Sabotage-Beichtstuhl
Lesung "Lexikon der Sabotage" und Eröffnung der interaktiven Installation von Peter A. Krobath. Ausstellungsdauer: 10.-19.11., Beichtvater: Robert Presslaber.
ARGE open mind festival
Frei von Schuld(en)
Ausstellungsdauer (an Festival-Spieltagen): 10.-19.11. (ausgenommen 14.11.), jeweils 1½ Stunden vor Veranstaltungsbeginn // Beichtvater: Robert Presslaber.
„Dem Motor ist es wurscht, was er kriegt, dem Schnösel nicht.“ Tankwart
„Wir waren technisch nicht bewandert, und so schnitten wir einfach mit der Schere alle Kabel durch.“ Sekretärin
Es gibt unerlaubte Handlungen im (Berufs-)Leben, von denen durchaus geredet wird – aber nur hinter vorgehaltener Hand. Was im privaten Jargon gerne als Notwehr oder Heldentat umschrieben wird, ist juristisch gesehen nichts anderes als Betriebskriminalität. Die Statistiken von Ermittlungsbehörden und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften besagen, dass diese Form der Kriminalität in Österreich und Deutschland in den letzten Jahren gestiegen ist. Im Speziellen nehmen Unterschlagungs- und Diebstahldelikte am Arbeitsplatz deutlich zu, aber auch Produktpiraterie und Industriespionage. Aus der Sicht der AkteurInnen stellen sich diese Sachverhalte meist entspannter und oft auch amüsant dar. Die Rede ist vom notwendigen Aufbessern des Gehalts in prekären Arbeitsverhältnissen; vom Reiz der unwiderstehlichen Gelegenheit; vom Mitschneiden und Mitnaschen, weil es die Anderen und ganz besonders „die da oben“ auch tun; von der zwar nicht erlaubten, aber legitimen Eigeninitiative und der sozialen Rebellion.
Bernhard Halmer und Peter A. Krobath haben sich in den letzten Jahren umgehört und zu Papier gebracht, was eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Naturgemäß konnten sie diese ganz anderen Erzählungen aus der Arbeitswelt nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen. Doch ob wahr, geschönt oder eine urban legend – das Lexikon der Sabotage gibt einen spannenden und soziologisch interessanten Einblick in die psycho-soziale Befindlichkeit von ArbeitnehmerInnen und freien MitarbeiterInnen.
Das Open Mind Festival 2011 möchte den Autoren helfen, einen zweiten Band des Lexikons der Sabotage zu füllen, und gleichzeitig die BesucherInnen des Sabotage-Beichtstuhls von ihrer Schuld freisprechen.
Keine Angst, kommen Sie näher und treten Sie ein in die verborgenen Regionen des Arbeitsalltags! Uns sind Ihre Geschichten willkommen: die kleinen Gaunereien, das ungenierte Mitschneiden, das raffinierte Fälschen, die soziale Rebellion, das sanfte Verweigern, das clevere Austricksen – uns ist bei der Erteilung der Absolution nichts unheilig. Um auch amtierenden und ehemaligen PolitikerInnen die Teilnahme zu ermöglichen, finden die jeweiligen Aufzeichnungen der Beichten nur im Einverständnis mit den PönitentInnen statt und werden völlig anonymisiert durchgeführt und evtl. literarisch festgehalten. Der Beichtvater wie auch der Beichtstuhl selbst schaffen die für ein derartiges Gespräch nötige Intimität.