Michael Altinger
"Schöner Arsch - oder das Ende vom Ich" - Österreich-Premiere
ARGE kabarett
29. MotzArt Kabarett Festival
Lange Zeit war ich auf der Suche. Auf der Suche nach einem Begriff, der in gleicher Weise negativ und positiv gesehen werden kann.
„schöner Arsch“ war schließlich mein bester und einziger Treffer.
Über einen „schönen Arsch“ freut sich jeder, der ihn hat. Ins Gegenteil verkehrt sich's, wenn man eben selbiger ist. Der schöne Arsch ist also ein Spielball zwischen „Haben“ und „Sein“. Das gefällt mir! Und genau deshalb hab ich den „schönen Arsch“ von beidem befreit.
Es sei dem zahlenden Konsumenten überlassen, dem Arsch seine Bewertung zu erteilen. Dem Altinger-Arsch.
Aber natürlich geht's mir noch um weit mehr!
„schöner Arsch“, das beschreibt auch das letzte große Ziel meiner Generation. Und in allererster Linie geht's mir natürlich um mich selber und die Frage: Bin ich mein eigener Arsch oder nur die Summe der Ärsche, die man von mir erwartet?
Begleitet wird diese Wahnsinns-Show wie immer von der einmaligen Ein-Mann-Band Martin Julius Faber.
Michael Altinger – Warum es ihn gibt und was aus ihm geworden ist
„Dass es mich gibt, hab ich dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass es im Februar 1970 am Gardasee ununterbrochen regnete und es damals in Hotelzimmern noch keine Fernseher gab. Wie meine Eltern auf die Idee kamen, im Februar mit dem Auto an den Gardasee zu fahren, um dort ihre Flitterwochen zu verbringen, bleibt bis heute eines der vielen Mysterien meines Lebens. Vielleicht hatten sie Angst vor Reisen mit dem Flugzeug? Angst, vor einer möglichen Entführung? Seltsam, ich wurde in „Landshut“ geboren. Schlechter Scherz!! Pfui!!! Wie das Wetter war, als ich dann im November auf die Welt geworfen wurde, konnte mir keiner sagen. Aber dass „Der große Preis“ mit Wim Thoelke im Fernsehen lief, das weiß mein Vater noch ganz genau.
Ob mein Werdegang auf Erbmaterial oder erzieherische Maßnahmen zurückzuführen ist, keine Ahnung. Vielleicht hat ja einer meiner ganz frühen Vorfahren meinen Eltern ausreichend Komiker-Gene mitgegeben, damit sie mich zu dem erziehen können, was ich heute bin. Ja, meine Eltern müssen Komiker-Gene in sich tragen, sonst wäre das ja wohl nie passiert, das mit dem Gardasee. Genau, alles klar.
Um ein Haar wäre das mit der Komiker-Erziehung allerdings schief gelaufen. Ich wurde Pfarrjugendleiter, später Sozialpädagoge und mein Endziel hieß: Papst. In meinem Zimmer stand ein Altar, überall Heiligenbilder und getaufte Goldhamster. Ich habe nie für Schule oder Studium gebüffelt, stattdessen bin ich ständig irgendwo rumgekniet und hab um gute Noten gebetet. Keiner meiner Schutzheiligen wollte mich erhören und zudem sind mir immer mehr Goldhamster beim Taufen ersoffen und überhaupt: Es machte keinen Spaß mehr, meine Predigten an mein „80er-Jahre-Jugendzimmer-Tapeten“ zu richten. Ich brauchte Publikum, also Frauen! Viele Frauen!
Frauen, die vor Verzückung ihre Augen verdrehen, wenn sie nur meine Stimme hören und sich dazu im Bikini an meinem Swimmingpool räkeln!! Oh ja, das wollte ich. Also, sie hätten beim Räkeln am Pool selbstverständlich auch wesentlich mehr Kleidung tragen dürfen und ihre Augen, muss ich sagen, hätten sie beim verzückten Räkeln, gar nicht mal zu sehr verdrehen müssen, aber, naja, um ehrlich zu sein: Eigentlich ging's mir gar nicht so sehr um die weibliche Verzückung. Mir hätte es schon gereicht, wenn sie einfach mal gegrüßt hätten, … wenn ich gegrüßt habe. Oh, wie fühlte ich mich belogen und betrogen. Seelisch und körperlich benutzt und vernichtet. Ich war völlig am Ende, aber zwei Stunden später hab ich sie getroffen. Sie, die mich vom Fleck weg gegrüßt hat und da wusste ich: Sie meint es ernst mit mir. Ich habe sie geheiratet, ihr ein Häuschen gebaut, zwei Kinder gemacht und ihr ein Auto gekauft. Und ich werde beneidet, oh ja, ich werde beneidet. Ach ja, und Komiker bin ich doch tatsächlich auch noch geworden.“