Laurie Penny „Unspeakable Things – Sex, Lies & Revolution“
Die ohne Zweifel lauteste & umstrittenste Autorin der radikalen Linken über Feminismus & Kapitalismus. Moderation: Hannah Wölfl. In englischer Sprache.
ARGE schwerpunkt
open mind festival
Die „derzeit wichtigste junge Feministin“ (Die Zeit) wurde 1986 in London geboren, studierte Englische Literatur in Oxford und ist heute Nieman Fellow an der Harvard University und Redakteurin beim Magazin New Statesman. Sie schreibt Artikel für The Guardian und die New York Times; daneben wurde sie vor allem durch ihr Buch „Meat Market. Female Flesh Under Capitalism.“ (2011; dt. „Fleischmarkt“, 2012) bekannt, eine zum Widerstand aufrufende Analyse, wie Frauenkörper im Kapitalismus und in den Medien entmachtet und kontrolliert werden.
Laurie Penny, angry young woman und Star der englischen Bloggerszene, legt den Finger in die Wunde. Der Spätkapitalismus brandmarkt den Körper von Frauen im Wortsinne – er brennt sein Markenzeichen ein. In Kapiteln zu Sexualität, Prostitution, Essstörungen, Konsum und Hausarbeit etwa werden Faktoren dargestellt, die für den Handel mit dem weiblichen Fleisch als sexuelles und soziales Kapital von Bedeutung sind. Dabei kennt sie die Theorien ihrer Vorkämpferinnen, aber sie berichtet von der Front der heutigen Verwerfungslinien und Grabenkämpfe: „Riot, don’t diet!“
„‚Fleischmarkt‘ ist ein Stück feministischer Dialektik, das den Körper der Frau als sexuellen Stützpunkt des kapitalistischen Kannibalismus offenlegt. Ein schmales Bändchen, das das Zeug zu einem neuen feministischen Manifest hat.“ (Grundrisse, Zeitschrift für linke Theorien & Debatte)
Auch ihr Werk „Unspeakable Things. Sex, Lies and Revolution“ (2014; dt. „Unsagbare Dinge“, 2015) ist eine scharfzüngige und kluge Kampfansage an den Neoliberalismus und an die reaktionäre Geschlechterordnung, die ihn bedingt. Laurie Penny zerlegt gnadenlos den modernen Feminismus und die Klassenpolitik, wenn sie von ihren eigenen Erfahrungen als Journalistin und Aktivistin in der Subkultur berichtet. Es ist ein Buch über Armut und Vorurteile, Online-Dating und Essstörungen, Straßenkämpfe und Fernsehlügen.
Das Buch richtet sich an die anderen, die sich nie zufrieden geben, denen es nie gut genug, denen es nie frei genug ist, wenn nur ein paar gleichberechtigt sind. Es ist für die Unsäglichen, die Unnatürlichen, für die, die andere verschrecken. Die nicht tun, was man ihnen sagt. Die den Mund aufmachen, wenn sie es nicht sollen, und die nicht auf Knopfdruck lächeln. Die schräg sind und immer zu viel wollen.
Dabei spricht Laurie Penny für einen Feminismus, der keine Gefangenen macht, dem es um Gerechtigkeit und Gleichheit geht, aber auch um Freiheit für alle. Um die Freiheit, zu sein, wer wir sind, zu lieben, wen wir wollen, neue Genderrollen zu erfinden und stolz gegenüber jenen aufzutreten, die uns diese Rechte verweigern wollen. Es ist ein Buch, das jenen eine Stimme gibt, denen das Sprechen verboten wird – eine Stimme, die das Unsagbare ausspricht.