Basics-Festival
Symposium und Kunstprogramm vom 8. - 16. Mai 2004
Kooperation der ARGEkultur mit FH
MMA, Galerie 5020 und subnet
Basics ist das Festival für aktuelle Kunstprojekte und theoretische Reflexionen, das sich mit der Schnittmenge neuer künstlerischer, medientechnologischer und gesellschaftlicher Perspektiven auseinandersetzt.
Basics spricht es aus: Es geht um Grundlagen, Strukturen und künstlerische Perspektiven der Neuen Selbstverständlichkeiten, die uns umgeben. Basics ist Grundlagenwissen, aus dem sich neue Vorstellungen gewinnen lassen, Basics ist auch ein Anklang an eine früher weitverbreitete Programmiersprache, die zur Popularisierung der Auseinandersetzung mit Technologie beigetragen hat, Basics sind schliesslich Kleidungsstücke, die man besitzt, ohne über deren Funktion nachzudenken und die gerade damit unmittelbarer Ausdruck der Kultur sind.
Basics sind die Selbstverständlichkeiten, an die wir uns gewöhnt haben. Gewohnheiten, Produkte und Designs werden zum Ausgangspunkt einer künstlerischen und gesellschaftspolitischen Reflexion des Wissens, der Strukturen, Tricks und Kompetenzen, die notwendig für den Umgang mit diesen Neuen Selbstverständlichkeiten sind.
AUSSTELLUNG
Technologien und ihre Ver/sprechungen - das subtile Zusammenspiel einer scheinbaren Akzeptanz von ausgereiften technologischen Möglichkeiten mit konzeptueller Kritik, eine Bearbeitung von Illusionismen kulturindustrieller Praktiken mit einer analytischen Reflexion von medienspezifischen Besonderheiten - stehen im Zentrum der Ausstellung. Entgegen einem Anleitungsschema für adäquate Nutzungen arbeiten und bewegen sich die vorgestellten Arbeiten in den Zwischenräumen der Technologieentwicklung und -anwendung: Sie greifen auf, definieren und lenken um, und suchen andere Formen des Erzählens, Darstellens und Handelns zu entwickeln.
VERANSTALTUNGEN
Performance
"Ihr Tag hat 24 Stunden" - die hatte er vielleicht früher schon, aber nun bedeutet uns das: erreichbar sein, flexibel sein, auf dem Sprung sein, die Chance mag ja zum Greifen nah sein: Fitte Körper, denen das Wiedererkennen unter dem Image misslingt - die aber das nächste Karriereziel erreichen. Dauertelefonieren, denen schon Ohrenschützer und Stab genügen, um - verbunden oder nicht - monologisierend durch die Straßen zu ziehen.
Die Perfomances "Ah! Make (It) Up" der Choreografin Anna Tenta (CH/A) und "Sendi" der serbischen MedienkünstlerInnen Rena und Vladan Jeremic verbindet ein genauer und zuweilen satirischer Blick auf den Post-Kommunikations-Alltag. KommunikationspartnerInnen sind darin nicht mehr zwingend notwendig, "the less i see of you, the more i care" (E. Costello).
Concert/Club
Prägend auf jeden Fall für beide die Sozialisierung mit der Basis des Techno-Hijacking und Sampelns: HipHop. Total Science und Funkstörung stehen heute für die innovative Erneuerung der Electronic Music. Total Science (u.a. Metalheadz, Reinforced)können als Wegbereiter des Break Beat gelten und spielen seit "Champion Sound" eine dominierende Rolle im Drum & Bass. Die Veröffentlichungen von Michael Fakesch und Chris de Luca alias Funkstörung waren immer wieder überraschend - als Elektronikfrickler mit "appetite for disctruction", wie als Remixer von Björk oder Jay Jay Johannsen. Über die neue LP "Disconnected" lässt sich also leicht sagen: Die nächste Überraschung kommt bestimmt.
Matrix Preloaded
Die Veranstaltungsreihe 'Matrix Preloaded' wirft aus der Perspektive von Film und Fernsehen einen weiteren Blick auf basics - Filmlectures und eine prominent besetzte ExpertInnenrunde wird ausgehend von den gezeigten Film- und Fernsehbeispielen über aktuelle Aspekte diskutieren.
WORKSHOPS
In Anbetracht der zunehmenden Kommerzialisierung des Netzes und der damit verbundenen Einschränkung und Bevormundung der NutzerInnen, eröffnet die WLAN-Technologie neue Möglichkeiten zum Aufbau freier Netze, die nicht von ökonomischen Interessen, sondern von den Interessen und Bedürfnissen der AnwenderInnen geformt werden.
WLAN als Grundlage für die selbstbestimmte Gestaltung von Netzwerken steht im Zentrum der Workshops, die im Rahmen des Basics Festivals veranstaltet werden. Ziel dieser Workshops ist es vor allem Anwendungskenntnisse zu vermitteln, die es den TeilnehmerInnen ermöglichen, diese Technologie für sich zu nutzen.
Neben der theoretischen Auseinandersetzung mit den Motiven, Zielsetzungen und Modellen von Community Networks (WLAN Basics), werden vor allem auch praktische Anwendungskenntnisse über die Konfiguration und Installation von WLAN (WLAN mit GNU/Linux) und den Bau von Antennen (Antennenbau) vermittelt.
SYMPOSION
Das Symposion verbindet künstlerische, technologische und politische Perspektiven. Vortragende aus unterschiedlichen Bereichen thematisieren aus ihren Blickwinkeln das Spannungsverhältnis von technischer und gesellschaftlicher Medienentwicklung. In einer Abschlussdiskussion werden die alle Anwendungsbereiche verbindenden Probleme erörtert, so auch die Frage nach Dispositiven, mittels derer soziale, politische und ökonomische Grenzen gezogen werden, die jenseits technologischer Bedingungen liegen. Ebenso sollen die Potentiale und sozialen Elemente, die in Technologien enthalten sein können, danach befragt werden, wieweit mit diesen Grenzen unterwandert und Gegen-Diskurse entwickelt werden können.
Jeanette Hofmann, die unter anderem am letzten WSIS teilgenommen hat und Geert Lovink setzen sich mit politischen Strategien, sozialen Konzepten und wirtschaftlichen Interessen zum "freien" Internet auseinander.
Von künstlerischer und kunstwissenschaftlicher Seite beleuchten Hans Ulrich Reck, Claus Pias und Margarete Jahrmann diesen Prozess, den H. U. Reck in der Kunst treffend als Häufung "synästhetischer Erregungserlebnisse" beschrieben hat.
Grenzen, Potentiale und Möglichkeiten der Technologie aus netzaktivistischer und gestalterischer Sicht werden vom Internetforscher Armin Medosch ("Freie Netze"), dem ehemaligen ICANN-Direktor und Mitglied des Chaos Computer Club Andy Müller-Maguhn und der Designerin Helma Töpper diskutiert.
Die Designer Peter Post (Studio Dumbar) und Sebastian Oschatz sowie die Künstler Leo Lass und Gregor Ladenhauf setzen sich mit den Grundlagen der Gestaltung von Medienwelten auseinander und zeigen Veränderungen im Prozess der medialen Kreation auf, die sich durch neue Technologien und deren Anwendbarkeiten ergeben.