Im April 2007 ist die ARGEkultur der Stadt Salzburg einen angekündigten
Programmpunkt schuldig geblieben. Zu Karfreitag gab es keine "ER-Lösung?" dafür
aber einen der jährlich ritualisierten Kunstskandale der Stadt, und das
ausnahmsweise schon bevor das Werk überhaupt das Licht der Welt erblicken
durfte. Ob die führenden Aktivisten der Kampagne damit wirklich die religiösen
Gefühle derer geschützt haben, die sie vorsorglich in Schutzhaftung
genommen haben blieb somit ein Geheimnis?
In 2007 wird dieses Geheimnis auch nicht gelüftet werden können,
weil ein anderes im Zentrum der diesjährigen Untersuchungen der ARGEkultur
steht - das Leben, Sterben und Totsein in Salzburg. Welche Rolle spielt der
Tod im Kunstschaffen einer Kulturvollzugsanstalt, die das Sterben auf dem Domplatz
zur ritualisierten ästhetischen Tradition erhoben hat?
Bertolt Brecht wollte sich bereits in den 50er Jahren des Themas annehmen und einen "Salzburger Totentanz" verfassen, doch dazu kam es nicht. Er selbst war Skandal bevor er auch nur eine Zeile veröffentlichen oder gar inszenieren konnte.
Der bis heute tradierte Abwehrreflex gegen zeitgenössisches Kunstschaffen ist womöglich der beste Weg Geheimnisse zu bewahren. Tote Kunst bzw. die Kunst von Toten stellt kaum Fragen und ist die sicherste Einnahmequelle einer Stadt, die vor allem im Erinnerungsgewerbe tätig ist und deren Modernität sich gern auf den gut inszenierten Blick in die Vergangenheit beschränkt.
Nichtsdestotrotz hat es sich die ARGEkultur auch in 2007 zur Aufgabe gemacht wieder ganz unzeitgemäß Fragen zu stellen. Auf der dokumentarischen Suche nach dem "Salzburger Geist" und im Rahmen einer "Langen Nacht der Zensur" wird eine Bestandsaufnahme betrieben, die im Totentanz 07 über Kunst, Macht, Tod, Brecht und ER-Lösungen in einer Jedermann-Stadt ihren vorläufigen Höhepunkt aber keinen Abschluss findet - lebendige Kultur ist nun mal ein ewig andauernder Prozess.
Marcus Hank (März 2007)