Kreisky
Das Indie-Rock Quartett aus Wien auf der Flucht vor den inneren Dämonen. Support: M185.
ARGE konzert
Im Land mit dem A gehen die Uhren anders und bei Kreisky, jenem Quartett, das seit Anfang 2005 gemeinsam unter dem Namen des sozialistischen Überkanzlers Musik macht, sowieso. Weil, wenn man sich „Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld“ zum ersten Mal anhört, ist man baff. Wie machen die das? Und was machen die da genau?
„Wir waren noch nicht fertig“ sagen Franz Adrian Wenzl (Stimme/Texte, Orgel) und Schlagzeuger Klaus Mitter über das Songwriting ihrer Band Kreisky. Meint, dass es mit ihrem grundsätzlichen instrumentalen und textlichen Vokabular noch mehr als genug zu sagen gibt. „Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld“ tut genau das. Und wie!
Schlagzeug, Bass (Gregor Tischberger), Gitarre (Martin Max Offenhuber), Orgel und Stimme. Mehr braucht es nicht, um diesen zuckenden Monster-Sound anzurühren. Bei dem, wenn das geht, jetzt die Lyrics und die Musik, die Ideen und deren Ausführung noch enger zusammengerückt sind.
Kreisky bauen sich auf aus Punk-Traditionen, No Wave- und Post-Hardcore-Splittern, naschen aus dem Fundus der radikaleren musikalischen Ideen der letzten zwei, drei Jahrzehnte und machen damit was sie wollen. Der ultimative Feel-Nicht-Good-Sound. „Falco auf Speed“? Jesus Lizard? Fugazi? Die Goldenen Zitronen? Die Band, die heißt wie ein erschossener österreichischer Thronfolger? Alles richtig, alles falsch. Mach dem Kopf wohlig weh und der Arsch wird folgen.
„Sehr gut, diese Sonne, alles warm, alles warm/ja, sie ist warm, aber nicht für uns. Wir hören die Motoren, wir hören die Motoren/da sind Flugzeuge im Sturm“. So eröffnen Kreisky ihre zweite Lied-Sammlung. „Die Motoren“ heißt das Stück und es fährt die formellen und inhaltlichen Levels gleich in die Höhe. Wo sie dann auch bleiben. Die querulante Chronik einer gestörten Welt, deren Verrutschtheiten reichlich Stoff zur künstlerischen Aufarbeitung bergen. In 10 Liedern. Franz Adrian Wenzl lässt mit seinen Texten und seiner Stimme Menschen und Befindlichkeiten lebendig werden, die gar nicht anders können als in einer gestörten Welt gestört zu agieren. Deren eben nicht mehr versteckte, unterdrückte Gedanken in mitunter ganz schön dunkle Höhlen führen („Die dummen Schweine“, „So schöne Zähne“), in sinistre Ausprägungen von Sozial-Phobien. Wo nicht selten die im Pop sonst so gerne besungene und geforderte „Party“ das Tor zur Vorhölle ist.
Franz Wenzls Orgel zieht uns hinein in einen textlichen Malstrom, der bezüglich der dystopischen Haltung Kreiskys noch einmal entschieden in die Vollen geht. Zu einer intensiven, an- und abschwellenden Musik, einem hypnotischen, abstrakten Kreisky-Talking-Blues. „Die Häuser hier sind noch von vor dem Krieg/und der ganze Dreck ist noch viel älter/die wenigen Sterne sind auch schon ziemlich staubig/und den Mond kannst du vergessen“. Und dann schließt sich tatsächlich noch ein Kreis: „Vor Jahren ist hier ein Flugzeug abgestürzt/sein Treibstoff war noch lange im Boden/aber den Piloten traf keine Schuld/und die Leute hier waschen sich selten.“
Ein konsequentes Meisterwerk!
Pressestimmen:
„So toll kann Rock aus Österreich klingen: Dieses Album klingt, als hätte man mit der Flinte auf ein FM4 spielendes Radio geschossen und die Trümmer neu zusammengesetzt – und trotzdem nach Pop.“ Guido Tartarotti, Kurier
„[ …] selten gelingt es, so clevere Texte zu schreiben, die sich mit einem Gemisch aus Wahrheit, Größenwahn und Fantasie hochschaukeln. Gepaart mit der noch härteren, roheren Musik ist es wie ein Hammer, der wild durch die Gegend geworfen wird. Waren die Kreiskys doch immer die wilden, wortgewandten Männer im Anzug, haben sich diese Adjektive nun verstärkt – wo am Debüt noch Versöhnung mit „Wo Woman ist, da ist auch Cry“ oder „Hallelujah“ angeboten wurde, ist die Band auf „Meine Schuld“ nur noch in Angriffslaune. Sie fordern eine Aussprache, und das mit einer unverschämten Dringlichkeit und Direktheit.“ Barbara Matthews, FM4
„Ein fantastisches zweites Album [ …] Mit ihrem titellosen Debüt etablierten sich Kreisky 2007 als begnadete Misanthropen, mit „Meine Schuld …“ verschärft sich diese Tendenz: Unter schweren Gitarrenattacken formuliert Franz Adrian Wenzl einen radikalen, aber immer auch nachvollziehbaren Weltekel („Wir brauchen nicht Freunde werden, bleiben wir Feinde“) und findet auch im Zwischenmenschlichen stets die richtigen Worte: 'Du wirst es nicht glauben, aber seit du fort bist, ist mein Asthma so gut wie verschwunden.'“ Sebastian Hofer, Profil
Support: M185
Das Wiener Instrumental-Duo M185 hat den Minimalismus beiseite gelegt und die Band um drei Köpfe erweitert – M185 haben sich als Rockband wiedergefunden, der man mit losen Vergleichen zum Sound der frühen 90er oder der Noise-Bands von heute nicht ganz Unrecht tun würde. „Transformers“ also, ein Songzyklus aus sieben Songs, die musikalisches Neuland sowie Verwandlung gleichzeitig beschreiben.
www.myspace.com/m185
Pressestimmen:
„Nicht jeder ist dazu geboren, Songs zu schreiben. M185 schon und das liegt weniger an vordergründig genialen Songideen als an der gelungenen Grundstimmung der meisten Nummern: Kein Effekt um des Effektes willen, kein erkennbares Bemühen zu gefallen. Musikalisch wie textlich kompakt und dadurch hintergründig werden einzelne, in sich stimmige Pakete geschnürt. Nicht eine Melodie, eine bestimmte Linie bleibt daher hängen, sondern der ganze Song als solcher.“ skug
„Dieser Vinyl-gewordene Wahnsinn ist erstens unglaublich gut geworden und zweitens … unglaublich gut geworden. Sonic Youth, zieht euch warm an. Here comes der lässigste österreichische Noisepop!“ kurier.at