"Utopien"
von Thomas Morus, Mieze Medusa und Markus Köhle (Uraufführung). Kompositionen von Shahriyar Farshid (Iran), Amr Okba (Ägypten), Marco Döttlinger (Österreich). Es spielt das oesterreichische ensemble für neue musik.
25., 26. & 28.05.2012
Welche Gesellschaft wollen wir? Diese Frage stellt sich die neue Produktion von stART und präsentiert literarische und musikalische Utopien in einem gemeinsamen Musiktheaterprojekt.
Drei junge Komponisten und zwei LiteratInnen der Poetry Slam Szene wurden beauftragt, der idealen Welt von vor 500 Jahren ihre aktuellen, ganz individuellen Utopien gegenüberzustellen. Entstanden ist ein kritische Auseinandersetzung mit der Idee einer idealen Welt und die Forderung nach einer mündigen und freien Gesellschaft.
Die neue Produktion des stART Festivals basiert auf einem der Klassiker der europäischen Literatur, dem Werk „Utopia“ von Thomas Morus. Er zeichnet darin das Bild einer idealen Gesellschaft anhand der fiktiven Insel Utopia.
„Utopia“ beschreibt das soziale, wirtschaftliche und politische Leben dieser idealen Gesellschaft. Es beschreibt die Aufgaben und Rechte jeder/jedes Einzelnen und ihren/seinen Beitrag für das Gemeinwesen. Es definiert aber auch die Verantwortung des Staates für die/den Einzelne/n. Morus scheut sich dabei nicht, sehr konkrete Angaben zu machen: Er beschreibt das Arbeitsleben und sein Ausmaß, das den Menschen nicht nur beschäftigen, sondern auch eine erfüllende Existenz ermöglichen soll. Er macht Vorgaben über das soziale Zusammenleben, von der gemeinsamen Speisung bis hin zur gemeinsamen Kultur und den gemeinsamen Diskurs, er sorgt für Krankenwesen und Altersvorsorge. In der Welt von „Utopia“ ist Geld nicht notwendig; es wird so viel erwirtschaftet, wie die Gesellschaft braucht, die materiellen Güter sind für alle in der Gemeinschaft verfügbar.
Die Interpretationen von Morus' „Utopia“ finden sich in vielen politischen Ideen der jüngeren Geschichte. Man kann der „Utopia“ aus einem sozialistischen, heidnischen, machtpolitischen, kapitalistischen, reformerischen oder idealstaatlichen Blickwinkel entgegentreten, viele ideologische Konzepte des 19. und 20. Jahrhunderts sind von diesen Ideen beeinflusst. Morus hat mit seiner „Utopia“ nicht nur den Begriff der „Utopie“ erfunden, er skizziert hier modellhaft die wesentlichen Themen und Probleme einer Gesellschaft, die auch im Europa des 21. Jahrhunderts unser Zusammenleben bestimmen. Diese Aktualität der Themen und die kontroverse Darstellung haben stART veranlasst, dieses Werk als Ausgangsbasis für eine neue Produktion zu verwenden. Dabei wird versucht, die Ideen der „Utopia“ in ihrer historischen Qualität, der Gegenwart und ihren Brennpunkten gegenüber zu stellen. Denn ebenso wie vor 500 Jahren stellt sich auch heute nicht nur die Frage, wogegen wir sind, sondern welche Ziele und welche Lebensmodelle wir anstreben.
Mieze Medusa und Markus Köhle, bestens bekannte VertreterInnen der österreichischen Poetry Slam Szene, haben neue literarische Utopien verfasst, die sie auch selbst bei den Aufführungen präsentieren werden. Drei junge Komponisten aus dem Iran, Ägypten und Österreich haben den Auftrag erhalten, neue Werke dazu zu erarbeiten. Die Kompositionen von Shahriyar Farshid, Amr Okba und Marco Döttlinger idealisieren nicht die Utopien, sondern führen die kritische Auseinandersetzung zwischen Gesellschaft und Individuum mit musikalischen Mitteln weiter.
Eine Neuproduktion von stART – Festival aktueller Musik.
Besetzung
- Texte von Thomas Morus (in der Bearbeitung von Elisabeth Skokan und Andreas Schachermayr), Mieze Medusa, Markus Köhle
- Komposition Shahriyar Farshid (Iran), Amr Okba (Ägypten), Marco Döttlinger (Österreich)
- DarstellerInnen Mieze Medusa, Markus Köhle, Christian Sattlecker
Es spielt das oenm
- Flöte Irmgard Messin
- Klarinette Andreas Schablas
- Schlagzeug Rizumu Sugishita
- Klavier Nora Skuta
- Harfe Dolores Rauter
- Violoncello Peter Sigl
- Dirigent Hideto Nomura
In Kooperation mit dem Department of English and American Studies der Universität Salzburg.
Department of English and American Studies
stART-Produktion
Wie auch in den letzten Jahren ist die biennale stART Produktion ein Auftragswerk für junge KünstlerInnen in Salzburg, welches in Zusammenarbeit mit der ARGEkultur und dem oenm zur Uraufführung gebracht wird.
stART versucht neue Wege für musikalisch-performative Projekte zu gehen: Junge, aufstrebende KünstlerInnen der neuen Musikkomposition treffen auf junge KünstlerInnen aus anderen Disziplinen. Die Förderung dieser Talente wird durch den Zusammenschluss in Produktionsteams ermöglicht, die einen inhaltlichen und formalen Austausch unterschiedlicher künstlerischer Denk- und Arbeitsmuster erlauben.
Ziel dieser Produktionsstruktur ist es, gesellschaftlich relevante Themen mit Hilfe neuer künstlerischer Entwicklungen zu bearbeiten. Die Komposition und die Aufführung von Neuer Musik sind dabei ein wesentlicher künstlerischer Anteil. Der oder die anderen Teile setzen sich immer neu zusammen. stART ist damit immer auch eine experimentelle Produktionsform, die Ausdruck einer eigenständigen künstlerischen Identität ist.