F.S.K.
"Ja zum Widerspruch - Nein zu endgültigen Wahrheiten"
ARGE in-concert
electro punk
Am Anfang war Mode und Verzweiflung. So hieß der Titel des Untergrundmagazins,
aus der die Münchner Band F.S.K. (Freiwillige Selbstkontrolle) Ende der siebziger
Jahre hervorging. Als ein „flanierender Haufen hedonistischer Partisanen“
traten Justin Hoffmann, Thomas Meinecke, Michaela Melián und Wilfried Petzi
(Schlagzeuger Carl Oesterhelt kam erst 1991 zur Band) damals an; mit dem Ziel,
den notorischen Bedenkenträgern, den betulichen Friedensbewegten und erstarrten
Altlinken ein entschiedenes „Ja zur modernen Welt“ entgegenzuhalten.
Was soviel heißt wie „Ja zum Widerspruch, Nein zu endgültigen
Wahrheiten!“.
Dieser Parole ist die Band treu geblieben. Ob als „postlinke“ New-Wave-
Combo, Spurensuchtrupp im Niemandsland deutsch-amerikanischen Geschichte oder
Kombination aus NDW-Pop und Punkrebellion – seit ihrem ersten Auftritt 1980 in
der Hamburger Markthalle gilt F.S.K. als das Musterbeispiel der sich selbst erneuernden
Avantgarde, die von New Wave über Folk und Country fast alles ausprobiert
hat. Die „eklektizistischen Überzeugungstäter zwischen den Genres“
waren und sind musikalisch unberechenbar.
Einzige Konstante bleibt die Methode F.S.K., die Band als Konzept. Das Equipment
ist altmodisch (das Modernste ist ein Yamaha-Synthesizer von 1980!), Stile, Sounds
und Songstrukturen werden durchdekliniert, was der Band auch den Ruf einer „Intellektuellenband“
einbrachte. Meinecke bringt es auf den Punkt: F.S.K. ist immer „Musik forscht“
- ein Spiel mit Versatzstücken also. Bestes Beispiel: Die neue Platte. Nach
den Instrumental-Tracks von „Sup Up“ gibt es auf „First take then
shake“ wieder Texte. Rough Mixes der Stücke wurden nach Detroit zu der
afroamerikanischen Techno/House-Legende Anthony Shake Shakir geschickt: F.S.K.
goes Afrogermanic. Meinecke tauscht auf „…“ die melodische Lap-Steel-Gitarre
mit Drumpads und schleudert zu Hoffmanns Orgelklängen Spielautomatensounds
durch den Saal. Reminiszenzen and Siebziger-Jahre-Midtempo Boogie und Ragtime
wechseln sich mit Bretter-Techno ab. Und Melian singt dazu Besetzungslisten von
der Albumhülle und Kommentare aus dem Incredibility Strange-Musiklexikon.
Das klingt, wie Wilfried Petzi mit seiner Halbbrille aussieht: ein bisschen nach
Zahnarzt, immer klug und gebildet und: unaufdringlich smart!