OUBLIEZ – WEN(N) WIR VERGESSEN
Wie verändern wir Perspektiven, wenn Dinge und Menschen uns fremd werden?
Die Performance OUBLIEZ – WEN(N) WIR VERGESSEN konzentriert sich auf die ‚Zwischenräume‘, in denen Kommunikation stattfindet – zwischen den Betroffenen, dem Pflegepersonal und den Angehörigen – und versucht zu erfassen, was mit den Menschen passiert, die „Entschwinden, ohne verloren zu gehen“.
- Performance Anna Russegger, Regina Weixelbaum, Jordina Milla, Shady Greis
- Dramaturgie Felicitas Biller
- Ausstattung Nina Vasilchenko
- Konzept und Regie Dominik Jellen
Längst ist das ‚Demenzproblem‘ in unseren gesellschaftlichen Diskursen angekommen. Im Augenblick liegt der Prozentsatz der Menschen weltweit, die tatsächlich von Demenz betroffen sind, bei knapp 20%. Aktuellen Schätzungen zufolge leben in Österreich 115.000 bis 130.000 Menschen mit einer der unterschiedlichen Formen von Demenz (Stand 2020).
Aufgrund des kontinuierlichen Altersanstiegs in der Bevölkerung wird sich diese Zahl, so die Prognose, bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Demenz – eine Diagnose, die für die Betroffenen und ihre Angehörigen alles verändert. Die Erkrankung zu akzeptieren erscheint ebenso schwierig, wie ein angemessener Umgang mit ihr. Vielleicht geht es aber viel mehr um ein Mitfühlen, als um ein Verstehen?
Der Begriff leitet sich ab von lateinisch demens ‚unvernünftig‘ (ohne ‚Verstand‘, ‚Denkkraft’ oder ‚Besonnenheit‘ seiend) und kann mit ‚Nachlassen der Verstandeskraft’ übersetzt werden. Er klammert ca. 50 verschiedene Erkrankungen ein, deren Hauptmerkmal eine Verschlechterung von mehreren kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zum früheren Zustand ist. Sie kann durch verschiedene degenerative und nicht-degenerative Erkrankungen des Gehirns entstehen.
Gespräche mit Angehörigen, die unterschiedliche Phasen in dieser Erkrankung erlebt haben, erzählen: vom frischen Eintritt des*der jahrzehntelangen Lebenspartner*in – in der Generation unserer Großeltern oder Eltern – über den allmählichen Verlust, über die Überforderung, über das Missverstehen dieser Lebensphase bis hin zum Tod der Betroffenen.
Diese Biografien, die sich von Mensch zu Mensch niemals wiederholen, weil jede*r Betroffene auf individuelle Erinnerungen zurückgreift, sind der Ausgangspunkt dieser kollektiven Recherche. Wir erleben Menschen mit Vergesslichkeit als eigenartige Wesen in ihren ganz spezifischen Welten, mit ganz spezifischen Bewegungsmustern und einer Körperlichkeit, die wir von außen oft nicht verstehen können.
Dass das Defizitäre eine konstruktive Seite hat und dass sich selbst an einer als unheilbar geltenden Krankheit wie Demenz Nuancen ausmachen lassen, die das Leben in seiner Unvergleichlichkeit grundieren und noch bis in weit fortgeschrittene Krankheitszustände hin lebenswert machen – für uns alle – erfahren wir gemeinsam durch Geschichten von dir und mir. Mit Humor und Stille und Klang und ...
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