Britta – Support: Ja, Panik
Aus dem Schatten der Lassie Singer - Gitarren Rock aus Berlin mit neuem Album
ARGE konzert
Im April 2006 erscheint das vierte Album von Britta. Aufgenommen wurde es im Popschutz Studio Berlin von Thomas Maringer, produziert von Hermann Hermann, der ja schon bei den letzten beiden Alben dabei war. Es scheint fast, als habe die Band ihre Grundtraurigkeit diesmal beiseite geschoben, die neuen Stücke sind schneller, fröhlicher, es gibt nur noch eine melancholische Ballade auf Das schöne Leben.
Inhaltlich geht es kaum noch um das alte Spezialthema „Liebe als Konstrukt“, sondern eher um Klassenverhältnisse, Prekarisierung und Erschöpfung im Nachtleben. Wer wird Millionär? wird da gefragt, ein schönes Leben mit „Champagner, Tanz und Kokain“ gefordert, um wenig später aber die bange Frage zu stellen: „Ist das noch Bohéme oder schon die Unterschicht?“ In „Büro Büro“ wird das Lob der Nicht-Arbeit besungen und gleichzeitig beobachtet, wie Menschen sich Scheinbeschäftigungen hingeben, um dem falschen Arbeitsethos ihrer Umgebung zu genügen. Ich und Es modernisiert das unheimliche alte Kinderlied vom „Bucklicht Männlein“ als Punkballade, im grandiosen letzten Stück Heimi Heimato werden die Anstrengungen des Nachtlebens thematisiert. 24 Stunden sind kein Tag entstand bereits 2003 als Titelmelodie für René Polleschs gleichnamige Theatersoup auf 3sat, für das Album kam eine schöne getragene Cellomelodie dazu.
Die Gute-Laune Single Depressiver Tag lebt vom interessanten Gegensatz zwischen einer wahrhaft „uplifting“ Hitmelodie und dem vermeintlich traurigen Text, und gibt gleichzeitig Lebenshilfe: Die depressiven Tage kommen und gehen, das wird immer so sein, es kommt aber darauf an, sich ihnen zu stellen.
Die Gitarren stürmen nach vorne, Mandolinen und Keyboards geben der Platte etwas Euphorisches, Energetisches, der Bass folgt gerne dem Gesang und erfindet noch ein paar Melodiebögen dazu, das Schlagzeug treibt an und die Stimme hält alles zusammen. Neil Young und Rio Reiser wollen manche darin hören, aber es ist einfach die Stimme von Christiane Rösinger. Sie gilt längst als die beste deutschsprachige Songtexterin, mit ihren gewohnt brillianten, diesmal noch genaueren, gewitzteren Texten stellt sie in ihren Songs immer wieder die alte Grundfrage der Philosophie: Wie soll man leben ?
Britta sind …
Sebastian Vogel: Mitgründer und Schlagzeuger der Gruppe Kante aus Hamburg, live Schlagzeuger von Wagner und Pohl.
Julie Miess: Doktorandin & Horrorspezialistin, spielt nebenberuflich bei der Jens Friebe Live-Band Bass.
Barbara Wagner: Spielt seit '99 Gitarre bei Britta, startete in der Flittchenbar ihre Dj-Karriere. Außerdem mitbegründete sie die Berliner Booking-Agentur Headquarter, ihre neue Firma heißt „Wagners Musikbüro“. Mit dem Elektronik-Duo „Wagner und Pohl“ veröffentichte sie 2005 die CD Celandine bei Flittchen Records.
Christiane Rösinger: Hat schon mit den „Lassie Singers“ stilbildend ihre Jugend verschwendet. Gründete das Label Flittchen Records, betrieb die unvergessene Flittchenbar und schreibt Konzertkritiken, Buchbesprechungen und zeitgenössische Betrachtungen für diverse Zeitungen.