PYTHIA
Interaktive Installation von Matthew Mosher
Was ist die Wahrheit und wo beginnt die Fiktion? Um diese Fragen kreist auch PYTHIA, das digitale Hotline-Orakel des Medienkünstlers Matthew Mosher - eigentlich entstanden für den DIGITAL SPRING (März 2020), der leider Corona-bedingt abgesagt werden musste.
PYTHIA tarnt sich als altmodisches Tastentelefon, ist aber eine frisch programmierte KI, die auf unterschiedliche Weise mit Ihnen in Kontakt kommen möchte. Lassen Sie sich von PYTHIA zum Beispiel die Zukunft legen, lassen Sie sich von ihr als Roboterpsychologin beraten, erfinden Sie zusammen mit PYTHIA eine Geschichte oder verlieben Sie sich einfach in sie!
Der Witz dabei: Teile ihrer Antworten werden anonym gespeichert und bleiben so für das nächste Gespräch in PYTHIAS Erinnerung erhalten. Was ist also wahr an PYTHIA und was fake? Und was hat das mit Ihrer Wahrheit zu tun?
Die Menüs führen die Benutzer*innen durch eine Reihe von Audioerlebnissen. Anfangs spiegeln diese Erlebnisse das Navigieren durch scheinbar endlose Telefonmenüs und das Feststecken in der Warteschleife wider. Ein Erlebnis, das vielen bereits vom Konkaktieren des technischen Supports moderner Unternehmen bekannt ist. Die Interaktion beginnt mit der vertrauten Aufforderung: „Vielen Dank, dass Sie bei Pythia Consulting angerufen haben. Ihr Anruf ist uns wichtig. Er kann zu Qualitäts- und Schulungszwecken aufzeichnet werden. Für Deutsch drücken Sie die 1, for English press 2. Bitte warten Sie, während wir Ihren Anruf weiterleiten.“ Benutzer*innen können anschließend eine von vier Optionen auswählen: Sie können ein Storytelling-Spiel spielen, ein digitales Orakel konsultieren, ihre Probleme mit einem Roboterpsychologen besprechen oder sich in eine Maschine verlieben. Ausführlicher:
Das Spiel
In diesem Spiel lauschen die Teilnehmer*innen einem Ausschnitt aus einer Geschichte und werden dann gebeten, ein paar Sätze beizusteuern. Ihre Beiträge werden aufgezeichnet und der Geschichte hinzugefügt, die von den vorherigen Teilnehmer*innen entwickelt wurde. Nachdem sie ihren Beitrag geliefert haben, bekommen die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, sich die ganze Geschichte anzuhören.
Die Liebe
Bei dieser Option werden den Teilnehmer*innen eine Reihe von Fragen gestellt, die entwickelt wurden, um eine emotionale Verbindung zwischen zwei Personen herzustellen. Dazu gehören Fragen wie: „Wann hast du zuletzt für dich selbst gesungen?“ und „Was ist deine wertvollste Erinnerung?“ Um eine simulierte Unterhaltung zu ermöglichen werden die Benutzer*innen auch vom Computer generierte Antworten und Antworten von vorhergehenden Teilnehmer*innen hören.
Das Orakel
Basierend auf den Anworten der Teilnehmer*innen auf eine Reihe von Multiple-Choice-Fragen liefert ‚das Orakel‘ ein Horoskop.
Der Psychologe
Bei dieser Option werden den Teilnehmer*innen von einem typischen Rogerianischen Psychologen eine Reihe von standardisierten Fragen gestellt: „Was beschäftigt Sie heute? Wie fühlen Sie sich dabei? Erzählen Sie mir mehr.“
Diese Installation untersucht auf subtile Weise die Gedanken, die uns während des Wartens durch den Kopf gehen. Gleichzeitig beschäftigt sie sich mit einer alltäglichen Routine, die zu einer provokativen Übung in Selbstreflexion wird.
Matthew Mosher ist ein intermedialer Künstler, Fulbright-Stipendiat und wissenschaftlicher Professor, der verkörperte Erfahrungssysteme schafft. Er hat seinen BFA in Möbeldesign von der Rhode Island School of Design und seinen MFA in Intermedialität von der Arizona State University erhalten. Derzeit ist er Assistenzprofessor für Games and Interactive Media an der University of Central Florida. Seine international gezeigten Kunstwerke verbinden die physische und digitale Welt, indem er Programmierung, kollaborative Praxis und traditionelle Bildhauerei miteinander verbindet.
mosher.art