Faust im Fastforward
MotzArt-Auftakt: Quast und Mosetter.
Spaßige Erinnerungen an die erste Faust-Lektüre haben nur die wenigsten. Denn typischerweise wird der literarische Lehrerliebling erstmals in der Schulzeit nach Strich und Komma durchgekaut - und das natürlich mit dem einem Nationalepos angemessenen Ernst. Keine Scheu vor dem Text und noch weniger Respekt vor den gelehrten Betrachtungen darüber zeigen Michael Quast und Philipp Mosetter in ihrem Lesekabarett "Faust I", das am Donnerstag in der ARGE das 25. MotzArt-Festival eröffnete.
Die beiden Frankfurter schlüpfen dabei in die Rolle des Lesers und des Lehrers, des Lektors und des Dozenten. Während sich Quast als spielfreudig grimassierender, leidenschaftlicher Liebhaber des Goethe-Textes präsentierte, gab Mosetter den Freund der wissenschaftlichen Analyse, der das Feuer seines Gegenübers kanalisiert und gelegentlich seine eigene Lebens- und Liebesgeschichte im Faust wiedergespiegelt sieht. So filetieren sie eifrig das Goldene Kalb der deutschen Literatur, entdecken beim Schnelldurchlauf durch das sakrosankte Werk versteckte Erläuterungen der Quantenphysik (so weit war Goethe seiner Zeit voraus), feministische Fluchtmetaphern und reichlich sexuelle Anspielungen. Quast und Mosetter bedienen sich dabei äußerst geschickt aus der Bonmots-Bonbonniere der Bildungsbürger, lassen bekannte Verse in neuem und wissenschaftliche (Über-)Interpretationen in schrägem Licht erscheinen. So spaßig war die Faust-Lektüre selten, aber wer hat schon einen Michael Quast zu Hause.
© Christoph Pichler, SVZ