Hier gehts nicht um die neueste Technik zur Identifikation der relativen Einwohnerzahl von Queensland, vielmehr kann Mann oder Frau mittels QR-Codes verschlüsselte Botschaften beispielsweise im urbanen Stadtraum hinterlassen. Womit wir im Fall von Salzburg also doch wieder bei relativ wären was die Urbanität betrifft.
"I hate the fact that everything, every fucking thing, every action and every fucking attitude, every rebellion and every indecency - everything - turns into design, sooner or later."
(Zitat aus "The Cocka Hola Company")
In Wahrheit ist es doch so, dass Guerilla die einzige politische Gesinnung ist, die es geschafft hat, den des politischen Sinns beraubten Lebensraum "Alltag" zu okkupieren. Vom Feind gern als parasitär entlarvt, ist es den Guerilleros in unzähligen Schlachten gelungen, die größten Triumphe und Niederlagen in einem feiern zu können. Mit dem Antlitz Che Guevaras war ihm das T-Shirt schon zu Lebzeiten auf den heroisierten Leib geschneidert worden. So ist es eigentlich nur diesem konsequenten Siegeszug zu verdanken oder eben einem historisch völlig missverstandenem Ereignis, dass Guerilla vor allem auf der Ebene des Lifestyle eindeutiger Image-Gewinner auf der Beliebtheitsskala der politischen Toten ist. Im 3. Jahrtausend eröffnen die ersten Designer-"Guerilla-Stores" ohne auch nur mit der Wimper über den Widerspruch von Form und Inhalt zu zucken.
Wo die deutsche Filmindustrie mit RAF-Terror hollywoodesk die Kassen zum Klingeln bringen kann, ist die politische Herkunft des Begriffs zwangsweise zu vernachlässigen. Und während im Sommer aus der Schweiz vermeldet wurde, die Befreiung Ingrid Betancourts aus den Fängen der kolumbianischen FARC-Guerilla sei ein teurer Medienfake, rief ein gestreifter Sportartikelkonzern zur EURO 08 die Guerilla Marketing Challenge aus.
Don't believe the hype oder doch Grund genug, ein Festival, mehrere conventions, überhaupt einen Jahresschwerpunkt zu dem Thema zu veranstalten? Natürlich, sagen wir.
Schließlich haben Guerillastrategien schon längst, wenn nicht überhaupt zu allererst in der Kunstwelt Einzug gehalten, um dann wie immer als schlechte Kopien am Markt zu landen. Doch soll die Kunst jetzt avantgardistisch nihilistisch reagieren oder hat sie nicht viel mehr den existentiellen Auftrag als einzige wirkungsvolle Taktik für, nieder, mit, weil dem Pöbel und so gegen Finanzmärkte, politische Missstände und Konzernstrukturen zu agieren? Natürlich, sagen wir.
Und veranstalten die guerilla convention 08 als Angebot, sich nicht in palästinensischen Trainingslagern fort zu bilden, sondern mit dem Fahrrad gut erreichbar in der Nachbarschaft- sozusagen "Fahr nicht fort, gueriller im Ort."