Dauernd is irgendwas! Zwischen Timelines, Deadlines und Tiervideos bleibt gerade noch Zeit, dem AMS-Betreuer falsche Hoffnungen zu machen. Maria Muhar ist gereizt. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen kann, ist, auf den Nachwuchs ihrer Freundin aufzupassen und sich von einem obergscheiten Volksschüler die Welt erklären zu lassen. Im Laufe des Abends stauen sich substanzielle Fragen auf: Wie geht Elternschaft in der Apokalypse? Warum ist Red Bull ein linkes Getränk? Hängen beim Urologen Kinderzeichnungen an der Wand? Und wo bleibt eigentlich ihre Freundin? Das Wichtigste ist, jetzt nicht einzuschlafen. Denn wer heutzutage einschläft, nützt nur der ÖVP.
Ausgezeichnet mit dem Förderpreis des Österreichischen Kabarettpreis 2023!
Jurybegründung für die Verleihung des Förderpreises des Österreichischen Kabarettpreises an Maria Muhar
Der 'Österreichische Kabarettpreis 2023' in der Kategorie 'Förderpreis' wird an Maria Muhar verliehen.
Die gelernte Köchin serviert mit ihrem Bühnenerstling „Storno“ ein 5-Gänge-Menü der Kleinkunst. In diesem Ein-Personen-Stück hütet sie das Kind einer Freundin, die sich mit ihrem Gatten einen freien Abend gönnt, und gerät dabei ins Philosophieren über ihre vermeintlichen Unzulänglichkeiten im Umgang mit ihrer Umwelt. So ergibt sich – unter der Regie von Sabine Muhar – ein facettenreicher, pointierter Rückblick auf Demütigungen, Diskriminierungen und Autoritätsprobleme aller Art, bei dem sie scharfsinnig und feministisch Position bezieht. Während sich das zu hütende Kind im Nebenzimmer aus Spielzeug kurzerhand eine eigene Welt baut, hadert sie mit den Anforderungen der Realität, den Ungerechtigkeiten der Leistungsgesellschaft und dem Standard-Forum. Dabei möchte sie doch eigentlich nur so gerne alles „richtig“ machen. Mit böser Metaphorik, präziser Dramaturgie und beeindruckender Bühnenpräsenz gelingt Maria Muhar im kontrastreichen Kontext eine ganz eigene Qualität fantasievoller und wirkungstreffsicherer Komik. Ist die Apokalypse letztlich nur in ihrem Kopf oder tatsächlich ausgebrochen? Ein bis zuletzt spannendes Kabarett-Kunststück einer spannenden Künstlerin.
- Text und Performance Maria Muhar
- Regie Sabine Muhar
Fazit: Maria Mahur bringt mit „Storno“ ein brutal gutes Theaterstück auf die Kabarettbühne – mit Galgenhumor und fesselnder Geschichte, bei der nicht klar ist, ob sie gut ausgeht. „Irgendwann kommen sie mir drauf“, sagt Muhar nachdenklich. Man möchte ergänzen: „Wie großartig ihr Debüt ist!“
kulturblogger.com
Sprachkunst, humoristische Virtuosität und dramatische Präzision. Der Blick, der Rahmen, der hier die Welt zu fassen kriegt, hat das Zeug, das Genre nachhaltig zu prägen.
Hosea Ratschiller
Maria Muhar *1986 in Wien, Lehrausbildung zur Köchin, danach Studium an der Akademie der bildenden Künste und am Institut für Sprachkunst. Sie schreibt Prosa, Lyrik und unterschiedliche Bühnentexte. 2022 hat ihr erstes Kabarettprogramm STORNO Premiere.
Ihr Debütroman LENTO VIOLENTO ist am 16.8.22 im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen.
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