Michael Quast (Frankfurt) am Klavier: Theodore Ganger
"Sex & Crime" - Österreich Premiere
ARGE kabarett
MotzArt-Woche
Die Ballade ist die Soap-Opera des 19. Jahrhunderts: Populäre Vorabendunterhaltung aus den Salons, die von entjungferten Pfarrerstöchtern, ermordeten Pagen, lüsternen Spielmännern und bebenden Busen erzählt.
„Sex & Crime“ präsentiert die schauerlichsten Gruselschocker und Schmalzschmonzetten aus der Feder deutscher Dichter: Goethes „Totentanz“, Heines „Nixen“, Fontanes „Brück am Tay“ und Droste-Hülshoffs „Vergeltung“ – gelesen und erlitten von Michael Quast.
Zum Stichwort Balladen denken die meisten an mühsam auswendig gelernte und stolpernd geleierte Reime, an umständliche Interpretationen bemühter Deutschlehrer oder einfach an die schiere Langeweile.
Michael Quast macht mit diesen Vorurteilen ein Ende! Das Publikum stellt überrascht und amüsiert fest: Balladen sind gar nicht langweilig.
Im Gegenteil: Sie erzählen spektakuläre Geschichten, die auch 200 Jahre nach ihrer Entstehung noch aufregend sind. Geschichten, wie wir sie heute in der Boulevardpresse lesen oder im Kino sehen. Sie handeln von unglücklicher Liebe und verbotener Leidenschaft, von spukhaftem Grauen, brutalen Morden und heimlichen Verbrechen. Sex & Crime eben.
Wie lebendig Balladen und Melodrame sein können, macht Michael Quast also in seiner unnachahmlichen Vortragsweise erlebbar. Hier knistern die Flammen des Feuerreiters, klappern die Gebeine der tanzenden Toten, spritzt das Blut des erschlagenen Pagen und seufzen die (ehemaligen) Jungfrauen. Quast wimmert, flüstert, lacht, weint, seufzt, stöhnt, keckert und schreit in den unterschiedlichsten Stimmlagen, pustet den Staub von den Balladen und fördert aufregende und – jawohl: Auch komische Texte zu Tage. Von Schiller und Goethe bis zu Wilhelm Busch und Ludwig Thoma.
Vor allem am Ende des 19. Jahrhunderts erfreuten sich die sogenannten Melodrame großer Beliebtheit. Komponisten wie Robert Schumann oder Franz Liszt komponierten die dramatisch untermalende Musik, zu der Balladen gesprochen wurden. Dass diese kunstvolle Verbindung von Text und „Soundtrack“ heute noch ungeheuer expressiv und bildhaft wirkt, beweist Michael Quast gemeinsam mit dem Pianisten Theodore Ganger.