Symposium „Kollektive Kränkungen“
Mit Isolde Charim (Philosophin, VIE), Klaus Ottomeyer (Psychologe, K), Nenad Vukosavljević (Friedensaktivist, Centre for Nonviolent Action Sarajevo) u. a.
ARGE schwerpunkt
open mind festival
Im Rahmen des Symposiums „Kollektive Kränkungen“ soll den zugrunde liegenden Mechanismen kollektiver Kränkungen nachgegangen werden. Ziel ist es, kollektive Kränkungen als Ursache von Gewalt und Radikalisierungsprozessen genauer zu analysieren, dafür zu sensibilisieren und Gegenstrategien zu entwickeln. Ebenso geht es um die Rolle, die Humor und Satire im künstlerischen, medialen und pädagogischen Kontext in dieser Auseinandersetzung spielen.
Eine Veranstaltung von Friedensbüro Salzburg und Open Mind Festival.
Dauer: ganztätig.
Kollektive Kränkungen und ihre Auswirkungen begegnen und begleiten uns auf vielfältigste Weise im Alltag, egal, ob es sich um Mikroaggressionen, Vorurteile, Rassismus, Populismus oder um Diskriminierung bis hin zu Radikalisierungsprozessen, Extremismus, Gewalt und Krieg handelt. Die Gefolgschaft der Kränkung bildet eine Reihe von abwertenden, ausgrenzenden und entwürdigenden sozialen Interaktionen, denen alle Kränkungselemente eigen sind. Dazu gehören sowohl im „tatsächlichen“ Leben als auch via Internet (Stichworte: Hass-Postings & Hetze) Diffamierung und Diskreditierung, Verleumdung und üble Nachrede, besonders aber die Diskriminierung. Letztere bedeutet soziale Benachteiligung aufgrund von Faktoren wie ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter, Behinderung, religiöses Bekenntnis oder sexuelle Präferenz. Satire kann ein Mittel sein, um diese Mechanismen aufzudecken, aber auch eine Form von Beleidigung oder Beschämung, welche kollektive Kränkungen auslöst.
Geht man der Frage nach, welche Hintergründe und Ursachen hinter Gewalt- und Fanatisierungsprozessen stehen, stößt man in vielen Fällen auf unbearbeitete Kränkungserfahrungen. Diese spielen sowohl auf der individuellen Ebene als auch auf der kollektiven Ebene von Klein- und Großgruppen eine entscheidende Rolle. Unter solchen kollektiven Kränkungen versteht man Verletzungen, die durch kränkende Zuschreibungen oder durch aktuelle oder vergangene systematische Diskriminierungs- und Verfolgungserfahrungen einer Großgruppe entstehen, mit der man sich mehr oder weniger identifiziert.
Kollektive Kränkungen, so unterschiedlich deren Art und Ursprung auch sein mögen, sind im Alltagsleben vieler Menschen präsent und weisen mehrere, einander ähnelnde Mechanismen auf. Diese Phänomene können von Generation zu Generation weitergegeben werden und somit über einen langen Zeitraum wirken. Zudem ist die Gefahr der Instrumentalisierung von kollektiven Kränkungen sehr ausgeprägt und von besonders großer aktueller Bedeutung.
Humor und Satire
Humor ist ein ambivalentes Mittel, um sich mit kollektiven Kränkungen auseinanderzusetzen. Zum einen gelingt es damit vor allem im pädagogischen Kontext, moralisierende und allzu belehrende Zugänge in den Hintergrund zu drängen und quer verlaufende, kreative Ansätze zu ermöglichen. Zum anderen sind gerade nach den terroristischen Anschlägen der letzten Jahre Meinungsfreiheit und die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks zunehmend zu gefährdeten Gütern geworden, die es zu verteidigen gilt.
Humor und Satire treffen aber immer wieder auch auf zentrale Elemente von kollektiven Kränkungen, mögen diese irrational oder gut begründet sein; von den Auseinandersetzungen um den sogenannten Karikaturenstreit in Dänemark über die Reaktion der türkischen Regierung auf die „Böhmermann-Affäre“ bis zu den tödlichen Anschlägen auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ zeigen sich unterschiedlich heftige Reaktionen, denen gemeinsam ist, dass sie auf kollektiven Kränkungen basieren oder zumindest mit diesen begründet werden.
Die Frage, was Humor und Satire soll, muss und darf, ist daher von einer äußerst aktuellen gesellschaftlichen Brisanz. Aufgrund ihrer Ambivalenz bedarf es dabei gleichermaßen differenzierender wie provokanter Fragestellungen und Antworten.
Programm
Freitag, 17.11.2017 • Vorabendprogramm
19:30 |
|
|
Mit Gerhard Haderer (Karikaturist, Linz), Younes Al-Amayra (Satiriker, Berlin) & Isolde Charim (Philosophin/Autorin, Wien). Moderation: Elisabeth Klaus (Universität Salzburg)
Eintritt frei
|
Eine Veranstaltung von Friedensbüro Salzburg und Open Mind Festival.
In Kooperation mit: Stadt Salzburg - 88gegenrechts; Land Salzburg, Runder Tisch Menschenrechte, Literaturhaus Salzburg.
Gefördert durch die Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung.
Leitung: Cornelia Anhaus, Hans Peter Graß, Kristina Langeder.