guerilla closing party feat. Chicks on Speed (DJ Set), Electric Indigo & irradiation live
DJ Lena (Con.trust|Sound Kitch'n) feat. Abillity (Hinterland|Hillbilly). Visuals: Elektro Hermann & Taxon
ARGE guerilla
convention 08 dj culture
Nach dem Motto „A revolution I can't dance to is not my revolution“ gestaltet sich die closing party der guerilla convention 08. In bester Do-it-yourself Elektro-Punk-Manier beweisen die KünstlerInnen dieses Abends, dass hedonistischer Musikgenuss und politisches Bewusstsein sich nicht ausschließen, sondern als soziale Konstrukte einander in ihrer Entwicklung bedingend eine durchaus fruchtbare Symbiose bilden können. Und damit „Kunst nicht zur Spielwiese für Leute, die alles haben, verkommt“ ist der Eintritt zur Party frei.
Wobei sich die „Headliner“ des Abends ohnehin nicht als „professionelle Musikerinnen“ bezeichnen, sondern Kiki Moorse, Ex-Chick on Speed, einst den Satz prägte „Nur der Dilettant kann heute ein Genie sein“. Dennoch ist die seit über 10 Jahren bestehende Formation alles andere als eine Anfängergruppe. Die ehemaligen Kunststudentinnen mit Faible für Elektroclash-Sound erreichten im Jahr 2000 mit der Coverversion des alten Hits der weiblichen Punkband Malaria „Kaltes Klares Wasser“ zu ihrer eigenen Überraschung internationale Bekanntheit.
Doch Musik machen ist nur eine ihrer Facetten. Der Zusammenarbeit auf der Bühne folgte das eigene Label Chicks on Speed Records, auf dem derzeit KünstlerInnen wie Gustav, Le Tigre oder Kids on TV zuhause sind. Sie waren im Kunstfilm „The Visitors“ der Regisseurin Deborah Schamoni als Aliens in New York zu sehen, wo sie in bunten Patchworkdecken durch die U-Bahn hüpften. Für den Pariser Concept Store Colette gestalteten sie das Schaufenster mit Graffiti und Klebeband so, als wären die Scheiben demoliert worden. Mit dem Ergebnis, dass die Kunden den Eingang nicht mehr fanden. Inzwischen designen sie ihre Klamotten selbst, u. a. auch für „Fashion against AIDS“.
Dass die Geschwindigkeitshühner bei all dem Treiben nicht selbst unter die Räder des Pop Art Business kommen, dafür sorgen sie selbst, u. a. mit ihrem letzten Album „Art Rules!“ auf dem sie den Kunstmarkt, weltweit fünftgrößter Wirtschaftssektor, in dem groteske Summen umgesetzt werden ins Visier nehmen. Die angesprochene aktuelle EP ist Teil einer ganzen Kampagne, die durch eine Performance und ein Video vervollständigt wird. Gemeinsam mit dem schottischen Künstler Douglas Gordon, dessen Videoinstallationen und Kunst-Filme teils legendär sind („24 Hour Psycho“, „Zidane: A 21st Century Portrait“), üben Chicks On Speed harsche Kritik, gerichtet gegen den „2007er Kunst-Trash von Kassel, Venedig und Basel“, wie die offizielle Pressemeldung verlautbart. „Art Rules!“ wurde bereits in einigen der wichtigsten Museen der Welt – u.a. dem Centre Pompidou in Paris und dem Museum of Modern Art in New York – aufgeführt.
Bei der convention closing party in der ARGEkultur treten die beiden Chicks on Speed-Gründungsmitglieder Alex Murray-Leslie und Melissa Logan an die Plattenteller, um mit einem quietschbunten DJ Set und performativen Live-Elementen ihren Electroclash Wildstyle unters tanzende Guerilla-Volk zu bringen.
Von „Female: Pressure“ zeugt auch der Liveact von Electric Indigo & irradiation, beide Pionierinnen der österreichischen DJ-Szene, die nicht nur die Wiener Elektronikszene maßgeblich beeinflussten. Die 2008 initiierte Zusammenarbeit lässt sich live auf einen gemeinsamen Nenner bringen: eine geradezu apodiktische Funkiness.
Für den durchgehenden Beat des Abends sorgt DJ Lena feat. Ability, die durch die Fusion von schrägen, kantigen und experimentellen Sounds mit funktionellen Beats ihre HörerInnen fordert.
Die visuelle Bespielung der Location übernehmen die Salzburger VJ-Formationen Elektro Hermann & Taxon.