L.J. Müller © Agnieszka Budek | Cover © Substanz
POP UND POLITIK V: L.J. Müller über Sound und Sexismus
Moderation: Martina Fladerer | In Kooperation mit FS1
Wenn es um Sexismus in der populären Musik geht, drehen sich die Diskussionen zumeist um die textuelle oder bildliche Ebene: um problematische Songtexte oder Videoclips, durch die Frauen* sexualisiert, objektifiziert und abgewertet werden. In der fünften Ausgabe von POP & POLITK begeben wir uns mit L. J. Müller, Musik- und Kulturwissenschaftler*in, jedoch auf die Ebene der Hörerfahrung und fragen nach der klanglichen Darstellung von Geschlecht. Denn: Wie klingt eigentlich Sexismus?
Diese Veranstaltung wird auch als Stream angeboten.
Details und Informationen finden Sie hier.
Musikanalysen beschränken sich klassischerweise auf Kategorien wie Harmonie, Melodie oder Form. Ebenso kann aber auch analysiert werden, wie in Popsongs und über Klang gender performt wird und geschlechtliche Ordnungen reproduziert werden. Zugleich gehen wir der Frage nach, inwiefern Hörerfahrungen abhängig sind von unserer gesellschaftlichen Position und Biografie. Insbesondere der Stimmklang rückt dabei in den Mittelpunkt, weil dieser nie als rein natürliches Phänomen anzusehen ist: Über die eigene, kulturell geformte Stimme vermitteln wir ein Bild von uns selbst, über die gehörte Stimme der*des Anderen machen wir uns eine Vorstellung vom Gegenüber. Anhand von Beispielen (u.a. von Björk, Kylie Minogue, Nirvana, Robbie Williams sowie aus dem aktuellen Mainstream) diskutieren wir mit L. J. Müller, inwiefern gesellschaftlich verankerter Sexismus in der Popmusik hörbar wird und Othering* oder ein männlicher Blick sich im Klang selbst niederschlagen und analysieren lassen.
Auch wenn es um die Analyse von Musik geht, ist keinerlei musikalisches Fachwissen nötig!
*Othering
bedeutet, dass sich eine Person von einer anderen Gruppe abgrenzt, indem sie die nicht-eigene Gruppe als andersartig und fremd beschreibt.
- Moderation Martina Fladerer
L. J. Müller studierte Musikwissenschaft und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Derzeit promoviert Müller zur klanglichen Konstruktion von Sexualität, Begehren, Identität und Subjektivität, sowie der Frage danach, wie sich Diskriminierung (insbesondere Sexismus und Rassismus) in populärer Musik ausdrückt und reproduziert.
2016 hat LJM für einen Vortrag zu weißem Begehren in populärer Musik den Maria Hanáček Preis der IASPM D-A-CH erhalten.
Für das Buch SOUND UND SEXISMUS - GESCHLECHT IM KLANG POPULÄRER MUSIK, erschienen 2018, hat Müller den internationalen Buchpreis der International Association for the Study of Popular Music (IASPM) erhalten (Kategorie: nicht Englisch).
Das Buch ist 2022 in einer englischen Übersetzung unter dem Titel HEARING SEXISM erschienen.
In der Reihe POP UND POLITIK vermisst die ARGEkultur seit 2020 in loser Folge die Spannungsfelder zeitgenössischer Popmusik. Bislang haben wir mit Kid Pex und Jens Balzer über Verantwortung, mit Ted Gaier ('Die Goldenen Zitronen') über Protest, mit Heidi Süß und Tobias Ginsburg über Gender und Geschlecht im Rap sowie mit Tonica Hunter und Jens Balzer über Cultural Appropriation gesprochen. Der Talk mit L.J. Müller ist bereits die fünfte Ausgabe von POP UND POLITIK.