Mittendrin statt nur dabei
ARGE: Andreas Rebers zum 25. MotzArt-Geburtstag.
Die Warnung war im Titel verpackt: Wenn schon die Auswüchse und Platitüden unseres Lebens mit dem messerscharfen Kabarett-Skalpel offengelegt werden sollen, dann doch gleich "Lieber vom Fachmann". Und da war man mit dem neuen Programm von Andreas Rebers, dem aktuellen Träger des Deutschen Kleinkunstpreises, am Samstagabend auf dem Fest zum 25. Geburtstag des Salzburger Kabarett-Festivals MotzArt in professionellen Händen.
Virtuos an Klavier und Ziehharmonika entlarvte er mit seinen "Arbeiter- und Liebeslieder in der Tradition von Brecht und Bohlen" Stück für Stück unsere verlogene Gegenwart: Politische Correctness, Familienehre, Bourgeoise und linke Oberschicht, USA und Osama - nichts war vor Rebers flinken Händen und Zunge sicher. Immer wieder schloss sich der Kreis aber beim Sinn des Daseins, von Rebers Hypothese eines dreisätzigen Dahinvegetierens (das Leben als Idee, Gewohnheit, Witz) bis hin zur traurigen Erkenntnis im "Bademeisterlied": "Das ganze Leben sitzt man nur am Rand". Eine Metapher setzte der Tristesse des Todes vor dem Tod die Krone auf: Das Leben als Stau am Irschenberg. Hier geht nichts mehr weiter.
Apropos: Geehrt wurde beim Geburtstagsfest MotzArt-Begründer Christian Wallner. Er wurde mit dem Goldenen Stadtsiegel überrascht. Wie nicht anders zu erwarten, bedankte sich Wallner zu späterer Stunde mit einer bissigen Version der Internationalen: "Völker, leert die Regale".
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