THE FORM OF POWER
von André Hinderlich | Im Anschluss Publikumsgespräch
Schauspieler und Regisseur André Hinderlich und Team sind in THE FORM OF POWER auf der Suche nach der 'Gestalt der Macht'. Und so kam der Moment, da sich die Macht - was auch immer sie nun ist - sogar in die Produktion schlich, und sie sollte doch draußen bleiben!
Unterschiedliche Menschen in dokumentarisch anmutendem Interviewmaterial, (künstlerische) Berufe, neue Widerspenstigkeiten der Welt, Ideologien, Bilder, Klänge, Bewegungen ... wollen zu Wort kommen, aber finden Sie auch wirklich alle Gehör?
Auf der Suche nach der ‚Gestalt‘ der Macht
Der Soziologe Max Weber definierte Macht als „[...] jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“ Dies hat zunächst mit einer spezifischen Möglichkeit zu tun, etwas (auch gegen Widerstand) bewirken zu können, und beinhaltet nicht ausschließlich Repression als Eigenschaft der Macht.
Macht scheint zudem ‚überall‘ zu sein. Wenn daher ein Außerhalb-Sein der Macht unmöglich ist, warum kämpfen wir dann überhaupt gegen sie an? Die Annahme ist, dass wir dies tun, weil wir unter einer Macht stehen, die doch irgendwie...unterdrückt. Wir leiden unter ihr und wollen uns von ihr befreien. Wir müssen also glauben, dass ein ‚Außerhalb‘ der Macht existieren kann, oder?
In ‚Überwachen und Strafen‘ definiert Foucault das Wirken der sogenannten Disziplinarmacht auf die Individuen, die im Panopticon sowohl unterworfen werden als auch sich selbst aktiv unterwerfen. Die Individuen können im Panopticon den Wärter selbst nicht wahrnehmen, umgekehrt der Wärter die Individuen aber sehr wohl. Der Wärter könnte also auch abwesend sein, und die Individuen würden sich dennoch und trotz seiner Abwesenheit selbst den etablierten und von ihnen internalisierten Normen gemäß führen (d.h. regieren). Die Macht ist auf diese Weise unsichtbar geworden, sie muss nicht mehr ‚aktiv‘ sein.
Gnade dem, der sich dennoch/weiterhin widersetzt…
Oder ist Macht eigentlich gar nicht existent, und wir leben eher in komplexen Netzwerken mannigfaltiger Kräfteverhältnisse, denen wir auf der Spur sein können, aber die wir nie als ein Letztes aus- bzw. festmachen können? Wenn wir demnach ‚Macht erfahren‘, würde das lediglich heißen, dass ein anderer Akteur/eine andere Kraft sich zu Wort meldet und auch gehört werden will.
Gelassen sein oder beunruhigt sein, und wie sind die Dinge denn nun wirklich?
Das ist u.a. eine Frage, die Schauspieler und Regisseur André Hinderlich sowie das Team der Produktion THE FORM OF POWER auf unterschiedlichste Weise umtrieb. Und so kam der Moment, da die Macht - was auch immer sie nun ist - sich sogar in die Produktion schlich, und sie sollte doch draußen bleiben! Unterschiedliche Menschen in dokumentarisch anmutendem Interviewmaterial, (künstlerische) Berufe, neue Widerspenstigkeiten der Welt, Ideologien, Bilder, Klänge, Bewegungen etc. wollen zu Wort kommen, aber finden Sie auch wirklich alle Gehör?
- Idee, Konzept, Bühnenbild, Kostüme, Regie, Spiel André Hinderlich
- Sound, dramaturgische Mitarbeit Philipp Lamprecht
- Mit einer Komposition von Marco Döttlinger (Jeux I, für Sopranblockflöte, Schlagwerk und Live-Elektronik)
- Videos Vitor de Almeida Mattos
- Musik/Sound in Videos David Bilek
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