THE EUROPEAN BALCONY PROJECT
Flashmob und Verlesung des Manifests von Ulrike Guérot, Robert Menasse und Milo Rau
OPEN MIND
Vortrag
Am 10. November wird um 16 Uhr in vielen europäischen Theatern und Kultureinrichtungen - von Portugal bis Polen, von Schottland bis Zypern – die Europäische Republik ausgerufen.
Ob am Berliner Ensemble, am Thalia Theater Hamburg, an der Stadsschouwburg Amsterdam, am NT Gent, am Burgtheater oder in einer Bibliothek auf Lampedusa - überall wird das Manifest des EUROPEAN BALCONY PROJECTs, initiiert von der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot und dem Autor Robert Menasse, verlesen. Die ARGEkultur ist ebenfalls mit dabei ...
Für die Verfasser*innen des Manifest ist das europäische Projekt der Gründergeneration längst gescheitert und durch wirtschaftliche Interessen verraten. Sie fordern daher die Auflösung der Nationalstaaten für eine Stärkung der Städte und Regionen, die Rückgewinnung der Souveränität der Staaten von den Bürger*innen.
Die Verfasser*innen verstehen das Projekt dezidiert als Kunstaktion und nicht als tatsächlichen Moment politischer Revolte. Sie nutzen die Form der Ausrufung und der Revolution um einen Möglichkeitsraum zu öffnen. Von Elfriede Jelinek bis Étienne Balibar, Navid Kermani bis Kathrin Röggla, Srecko Horvat bis Milo Rau haben sich eine Vielzahl europäischer Intellektueller dieser Idee des offenen Dialogs angeschlossen.
Das Manifest wirft in seiner Radikalität Fragen auf und fordert auf zur Positionierung. Wir nehmen die Verfasser*innen beim Wort und bilden selbst jene Agora, jene Versammlung, die am Beginn einer souveränen Bürgerschaft steht.
Nach der Verlesung des Manifests durch die Mitglieder der Volxtheaterwerkstatt / Theater ECCE wollen wir gemeinsam mit unterschiedlichen Salzburger Initiativen sowie Bürger*innen eine Vielzahl von Haltungen zu Europa sichtbar machen.
Anhand von Fragen – Ist es wirklich an der Zeit für eine europäische Revolution? Könnten Sie persönlich ohne Nationalstaat leben? Gibt es die sogenannten ‚europäischen Werte‘? Verstehen Sie diese Zusammenkunft als Kunstprojekt oder als politische Versammlung? - sammeln wir Statements, die in einem weiteren Schritt als Teil einer Publikation des Gesamtprojekts von Ulrike Guérot und Robert Menasse europaweit dokumentiert werden.
Ablauf
16:00 Verlesung des Manifests
16:15-16:45 Agora
Moderation
Theresa Seraphin
Mit Unterstützung von
attac Salzburg, Südwind, Omas gegen Rechts, Robert-Jungk-Bibliothek, VSStÖ, Die Grünen Salzburg.
europeanbalconyproject.eu
Biografien
Ulrike Guérot ist Politikwissenschaftlerin und Publizistin. Gemeinsam mit Robert Menasse veröffentlichte sie 2013 das erste Manifest zur GRÜNDUNG EINER EUROPÄISCHEN REPUBLIK. 2014 gründete sie das European Democracy Lab (Berlin), das sich mit dem Integrationsprozess der Europäischen Union auseinandersetzt. Seit 2016 ist sie als Professorin für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität Krems tätig. Ihre Thesen können im Buch WARUM EUROPA EINE REPUBLIK WERDEN MUSS. EINE POLITISCHE UTOPIE nachgelesen werden, das 2016 im Dietz-Verlag erschien.
Robert Menasse ist Romancier und politisch-publizistischer Essayist. Seit seinen Frankfurter Poetikvorlesungen DIE ZERSTÖRUNG DER WELT ALS WILLEN UND VORSTELLUNG, setzt er sich mit europäischen Institutionen auseinander und führt die Idee eines Europa der Regionen in DER EUROPÄISCHE LANDBOTE, DIE WUT DER BÜRGER UND DER FRIEDE EUROPAS ODER WARUM DIE GESCHENKTE DEMOKRATIE EINER ERKÄMPFTEN WEICHEN MUSS (2012) weiter aus. Seine Werke werden in mehr als 15 Sprachen übersetzt. Aktuell erhielt er den Deutschen Buchpreis für seinen Roman DIE HAUPTSTADT.
Milo Rau ist Regisseur, Autor und Essayist. 2007 gründete er das International Institut for Political Murder. Mit seinem mehrteiligen Werk DIE EUROPA TRILOGIE und den mehrtägigen Spektakeln DIE MOSKAUER PROZESSE und DIE ZÜRCHER PROZESSE oder CITY OF CHANGE und nicht zuletzt mit KONGO TRIBUNAL hob er ein neues Theaterformat aus der Taufe. Rau erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt die Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik und den ITI Preis zum Welttheatertag 2016. Seit 2018 ist er Intendant des belgischen Theaters NTGent und etabliert ein auf internationale Tourneen spezialisiertes ‚globales Volkstheater’.