Alessi Dell'Umbria: „Wut und Revolte“
Buchpräsentation von Astrid Schmeda. Lesung und Diskussion. Edition Contra-Bass.
ARGE lesung
Kritische Literaturtage 2017 – Salzburger Buchmesse
Die gehäuften islamistischen Attentate der letzten Jahre, insbesondere im europäischen Raum, haben eine Vorgeschichte. Im Zentrum steht die Rebellion der Vorstädte in Frankreich im Jahr 2005, in der sich die Wut über Verachtung und Ausgrenzung Bahn brach. Alèssi Dell’Umbria beschäftigit sich in „Wut und Revolte“ mit Bewegungen und Tendenzen von Unten, mit den „Menschen der Straße“, insbesondere den aus der Gesellschaft ausgeschlossenen.
In Frankreichs jüngerer Geschichte war 2005 ein entscheidendes Jahr. Der Innenminister Sarkozy war Präsident geworden, indem er das Politikfeld des rassistischen Front National neu besetzte. Er versprach, Frankreich zu säubern. Die Vorstädte rebellierten, als wieder einmal „arabische“ Jugendliche von der Polizei in den Tod getrieben wurden. Die Wut über die gesellschaftliche Verachtung brach sich Bahn. Die Folge waren brennende Vorstädte. Anschließend streikten Schüler und Studenten, weil ein neues Gesetz die schlechten Perspektiven der Jugend verschlimmern sollte.
Der Autor beschreibt, wie die Bewohner der Vorstädte in ein System der Segregation getrieben wurden und sich feindlich gegen diese Welt wendeten, die sie als Feinde behandelt. Dell‘Umbria zeichnet nach, wie sich schon seit dem 19. Jahrhundert die Politik durchsetzte, bestimmte Bevölkerungsschichten in eine Art Gettos weg zu sperren, so dass man von „Apartheitspolitik“ sprechen kann. Drogen einerseits und Fundamentalismus andererseits sind die Konsequenzen. Dell’Umbria’s Text liefert einen Schlüssel zur Erklärung islamistischer Attentate.
Alèssi Dell’Umbria ist in Marseille aufgewachsen, wo er bis heute lebt und politisch aktiv ist. Sein Interesse gilt der Stadtgeschichte von unten, insbesondere den Ausgeschlossenen. Als 2005 die Aufstände in den Vorstädten den französischen Präsidenten Sarkozy veranlassten, zur Säuberung mit dem "Kärscher" von der „Racaille“ (das Ausgekotzte, der Abschaum) aufzufordern, schrieb Dell’Umbria das Buch: „C’est de la racaille? Eh bien, j’en suis!“ (Das ist Abschaum? Na, dann gehöre ich dazu!). Der Essay wurde sofort ins Italienische, Spanische und Griechische übersetzt.