Muslimisches Satire-Kalifat „Datteltäter“
Abschluss des Symposiums „Kollektive Kränkungen“. Support: Salzburger KabarettistInnen: Julia Bernerstätter, Martin Salzbacher & Dschihad der Pazifist.
ARGE schwerpunkt
open mind festival
Das islamische EmpÖrium hat einen Namen: Datteltäter.
Mit Satire, Kopftüchern und Bärten beleuchten sie gesellschaftskritische Themen rund um den deutschen Alltag, gängige Stereotypen und Vorurteile von und vor allem gegenüber MuslimInnen und erklären den Bildungsdschihad. Gestartet vor zwei Jahren, können die Datteltäter mittlerweile über 60.000 Likes auf Facebook und 56.000 AbonnentInnen auf YouTube verzeichnen, sowie einige virale Videos.
In einer Satire-Lecture geben sie Einblicke in und Ausblicke auf ihr Tun. Moderation: Nedžad Mocevic.
Die „Datteltäter“, ein Wortspiel aus „Dattel“ und „Attentäter“, das sind Hibat-Ullah Khelifi, Farah Bouamar, Younes Al-Amayra, Fiete Aleksander, Marcel Sonneck und Nour Khelifi. Seit Juni 2015 öffnen sie mit humorvollen und satirischen Videos eine Tür in den Alltag von MuslimInnen in Deutschland und Österreich. Sie zeigen „Dinge, die nur Kopftuch tragende Frauen kennen“, treten im „endgültigen Hipster-Flüchtlings-Battle“ gegeneinander an und fliegen zum „Magic Ramadan“ auf dem Teppich durch Berlin.
Im Mai 2016 haben sie ihren YouTube-Kanal auf die Hauptbühne der zehnten re:publica geholt und ihre erste Liveperformance fernab von Bildschirmen und Gefällt-mir-Buttons hingelegt. Kurz darauf gewinnen sie den Oscar des Internets, den Webvideopreis, in der Kategorie „Newcomer des Jahres“. Seitdem mischen sie in der YouTube-Szene mit. In diesem Jahr nominiert für den CIVIS Medienpreis, den Integrationspreis der deutschen Bundeskanzlerin, den Grimme Online Award (in zwei Kategorien gewonnen) und den Smart Hero Award für sozial engagierte Heldinnen und Helden im Internet (ebenfalls gewonnen), haben sie längst die Aufmerksamkeit von Politik, Gesellschaft und Kunst auf sich gezogen.
Das Satire-Kalifat „Datteltäter“ will mit den weit verbreiteten und allseits beliebten Bildern über „den Islam“ und „die Muslime“ brechen und in Eigenregie eigene Perspektiven entwickeln, aufzeigen und ein Narrativ schaffen, das der Lebensrealität der in Deutschland und Österreich lebenden MuslimInnen entspricht. Frei von Fremdzuschreibungen wollen die YouTuberInnen selbst entscheiden, wie sie gesellschaftskritische Fragen und Inhalte umsetzen. Es geht dabei nicht darum, möglichst viele Menschen vor den Kopf zu stoßen, sondern darum, Denkanstöße zu liefern und den Leuten den Spiegel vorzuhalten. Die Datteltäter wollen zwischen Mehrheitsgesellschaft und der muslimischen Minderheit vermitteln, Vorurteile abbauen und zu Selbstkritik anregen. „Wir bauen eine Brücke zwischen den Kulturen, um sie dauerhaft begehbar zu machen“, erklärt Farah Bouamar die Mission der Datteltäter. „Unsere Zuschauer reisen mit uns in den Alltag von Muslimen und lernen so die kleinen und großen Tücken des Muslim-Seins in Deutschland kennen. Gleichzeitig halten wir der muslimischen Community den Spiegel vor. Im Kern geht es darum, den Stein zum Rollen zu bringen und neben den offensichtlichen Haha-Effekten auch Aha-Effekte beim Zuschauer zu erzielen.“
Was so gut online in Form von Kurzvideos und auf Konferenzbühnen geklappt hat, soll durch den Austausch mit den MacherInnen der Videos in Form einer interaktiven Video-Diskussions-Session im Rahmen des Symposiums „Kollektive Kränkungen“ intensiviert werden. Ein seltenes Ereignis, bei dem das gesamte 6-köpfige Team zusammen eine Satire-Lecture abhält.
Als Support treten drei Salzburger Nachwuchs-KabarettistInnen auf, die ebenfalls mit „Humor gegen Extremismus“ aufzutreten wissen.