Elegien der Verwandlung: Ligeia – Hermaphroditos
Musiktheater der Gegenwart. Eine Koproduktion von Klang 21 mit der ARGEkultur.
ARGE produktion
ARGE Neue Musik
Das große Spiel für alle Sinne: Gesungener Text, szenische Handlung und bedingungslose Gefühle. Früher hätte man alles zusammen Oper genannt; KLANG 21 macht daraus Musiktheater der Gegenwart und das aktuelle Motiv heißt „Verwandlung“. Seit 2005 begeistert das junge Kollektiv mit Sitz in Salzburg, das sich der Förderung von zeitgenössischer Musik und Darstellender Kunst verschrieben hat, in Zusammenarbeit mit Regisseuren und Interpreten aus ganz Europa regelmäßig in neuen dramatischen Perspektiven. Im vergangenen Sommer zum Beispiel mit der Uraufführung von Hüseyin Evirgens „Ligeia“ im Rahmen des Taschenopernfestivals oder mit einer „Hölle“ nach Dantes Inferno und der „Tango-Oper“ von Fausto Tuscano in der ARGEkultur.
Jetzt aber: Metamorphose, Verwandlung.
Natürlich könnte es der Frosch sein, der durch einen einzigen Prinzessinnenkuß zum smarten Prinzen wird oder der dicke Engerling, aus dem über Nacht ein bezaubernder Schmetterling schlüpft. Die beiden musikalischen Dramen der „Elegien: Ligeia – Hermaphroditos“ wollen aber mehr als verblüffende (weil unverhoffte) Veränderung. Denn Musiktheater spielt nichts vor, was ohnehin von außen zu sehen ist, sondern untersucht im Inneren: genau dort, wo die Verwandlung als Emotion erlebt und erlitten wird.
„Drei unheimlich schöne Damen bewegen sich in Minimalgeschwindigkeit über die Bühne, während Allan im Opiumrausch und in der Erinnerung an seine verlorene Liebe vergeht. Ein Kammerorchester füllt den Raum mit dem Klang eines irreal schlagenden Herzens, die Damen fallen mit knapp fragmentierten Silben von Gesang ein. Die Kurzoper „Ligeia“ des Komponisten Hüseyin Evirgen, nach einem Libretto und in Regie von Thierry Bruehl, basiert auf einer Erzählung von E.A. Poe.“ (Top of Salzburg, Herbst 07). Die Uraufführung beim Taschenopernfestival 07 sorgte für erhöhten Pulsschlag und präzise, bildstarke Furore.
Von Evirgens minimalistisch technoider Sound-Syntax für Kammerorchester und Singstimmen zeigte sich übrigens nicht nur das Premierenpublikum beeindruckt: Land Salzburg und die ARGEkultur verliehen im letzten Jahr den Elektronikland-Preis an Hüseyin Evirgen, weiters erhielt Reinhard Febel, Absolvent des Mozarteum Salzburg, vom Land Salzburg das Kompositionsstipendium.
Der substanziellen Metamorphose im Geiste Edgar Allan Poe's in „Ligeia“ folgt eine brandneue mythologische Verwandlung, „Hermaphroditos“. Reinhold Lay (Libretto) und Fausto Tuscano (Komposition) haben den Hermaphrodit, das sagenhafte Kind der schönen Aphrodite und des Götterboten Hermes, ins Zentrum ihrer Kammeroper für Sopran, Countertenor, Chor und sechs Instrumentalisten gestellt. Die griechische Mythologie erzählt, wie aus dem Knaben durch körperliche Verschmelzung mit einer Nymphe ein neues „ganzes“ Wesen wird, in dem die Grenzen zwischen Mann und Frau aufgehoben sind.
Tuscano und Lay, die als Musik- und Regieteam bereits mit den Produktionen „La canzone del rei“ , „Die Rückreise“ und einer hinreißenden „Hölle“ (frei nach Dantes Göttlicher Komödie) gemeinsame Erfolge eingefahren haben, spielen in ihrer aktuellen Zusammenarbeit vorsätzlich mit der „Musik der Wörter“: Die Sprache steht nicht mehr im Dienst der Musik, sondern wird zu ihrer Ausgangsbasis; Töne und Klänge erweitern den Text – und damit die Hauptfunktion der Wörter, nämlich das Erzählen.
Für die Inszenierung der beiden metamorphen Gipfeltreffen von Musik, Text und Szene zeichnet Thierry Bruehl verantwortlich. Der Berliner Regisseur französischer Herkunft kommt aus der Schule des großen Hans Neuenfels, inszeniert seit Ende der 80er Jahre Schauspiel, in jüngerer Vergangenheit auch Film, und ist seit mehreren Jahren von komponierenden Zeitgenossen als Partner für Libretto und Regie begehrt. Das virtuose Spiel mit der Form und ihrer Sinnlichkeit hat er unter anderem beim Stuttgarter Eclat-Festival für Neue Musik in seiner Inszenierungen von „Brangg!“ in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Michael Beil, und mit „Emily Dickinson“ von Marton Illes auf schwindelerregende Spitzen getrieben.
- Regie Thierry Bruehl
- Musikalische Leitung Juan Garcia Rodriguez
- Taschenopernfestival Orchester
- Licht Hubert Schwaiger
- Ausstattung Claudia Jung
- Ligeia
- Komposition Hüseyin Evirgen
- Komposition Libretto Thierry Bruehl
- mit Nihan Devecioglu, Sandra Heinrici, Katharina Schwarz, Ogün Derendeli
Eine Koproduktion von Klang21 mit der ARGEkultur.
Mit freundlicher Unterstützung der Societá Dante Alighieri.