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ARGEkultur Jahresprogramm 2018

Produktionshaus ARGEkultur

Die ARGEkultur versteht sich als nachhaltige, regionale und vereinzelt auch überregionale Auftraggeberin für innovatives Kulturschaffen.

Im Gegensatz zu vielen anderen kulturellen Einrichtungen sieht die ARGEkultur die Notwendigkeit, neue Kunst in Auftrag zu geben und als Produzentin zu begleiten. Denn Salzburg braucht nicht nur die Erhaltung des kulturellen Erbes oder die Neuinterpretation des bestehenden Werkrepertoires; gerade Salzburg braucht neue, zeitgenössische Kunst, die sich mit der Gegenwart und Zukunft der Region auseinandersetzt.

2018 produziert die ARGEkultur in den Disziplinen Tanz, Theater und der „neuen Musik“. In der Zusammenstellung der Produktionen spiegelt sich die wesentliche inhaltliche Ausrichtung des Programmes wider.

Als Produzentin versuchen wir, Rahmenbedingungen zu schaffen, um neue Entwicklungsprozesse und Herangehensweisen zu ermöglichen; die ARGEkultur funktioniert als künstlerisches Labor. Inhaltliche Vorgaben und Impulse zu setzen ist ebenso Teil unserer Aufgabe wie eine dramaturgische Begleitung und eine professionelle Umsetzung. Um diese Rolle als Produzentin ausfüllen zu können, ist es notwendig, die finanziellen und strukturellen Ressourcen der ARGEkultur auf diesen Bereich zu konzentrieren. Der Produktionsbereich genießt daher Priorität bei der Mittelvergabe. Im Gegensatz zu reinen Veranstaltungshäusern investieren wir in zeitgenössische, innovative Kunstformen und fördern damit auch freie Kunst- und Kulturarbeit.

„Oberösterreich“ von Franz Xaver Kroetz

21.02.–22.03.2018

Koproduktion mit Hildegard Starlinger

Irgendwo in der Gegend, am Land, ein ganz normales Ehepaar. Auf den ersten Blick ist bei Anni und Heinz alles in Ordnung, auf den zweiten auch noch, alles geht seinen Lauf. Bescheiden, aber zufrieden wird das Leben geführt, Visionen ausgemalt und Pläne geschmiedet – und das muss für ein ganzes Leben reichen; bis eine unerwartete Schwangerschaft den Druck erhöht. In einer Gesellschaft, die Besitz und Konsum zum sozialen Wertmaßstab erhebt, kann alles zum Störfaktor werden, was die Konsumleistung einschränkt – selbst ein Kind. Als Ausdrucksmittel für die provinzielle Enge bedient sich Kroetz einer dialektalen Kunstsprache, die die Fallhöhe zwischen Sprachgewalt und Dumpfheit widerspiegelt und unterschwellige Aggressionen sichtbar macht. Im Unaussprechlichen entfaltet das Stück seine tragisch-komische Tiefe.

Die Theatermacherin Hildegard Starlinger inszeniert in Koproduktion mit der ARGEkultur das brisante Stück von Franz Xaver Kroetz mit einem neuen Blick auf die feinen Risse in unserer Gesellschaft, die plötzlich zu Gräben werden, bewegungsintensiv, mit aktuellen Interviews und Musik. Ihr besonderes Interesse gilt den Lebensentwürfen in einer Gesellschaft, die mehr und mehr auseinanderdriftet. Das Gefälle ist nicht nur ökonomisch und sozial zu vermessen, sondern auch im Wahlverhalten bzw. Bildungsniveau erkennbar. Ängste prägen das alltägliche Leben und machen den Blick auf das Leben enger. Diesen gilt es, ebenso wie den Sehnsüchten und Sorgen der Menschen nachzuspüren.

Der politische Hintergrund der Handlung ist auch gegenwärtig hochaktuell. Das Auseinanderklaffen wirtschaftlicher und sozialer Welten wird auch in westlichen Gesellschaften eine immer größere Herausforderung. Die Unterschiede sind vielfältig, zeigen sich im politischen Spektrum in den Bereichen Bildung und Ausbildung, der Arbeitswelt, im Stadt-Land-Gefälle, vor allem aber auch in den unterschiedlichen individuellen Möglichkeiten, sein Leben nicht nur zu akzeptieren sondern auch selbst zu gestalten. Mit den Ängsten der Menschen wird oftmals politisches Kleingeld gemacht, sozial Schwächere werden gegen sozial noch schwächere Gruppen ausgespielt. Das Stück „Oberösterreich“ von Franz Xaver Kroetz verkörpert nicht nur das Land Oberösterreich, sondern vielmehr die Seele einer Bevölkerungsschicht, die häufig in den Hintergrund gerät.

  • Regie und Produktion Hildegard Starlinger
  • Regieassistenz Anna Adensamer
  • Choreografische Assistenz Hector Palacios & Stella Blanc, trak dance ensemble
  • Bühne Alois Ellmauer
  • Kostüme Elke Gattinger
  • Musik & Komposition José Fernando Elias
  • Video & Audio Markus Weisheitinger-Herrmann
  • Technik Gunther Seiser
  • Darsteller*innen Anna Morawetz, Wolfgang Kandler
  • Tanz Anna Adensamer
  • Dramaturgie Hildegard Starlinger, Anna Morawetz, Markus Grüner-Musil

Hildegard Starlinger

Hildegard Starlinger
Foto (c) Stefan Karlhuber

„Viel gut essen“
von Sibylle Berg und Kreisky

08.& 09.03.2018

Koproduktion mit dem Rabenhof Theater Wien

Die Nerven liegen blank: Homo-Ehe, Migration, Euro-Krise, Feminismus! Sibylle Berg und die aufsässigen Wut-Rocker der Band Kreisky räsonieren endlich mal ordentlich drauf los!

Sibylle Berg, eine der unmittelbarsten und bissigsten Autorinnen der deutschen Gegenwartsliteratur, hat gemeinsam mit Kreisky, der „übellaunigsten Band der Welt“, ihr Erfolgsstück „Viel gut essen“ für diese Koproduktion des Rabenhof Theater Wien und der ARGEkultur adaptiert und selbst Regie geführt.

Hier die Mahnungen der politisch Korrekten, dort der Widerspruch der Reaktion: „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen.“ In dieser Gemengelage eines ständigen „Empört euch!“ monologisiert ein moderner Jedermann. Weiß, heterosexuell, gut bürgerlich, gesund und in den besten Jahren, hat er beruflich nicht ganz das Erwartete erreicht, nicht ganz die erhoffte Familie gegründet, und nun wird auch noch sein Wohnviertel gentrifiziert und demnächst wahrscheinlich unbezahlbar. Ein erschreckend normaler „Verlierer“ eben, dem qua Geburt jedoch das Gewinnen fest versprochen war. Sibylle Berg lässt ihn über den Zustand unserer Gesellschaft schimpfen, klagen, räsonieren, begleitet von einem Männerchor, der „Volkes Stimme“ spricht und dabei zunehmend ungemütlich wird.

Sibylle Bergs Text kommt der Musik und der Erzählhaltung von Kreisky sehr nahe. Ein Mensch am Abgrund, ein Mensch in der Verteidigungshaltung. Kein netter Mensch, aber einer, den man vielleicht besser verstehen kann als einem lieb ist.

Kreisky kehren nach mehreren Konzerten in der ARGEkultur in neuer Funktion zurück – sechs neue Songs geben dem Stück einen ganz besonderen Charakter.

Die Premiere fand im Rabenhof Theater Wien im Oktober 2017 statt, im März 2018 wird diese Koproduktion in der ARGEkultur in Salzburg zu sehen sein.

Das ist Musiktheater im allerbesten Sinn. Und eine kluge, zeitgemäße, aufwühlende und ja, auch wahnsinnig witzige Studie in Entfremdung.
Profil
  • Von Sibylle Berg und Kreisky
  • Mit Kreisky (Franz Adrian Wenzl, Martin Max Offenhuber, Lelo Brossmann, Klaus Mitter)
  • Chor Bernd Supper, Willi Landl, Maximilian Atteneder
  • Bühne Dominique Wiesbauer
  • Kostüme Amelie Goetzl
  • Komposition Chor Michael Mautner

Sibylle Berg

Sibylle Berg

Kreisky

Kreisky

stART 2018
HYMNEN UND LIEDER DES 21. JAHRHUNDERTS

Szenisches Konzert mit 18 Uraufführungen

21., 22. und 25.09.2018

Eine Koproduktion von stART - Festival aktueller Musik, oenm und ARGEkultur

Land der Berge, Land am Strome / Land der Äcker, Land der Dome / Land der Hämmer, zukunftsreich! / Heimat großer Töchter und Söhne, / Volk, begnadet für das Schöne, / Vielgerühmtes Österreich. / Vielgerühmtes Österreich. – Allein nur in der ersten Strophe der Bundeshymne: Land, Land, Land, Land, Land, Heimat, Volk, Österreich, Österreich!

Trotz der Änderung des Texts nach geschlechtergerechten Prinzipien: Wenn Sprache, in diesem Falle gesungene Sprache, Denken, Handeln und Sein beeinflussen – ist dann dieses Land nicht auch der fruchtbare Boden, auf dem gerade das Unkraut völkisch-nationalistischen Denkens wieder in voller Blüte steht?

Die faktische Realität sieht vielerorts dennoch und – trotz aller konservativen bis reaktionären Anstrengungen - noch immer anders aus: Ethnische, geschlechtliche, kulturelle und religiöse Diversität prägt unsere globalisierte, vernetzte Gesellschaft …

Wie könnten Hymnen für diese pluralistische Gesellschaft jenseits von Land, Land, Land klingen? Könnten diese Hymnen nicht vom Zwischenmenschlichen handeln statt von Staaten und Völkern? Und gibt es nicht alltägliche, kleine, widerständige Dinge, die uns alle betreffen und uns genauso miteinander verbinden, egal welcher Nationalität wir angehören? Ließen sich diese Dinge nicht auch in Liedern besingen?

Neun Autor*innen unterschiedlichster Gattungen, Sprachen, Herkunft und unterschiedlichsten Alters haben Texte für Hymnen und Lieder verfasst; neun Komponist*innen zeitgenössischer Musik haben diese Texte vertont; neun Musiker*innen des oenm und ein neunköpfiger Chor bringen die Hymnen und Lieder zu Uraufführung.

Mitsingen erlaubt!

Mit Texten von Birgit Birnbacher, Marko Dinic, Yamen Hussein, Markus Köhle, Elke Laznia, Niklas L. Niskate, Alexandra Pazgu, Mercedes Spannagel, Sophia Szymula

Mit Kompositionen von Alexander Bauer, Johanna Doderer, Marco Döttlinger, Amr Okba, Elisabeth Naske, Josef Ramsauer, Seda Röder, Wolfgang Seierl, Shane Woodborne

Eine Koproduktion von stART, oenm und ARGEkultur

 

„trails“

Oktober 2018

Koproduktion mit der der editta braun company

„trails“ nimmt zum Ausgangspunkt eine der einfachsten, grundlegendsten, reduziertesten Bewegungen des Menschen: das Gehen – als „aufrechter Gang“ immerhin zugleich das, was uns vom Tier unterscheidet. Das Gehen zieht Spuren, und wenn sich Spuren kreuzen geht es ums Mit- und Gegeneinander.

Den Raum schaffen auf den Hintergrund projizierte, minimal bewegte Bilder aus Nikolaus Geyrhalters Film „Homo Sapiens“; von verlassenen Industrieruinen, von zuwachsenden Städten und von der Natur, die sich langsam zurückerobert, was wir ihr einst genommen haben. Die Komposition geht von den natürlichen Geräuschen aus, die in diesen Filmsequenzen zu hören sind.

Wenn wir gehen kommt mit der Körperbewegung der Geist in Bewegung. Man könnte aber auch mit Thomas Bernhard feststellen: „Wir gehen mit unserem Kopf.“ Ausgangspunkt sind Referenzen aus Filmen des griechischen Regisseurs Theo Angelopoulos. Stille Gruppen ruhig und beharrlich dahinziehender Menschen vor eindrucksvollen, weiten, kaum bewegten Landschaften.

Nikolaus Geyrhalters Film liefert eine visuelle Bearbeitung über die Endlichkeit menschlichen Seins, über die Fragilität unserer Existenz, das Ende des industriellen Zeitalters und über das, was es ausmacht, Mensch zu sein. In dieser langsamen, poetisch anmutenden Welt, die das menschliche Verschwinden zeigt, wird die Choreografie das Verschwinden des Menschlichen gegenüberstellen. Zu gehen bedeutet seine eigene Entwicklungsfähigkeit kritisch zu hinterfragen, die Spuren der Hinterlassenschaft mit den Bewegungen der Gegenwart in Beziehung zu setzen.

  • Tanz Paula Dominici, Kamil Mrozowski, Jerca Rožnik Novak, Ornilia Ubisse
  • Künstlerische Leitung, Kreation, Ausstattung Editta Braun
  • Komposition Thierry Zaboitzeff
  • Filmausschnitte Nikolaus Geyerhalter (Homo Sapiens)
  • Lichtdesign Thomas Hinterberger
  • Dramaturgie Gerda Poschmann-Reichenau
  • Choreografische Assistenz Anna Maria Müller
  • Ko-Regie Arturas Valudskis

Editta Braun

Editta Braun
Foto (c) Bettina Frenzel