Es gibt in Wien nun bereits mehr als ein halbes Dutzend literarischer Kabaretts; [...] und das Publikum geht in die Kabaretts, weil sie [...] in ihren Darbietungen den geistigen Zusammenhang mit der Zeit zu finden bemüht sind
, begeistert sich die Arbeiter-Zeitung noch im Februar 1934. Ein Bericht der Bundespolizeidirektion sieht in den Programmen der Kleinkunstbühnen jedoch bereits ein Jahr später eine Fortsetzung der [...] berüchtigten Politischen Cabarets
und versichert, dass diese durch Organe der Bundespolizeidirektion auch weiterhin unter Anlegung eines sehr strengen Maßstabs kontrolliert werden
. 1937 ist dann Schluss mit den meisten Kleinkunstbühnen – der Vorwurf: Kulturbolschewismus. 1938 gehört Österreich dann zum Deutschen Reich. Eine Zeitzeugin reflektiert rückblickend: Draußen spielte sich erregtes politisches Theater ab, bei uns saßen still und wie nicht begreifend die Zuschauer.
Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich oft. Dieser – oft fälschlicherweise Mark Twain zugeschriebene – Aphorismus sollte uns vor dem historischen Kontext des Austrofaschismus und in der aktuellen politischen Situation in Österreich zum sehr genauen Hinschauen und Nachdenken ermutigen.
Daher: Begreifen Sie mit uns das erregte politische Theater
unserer Zeit. Die ARGEkultur ist dafür der richtige Ort. Ob drei, fünf oder zehn aus 33 Kabaretts – immer geht es dabei um uns. Denn damals wie heute gilt, was der österreichisch-ukrainische Kabarett-Autor Jura Soyfer über seine Kunst bereits 1937 schrieb: Diese Theaterspielerei geht uns an, von unserem Leben ist sie erfüllt, unsere Probleme stehen zur Diskussion, über unsere Sache wird hier verhandelt.
Ihr Sebastian Linz
Alle Zitate aus: Alfred Pfoser / Béla Rásky / Hermann Schlösser: Maskeraden. Eine Kulturgeschichte des Austrofaschismus. Salzburg 2024