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Flinn Works: SCHÄDEL X am 19.11.2020 um 20:00 Uhr
Foto © Flinn Works_Alexander Barta

Flinn Works: SCHÄDEL X

Im Anschluss Künstler*innen-Gespräch

OPEN MIND Festival Performance

In den Kellern deutscher Universitäten und Museen lagern tausende Schädel aus aller Welt. Zum überwiegenden Teil entstammen diese Schädel einem kolonialen Unrechtskontext. In anthropologischen Instituten betrieben Wissenschaftler Forschung an diesen Schädeln zur Untermauerung der Rassenlehre.

100 Jahre später mehren sich Forderungen nach einer würdevollen Behandlung und Restitution dieser Schädel an die Nachkommen. Zögerlich beginnen Universitäten und Museen mit der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels ihrer Geschichte. Die erste offizielle Rückgabe von Herero- und Nama-Schädel an Namibia entwickelt sich zum diplomatischen Desaster. Die Provenienzforschung gestaltet sich schwierig. In den wenigsten Fällen können die Schädel einem Individuum zugeordnet werden. Und es stellt sich die Frage, ob bei einer wissenschaftlichen Untersuchung zur Herkunft der menschlichen Überreste diese nicht erneut entwürdigt werden.

Ein Schädel bildet das Zentrum der Lecture Performance SCHÄDEL X. Zwei biografische Geschichten kreisen um ihn. Sie führen von Tansania und Deutschland über Archive, Konsulate, Schlachtfelder und Labore durch die deutsche Kolonialgeschichte ins Innerste des eigenen Schädels. Mit (medizin-)historischen Dokumenten und O-Tönen verbinden sie sich zu einer Irrfahrt zwischen Wissenschaft, Politik und Theater.

Triggerwarnung
In der Performance werden anthropologische Praktiken nachgestellt und historische Texte aus der Kolonialzeit verwendet, die rassistisch sind.

  • Konzept, Recherche & Performance Konradin Kunze
  • Regie Sophia Stepf
  • Sound Design Andi Otto
  • Video Design Jürgen Salzmann
  • Technik Marcello Lussana
  • Produktionsleitung ehrliche arbeit - freies Kulturbüro & Helena Tsiflidis
  • Interviews mit Mnyaka Sururu Mboro, Isaria Anael Meli, Upendo Moshi & Gerhard Ziegenfuss

Eine Flinn Works Produktion in Koproduktion mit Sophiensæle Berlin. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa, den Fonds Darstellende Künste e.V., das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und das Kulturamt der Stadt Kassel.

Trailer: vimeo.com/166626585 oder flinnworks.de/de/projekt/schädel-x
Audio: soundcloud.com/flinnworks/sets/schadel-x

Im Anschluss an die Film-Vorführung findet ein Künstler*innen-Gespräch statt. Darüber hinaus wird der Film MANGI MELI REMAINS von Flinn Works gezeigt.

Flinn Works (Berlin / Kassel) wird von Sophia Stepf künstlerisch geleitet, in enger Zusammenarbeit mit Lisa Stepf (Konzeption und Netzwerk), Konradin Kunze (Konzeption und Recherche) und Helena Tsiflidis (Kompaniemanagement). Seit 2009 arbeitet die Kompanie an aktuellen Themen der globalisierten Welt mit feministischen und postkolonialen Fragestellungen und an der Schnittstelle zu Ethnologie, Musik- und Dokumentartheater. Die Stücke basieren auf intensiver Recherche und nutzen die politischen und ästhetischen Haltungen der internationalen Performer*innen für eine multiperspektivische Dramaturgie. – SCHÄDEL X entstand 2016 und wurde seitdem u.a. in Berlin, Kassel, Hamburg, Hannover, Bremen, Freiburg, Nürnberg, Marburg und international in Daressalam, und Edinburgh gezeigt.
www.flinnworks.de

Kunzes Performance knüpft an eine aktuelle Debatte an. Künstlerische Interventionen wie SCHÄDEL X zeigen: das Sammeln, Forschen und Ausstellen von Körpern war nicht nur prägend für das Verständnis der ‚unterlegenen Rassen‘, es machte die Wissenschaft und das Ausstellen zu einer dominanten Kulturtechnik in der Begegnung mit dem anderen.
Süddeutsche Zeitung
Der Schauspieler liefert eine ebenso eindringliche wie verstörende Performance. [...] SCHÄDEL X allerdings macht klar: Der Versuch, das Ungeheuerliche auszusitzen, wird scheitern. Nachfahren und politisch Engagierte wird man künftig auch dank der Arbeit von Flinn Works nicht mehr ignorieren können.
NDR
Kunze kommt mit den Mitteln der Kunst und des Theaters weiter als so mancher Provenienzforscher. Er stößt einen lange überfälligen Diskurs an.
Hamburger Abendblatt