Ztohoven (CZ) – Storytelling Session
Das tschechische Künstlerkollektiv stellt "Media Reality" und weitere Beispiele ihrer Guerilla-Art vor.
ARGE guerilla
„Think global act local“ ist nicht nur die Devise des Gros der Medienindustrie, auch ihre KritikerInnen bedienen sich dieser Strategie wenn es darum geht, die Gleichschaltung der Massenmedien und ihre Manipulierbarkeit aufzuzeigen. Als eines der Best-Practice-Beispiele dafür gilt die Aktion „Media Reality“ des tschechischen Künstlerkollektivs Ztohoven (zu deutsch etwa „Rausvonhier“ oder „Hundert Scheißhaufen“).
Die Culture Jammer rund um David Brudnák alias Roman Týc verwandelten im Juni 2007 das bieder-beschauliche Frühstücksfernsehen von CT 2 in einen Kriegsschauplatz. Durch einen gezielten TV-Hack war für 30 Sekunden statt des üblichen Wetterpanoramas die gemütliche Berglandschaft plötzlich von einem Atompilz erhellt. Die „Adrenalinkunst“ brachte zwar internationale Aufmerksamkeit – die NY Times berichtete – und den mit 333.000 Kronen dotierten Kunstpreis NG 333 der Prager Nationalgalerie, allerdings folgte auch unmittelbar auf „Media Reality“ eine Klage des TV-Senders, da das Video geeignet gewesen sei „in großen Teilen der Bevölkerung Panik auszulösen.“ Roman Týc konterte, die Aktion sei im großen, nationalen Zusammenhang zu sehen: „Österreich, Kommunismus, Faschismus – uns Tschechen fällt doch ständig jemand in den Rücken. Da bleibt uns keine andere Wahl als herumzuschwejken.“ Vom Vorwurf der „Verbreitung falscher Informationen“ wurden Ztohoven vergangenen März freigesprochen, vielleicht auch aus Selbstschutz der Justiz, denn wie viele TV-Stationen müssten dann täglich verklagt werden?
In einer tschechisch-deutschen Storytelling Session werden Roman Týc und weitere Mitglieder von Ztohoven „Media Reality“ und weitere Beispiele ihrer Guerilla-Art vorstellen.
Diese Veranstaltung ist Teil des Jahresschwerpunkts
„guerilla“.