Flinn Works: SCHÄDEL X
Im Anschluss Künstler*innen-Gespräch
In den Kellern deutscher Universitäten und Museen lagern tausende Schädel aus aller Welt. Zum überwiegenden Teil entstammen diese Schädel einem kolonialen Unrechtskontext. In anthropologischen Instituten betrieben Wissenschaftler Forschung an diesen Schädeln zur Untermauerung der Rassenlehre.
100 Jahre später mehren sich Forderungen nach einer würdevollen Behandlung und Restitution dieser Schädel an die Nachkommen. Zögerlich beginnen Universitäten und Museen mit der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels ihrer Geschichte. Die erste offizielle Rückgabe von Herero- und Nama-Schädel an Namibia entwickelt sich zum diplomatischen Desaster. Die Provenienzforschung gestaltet sich schwierig. In den wenigsten Fällen können die Schädel einem Individuum zugeordnet werden. Und es stellt sich die Frage, ob bei einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Herkunft der menschlichen Überreste diese nicht erneut entwürdigt werden.
Ein Schädel bildet das Zentrum der Lecture Performance SCHÄDEL X. Zwei biografische Geschichten kreisen um ihn. Sie führen von Tansania und Deutschland über Archive, Konsulate, Schlachtfelder und Labore durch die deutsche Kolonialgeschichte ins Innerste des eigenen Schädels. Mit (medizin-)historischen Dokumenten und O-Tönen verbinden sie sich zu einer Irrfahrt zwischen Wissenschaft, Politik und Theater.
Triggerwarnung
In der Performance werden anthropologische Praktiken nachgestellt und historische Texte aus der Kolonialzeit verwendet, die rassistisch sind.
- Konzept, Recherche & Performance Konradin Kunze
- Regie Sophia Stepf
- Sound Design Andi Otto
- Video Design Jürgen Salzmann
- Technik Marcello Lussana
- Produktionsleitung ehrliche arbeit - freies Kulturbüro & Helena Tsiflidis
- Interviews mit Mnyaka Sururu Mboro, Isaria Anael Meli, Upendo Moshi & Gerhard Ziegenfuss
Eine Flinn Works Produktion in Koproduktion mit Sophiensæle Berlin. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Fonds Darstellende Künste e.V., das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Kulturamt der Stadt Kassel.
Trailer: vimeo.com/166626585 oder flinnworks.de/de/projekt/schädel-x
Audio: soundcloud.com/flinnworks/sets/schadel-x
Im Anschluss an die Film-Vorführung findet ein Künstler*innen-Gespräch statt. Darüber hinaus wird der Film MANGI MELI REMAINS von Flinn Works gezeigt.
Flinn Works (Berlin / Kassel) wird von Sophia Stepf künstlerisch geleitet, in enger Zusammenarbeit mit Lisa Stepf (Konzeption und Netzwerk), Konradin Kunze (Konzeption und Recherche) und Helena Tsiflidis (Kompaniemanagement). Seit 2009 arbeitet die Kompanie an aktuellen Themen der globalisierten Welt mit feministischen und postkolonialen Fragestellungen und an der Schnittstelle zu Ethnologie, Musik- und Dokumentartheater. Die Stücke basieren auf intensiver Recherche und nutzen die politischen und ästhetischen Haltungen der internationalen Performer*innen für eine multiperspektivische Dramaturgie. – SCHÄDEL X entstand 2016 und wurde seitdem u.a. in Berlin, Kassel, Hamburg, Hannover, Bremen, Freiburg, Nürnberg, Marburg und international in Daressalam, und Edinburgh gezeigt.
www.flinnworks.de