Kombinationen in der Zusammenstellung der formalen Mittel fördern. Die klassische Form der Oper ist hier nicht Ziel des Projektes. Wir haben uns daher entschieden, die Texte für die stART-Produktion 2012 von KünstlerInnen aus der Poetry-Slam-Szene erstellen zu lassen. Die AutorInnen sind u. a. Markus Köhle und Mieze Medusa. Die Komponisten sind Marco Döttlinger (Tirol), Amr Okba (Ägypten) und Shahriyar Farshid (Iran). Es spielt das oenm. Veranstaltungsankündigung & Details Utopien - Foto (c) Wolfgang Lienbacher „democrazy - how to peel an onion without crying“ - cieLaroque / helene weinzierl Oktober 2012 Performance/Choreografie Nichts ist demokratischer, als selbst zu entscheiden. Was man tut, was man sieht, was man konsumiert. Ein Hoch auf die Entscheidungsfreiheit in unserer westeuropäischen, demokratischen Gesellschaft. Wir dürfen tagtäglich aus dem großen Pool an verfügbaren Möglichkeiten wählen: zu Fuß oder mit dem Bus, TV oder illegaler Download, blond oder brünett, Papaya oder Mango? Alles ist verfügbar, alles steht zur Auswahl, alles können wir ganz nach unseren Bedürfnissen gestalten. Warum also instrumentieren wir nicht auch eine Gruppe von 3-4 PerformerInnen, um unseren Abend so zu gestalten, wie wir es gerne hätten? Endlich einmal basisdemokratische Mitbestimmung aus dem Zuschauerraum. Vier TänzerInnen bieten dem Publikum eine neutrale Bewegungsphrase an. Simpler, schnörkelloser Tanz. Glamourloses täglich Brot eines/einer jeden Performers/Performerin. Erst durch die Partizipation des Publikums wird dadurch etwas. Etwas jeden Abend aufs Neue Einzigartiges. Das Publikum entscheidet selbst, was es sieht – glaubt es zumindest. Doch wie werden die Entscheidungen gefällt? Wer bestimmt, was die Mehrheit ist? Wer lässt sich von wem beeinflussen? Wollen wir immer die Entscheidungen für uns selbst treffen? Wer stimmt wie sein/e NachbarIn? Welche Kompromisse sind wir bereit, einzugehen, damit unser/e FavoritIn gewinnt? Wie gehen wir mit der Macht um, auch für andere mitzubestimmen? Wer traut sich, seine Meinung zu artikulieren? In the end, it is all up to you! (Or that’s at least what we’ll make you think …) Konzept / Regie / Choreografie: Helene Weinzierl In Zusammenarbeit mit Helena Arenbergerová, Yuri Korec, Viviana Escalé, Honza Malik Musik: Oliver Stotz Licht: Peter Thalhamer Veranstaltungsankündigung & Details Democrazy - Foto (c) Wolfgang Lienbacher „The Entertainer“ - Tomaž Simatović Oktober 2012 Performance/Choreografie Die Performance „The Entertainer“ beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld von technologischem Fortschritt und sozialer Vereinsamung. Dort, wo neue Technologien als virtuelle Schnittstellen soziale Interaktion ersetzen, tritt das Gefühl der Einsamkeit in den Vordergrund der menschlichen Realität. Einsamkeit entwickelt sich auch aus dem Gefühl der Abhängigkeit, dem ausgeliefert sein von Mechanismen, die man selbst nicht steuern kann. Gerade in der Arbeitswelt mit ihren kapitalistischen Standards ist die Relevanz der Individualität in den Hintergrund getreten, auch in der Arbeitswelt der Choreografie ist man an Muster und Strukturen gebunden, die nur scheinbar Individualität ermöglichen. Die Choreografie orientiert sich an der Ausdrucksform des Cabaret-/Varieté-Begriffes in der französischen Tradition, die Gesang, Tanz, Akrobatik und Clownerie vereint. Mit diesen Mitteln wird „The Entertainer“ auch zu einer politischen und sozialen Satire. Project Director and Choreography: Tomaž Simatović Performers and Research: Špela Vodeb, Zoe Alibert, Patrick Lander, Felipe Salazar Koproduktion von tanz_house, ArtEZ Arnhem und ARGEkultur Veranstaltungsankündigung & Details The Entertainer - Foto (c) Sabine Bruckner Open Mind Festival 2012 „ÜberLeben“ 15. bis 25. November 2012 Themenfestival mit Theater-Koproduktion Die ARGEkultur hat sich immer schon zum Ziel gesetzt, Ort kritischen Diskurses und offenen und konstruktiven Dialogs zu sein. Mit künstlerischen und diskursiven Ausdrucksformen werden sowohl politisch und gesellschaftlich relevante, wie auch brisante Themen aufgegriffen und kritisches wie auch ästhetisches Denken angeregt. Seit 2009 erfolgt eine Bündelung und Konzentration dieser Aufgaben in einem jährlichen Themenfestival im November, dem Open Mind Festival. Das Programm des Festivals 2012 „ÜberLeben“ stellt sich die Frage, inwiefern wir unser Leben (er)leben oder tatsächlich nur unser Überleben organisieren, wie unser menschliches Denken vom archaischen Selbsterhaltungstrieb dominiert wird und zu welchen Formen der Kreativität wir im Existenzkampf, in Zeiten von Ressourcenknappheit und Weltwirtschaftskrise, fähig sind. Das Festival 2012 soll dem Überleben das frei gewählte (Er)Leben gegenüberstellen – es gilt nicht, die Existenz zu ertragen, sondern selbst zu gestalten. Durch verschiedenste Veranstaltungen, Diskussionen und Workshops ermöglichen wir innerhalb von 10 Tagen unterschiedlichste Blickwinkel, Zugänge und Perspektivenwechsel. Besonders hervorzuheben ist die – im Rahmen des Open Mind Festival präsentierte – Koproduktion mit dem Theater Petersplatz „Garage X“, welche im November 2012 ihre Premiere in der ARGEkultur feiern wird. Open Mind Festival 2012 Open Mind Festival 2012 - Foto (c) Wolfgang Lienbacher