„Queer und auf der Flucht“
Diskussion mit Anja Hagenauer, Philip Kopal, Gorji Marzban, Barbara Sieberth, Moderation: Bernhard Damoser. Intro: „Mukwano“, Outro: „The Abominable Crime“.
ARGE schwerpunkt
open mind festival
Die Veranstaltung legt ihren Fokus auf die Situation von Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität ihr Herkunftsland verlassen mussten und in Österreich um Asyl ansuchen – LGBTIQ Refugees (LGBTIQ: Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex, Queer).
Durch einen Diskussionsabend mit Impulsreferaten und Filmen sowie einem vertiefenden Workshopangebot am darauf folgenden Tag sollen Bewusstsein und Vernetzungsmöglichkeiten geschaffen sowie Diskriminierung abgebaut und bekämpft werden.
Weltweit werden in 75 Staaten Homosexuelle verfolgt, und in acht Ländern droht gleichgeschlechtlich orientierten Menschen sogar die Todesstrafe. Im Iran wurden beispielsweise laut Amnesty International seit 1979 mehr als 4000 Schwule getötet. Der Iran ist aber nicht das einzige Land, in dem Homosexualität Verfolgung, Folter und Ächtung bedeutet. In Mauretanien, Sudan, Saudi-Arabien oder Teilen von Nigeria ist die Todesstrafe für Homosexualität im Gesetz festgeschrieben, Strafarbeit wird etwa in Angola oder Malawi verhängt, und unterschiedlich lange Gefängnisstrafen drohen im Oman, Libyen, Indonesien, Pakistan – um nur einige Länder zu nennen, in denen LGBTIQ-Menschen verfolgt, getötet, geächtet, verstoßen, gefoltert werden.
Begeben sich diese Menschen auf die Flucht, beginnt nach der Verfolgung in den Herkunftsländern und oft homophoben Gewalterfahrungen während der Flucht der nächste Spießrutenlauf. So sind es laut der Menschenrechtsorganisation International Lesbian and Gay Association (ILGA) – weltweit lediglich 15 Länder, die homosexuellen Personen Asyl gewähren. In Österreich kann die Verfolgung aufgrund sexueller Orientierung als Asylgrund gelten – sofern man es überhaupt so weit schafft.
Aber auch hier sind Homo- und Transsexuelle der Gewalt von Polizei und Exekutive sowie von Zivilist*nnen ausgesetzt. Aufgrund des Arbeitsverbots landen LGBTIQ-Flüchtlinge oftmals in der Prostitution, da die finanzielle „Grundversorgung“ inkl. Taschengeld nicht zum Leben reicht. Da ihr Fluchtgrund ihre sexuelle Orientierung ist, kann dieser „Status“ von nun an nicht verheimlicht werden. Zudem können sie oft nicht in Großstädten bleiben, sondern werden in kleine Orte abgeschoben, wo sie erneut Ressentiments und Homophobie ausgesetzt sind.
Ausländer*in mit einer LGBTIQ-Identität zu sein, ist generell mit Stigmata in Österreich verbunden, wie u. a. Berichte der Gay Cops Austria zeigen. Refugees mit einer LGBTIQ-Identität haben es besonders schwer, da es wenige Hilfsangebote und Vernetzungsmöglichkeiten für homosexuelle Flüchtlinge gibt. So wurde erst 2014 die Wiener „Queer Base“ der Türkis Rosa Lila Villa als Anlaufstelle für LGBTIQ-Flüchtlinge gegründet, in Salzburg gibt es erst seit kurzem konkrete Angebote, wie etwa eine eigene WG für LGBTIQ-Flüchtlinge.
Im Rahmen des Themenabends „Queer und auf der Flucht“ werden folgende Fragen im Zentrum stehen: Welche Rahmenbedingungen und Umstände veranlassen Menschen mit LGBTIQ-Hintergrund, ihr Herkunftsland zu verlassen und Schutz vor Verfolgung in einem anderen Staat zu suchen? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen bestehen hinsichtlich des Fluchtgrundes der Verfolgung bzw. des Anspruches auf internationalen Schutz von Personen mit LGBTIQ-Hintergrund? In welcher Lebensrealität befinden sich LGBTIQ-Asylwerber*innen in Österreich während des Zulassungs- und Asylverfahrens, bzw. ist diese Personengruppe während dieser Zeit einem erhöhten Diskriminierungs- und Gewaltrisiko ausgesetzt? Welche wesentlichen Ansatzpunkte für Akteure im Asylwesen (Politik, Behörden, Soziale Arbeit etc.) können aufgezeigt werden, um eine Verbesserung der Lebenssituation von LGBTIQ-Asylwerber*innen während des Asylverfahrens zu erzielen?
Filmprogramm
TRANSITION
das International Queer Minorities Film Festival (IQMF), gilt in Europa als einzige Filmveranstaltung, bei der es um Einblicke in die Vielfalt sowie um Geschichten von, mit und über LGBTIQ-Minderheiten (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex, Queer) geht. Mit einem vielfältigen Angebot rund um den Kulturfaktor Film möchte TRANSITION IQMF allen Filmfreund*innen, unabhängig von ihrer Identität, Herkunft oder kulturellen Verortung, die Möglichkeit offerieren, die Filmkultur queerer Minderheiten in ihrer Geschichte und Aktualität kennenzulernen, und einen Beitrag zur Verständigung leisten sowie die Sichtbarkeit und das Selbstbewusstsein von Minderheiten innerhalb der LGBTIQ-Community erhöhen.
10.-18.11.2016 in Wien
www.iqmf.at