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„Queer und auf der Flucht“ am 11.11.2016 um 19:00 Uhr
Foto (c) Sine Vadstrup Brooker

„Queer und auf der Flucht“

Diskussion mit Anja Hagenauer, Philip Kopal, Gorji Marzban, Barbara Sieberth, Moderation: Bernhard Damoser. Intro: „Mukwano“, Outro: „The Abominable Crime“.

ARGE schwerpunkt open mind festival

Die Veranstaltung legt ihren Fokus auf die Situation von Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität ihr Herkunftsland verlassen mussten und in Österreich um Asyl ansuchen – LGBTIQ Refugees (LGBTIQ: Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex, Queer).
Durch einen Diskussionsabend mit Impulsreferaten und Filmen sowie einem vertiefenden Workshopangebot am darauf folgenden Tag sollen Bewusstsein und Vernetzungsmöglichkeiten geschaffen sowie Diskriminierung abgebaut und bekämpft werden.

Weltweit werden in 75 Staaten Homosexuelle verfolgt, und in acht Ländern droht gleichgeschlechtlich orientierten Menschen sogar die Todesstrafe. Im Iran wurden beispielsweise laut Amnesty International seit 1979 mehr als 4000 Schwule getötet. Der Iran ist aber nicht das einzige Land, in dem Homosexualität Verfolgung, Folter und Ächtung bedeutet. In Mauretanien, Sudan, Saudi-Arabien oder Teilen von Nigeria ist die Todesstrafe für Homosexualität im Gesetz festgeschrieben, Strafarbeit wird etwa in Angola oder Malawi verhängt, und unterschiedlich lange Gefängnisstrafen drohen im Oman, Libyen, Indonesien, Pakistan – um nur einige Länder zu nennen, in denen LGBTIQ-Menschen verfolgt, getötet, geächtet, verstoßen, gefoltert werden.
Begeben sich diese Menschen auf die Flucht, beginnt nach der Verfolgung in den Herkunftsländern und oft homophoben Gewalterfahrungen während der Flucht der nächste Spießrutenlauf. So sind es laut der Menschenrechtsorganisation International Lesbian and Gay Association (ILGA) – weltweit lediglich 15 Länder, die homosexuellen Personen Asyl gewähren. In Österreich kann die Verfolgung aufgrund sexueller Orientierung als Asylgrund gelten – sofern man es überhaupt so weit schafft.

Aber auch hier sind Homo- und Transsexuelle der Gewalt von Polizei und Exekutive sowie von Zivilist*nnen ausgesetzt. Aufgrund des Arbeitsverbots landen LGBTIQ-Flüchtlinge oftmals in der Prostitution, da die finanzielle „Grundversorgung“ inkl. Taschengeld nicht zum Leben reicht. Da ihr Fluchtgrund ihre sexuelle Orientierung ist, kann dieser „Status“ von nun an nicht verheimlicht werden. Zudem können sie oft nicht in Großstädten bleiben, sondern werden in kleine Orte abgeschoben, wo sie erneut Ressentiments und Homophobie ausgesetzt sind.
Ausländer*in mit einer LGBTIQ-Identität zu sein, ist generell mit Stigmata in Österreich verbunden, wie u. a. Berichte der Gay Cops Austria zeigen. Refugees mit einer LGBTIQ-Identität haben es besonders schwer, da es wenige Hilfsangebote und Vernetzungsmöglichkeiten für homosexuelle Flüchtlinge gibt. So wurde erst 2014 die Wiener „Queer Base“ der Türkis Rosa Lila Villa als Anlaufstelle für LGBTIQ-Flüchtlinge gegründet, in Salzburg gibt es erst seit kurzem konkrete Angebote, wie etwa eine eigene WG für LGBTIQ-Flüchtlinge.

Im Rahmen des Themenabends „Queer und auf der Flucht“ werden folgende Fragen im Zentrum stehen: Welche Rahmenbedingungen und Umstände veranlassen Menschen mit LGBTIQ-Hintergrund, ihr Herkunftsland zu verlassen und Schutz vor Verfolgung in einem anderen Staat zu suchen? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen bestehen hinsichtlich des Fluchtgrundes der Verfolgung bzw. des Anspruches auf internationalen Schutz von Personen mit LGBTIQ-Hintergrund? In welcher Lebensrealität befinden sich LGBTIQ-Asylwerber*innen in Österreich während des Zulassungs- und Asylverfahrens, bzw. ist diese Personengruppe während dieser Zeit einem erhöhten Diskriminierungs- und Gewaltrisiko ausgesetzt? Welche wesentlichen Ansatzpunkte für Akteure im Asylwesen (Politik, Behörden, Soziale Arbeit etc.) können aufgezeigt werden, um eine Verbesserung der Lebenssituation von LGBTIQ-Asylwerber*innen während des Asylverfahrens zu erzielen?

Zum Einstieg in die Thematik wird der Kurzfilm „Mukwano“ gezeigt, als Abschluss nach der Diskussion die preisgekrönte Dokumentation „The Abominable Crime“. Die beiden Salzburg-Premieren wurden gemeinsam mit Yavuz Kurtulmus, Leiter von Transition – International Queer Minorities Film Festival Vienna für das Open Mind Festival 2016 kuratiert.

Filmprogramm

Mukwano

Regie: Cecilie McNair, DK 2016, 19 Min., OmenglU
Salzburg-Premiere

Mary Kabufufu ist lesbisch und Asylwerberin. Sie sucht ihre Freundin, die während der gemeinsamen Flucht aus Uganda verschwunden ist. Im Laufe ihrer letzten Befragung vor dem Flüchtlingsausschuss beginnt sie zu realisieren, dass sie einen Hinweis übersehen hat, der sie möglicherweise zu ihrer Freundin führen könnte. Jedoch weiß sie noch immer nicht, ob sie Asyl bekommt.

The Abominable Crime

Regie: Micah Fink, JM/USA 2013, 65 Min, OmeU
Salzburgpremiere

Der Dokumentarfilm zeigt die vorherrschende Homophobie-Kultur in Jamaika aus der Sicht homosexueller Jamaikaner*innen, die sich zwischen ihrer Heimat und ihrem Leben entscheiden müssen, nachdem ihre sexuelle Orientierung publik wurde.
Schwule und Lesben werden in Jamaika bis heute stigmatisiert wie in kaum einem anderen Land, wie MenschenrechtlerI*innen kritisieren. Seit Jahren existiert Homosexualität dort praktisch nur im Untergrund; Homosexualität ist gesetzlich verboten, die explizit schwulenfeindliche Bevölkerung verübt (Lynch-) Morde an Trans*Personen und Homosexuellen, Reggae-Künstler verbreiten bei ihren Konzerten ungestraft homophobe Einstellungen.

Die junge Mutter Simone und der LGBTIQ-Aktivist Maurice sind nur zwei von vielen lesbischen und schwulen Jamaikaner*innen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Die Gefahr, in der sie sich befinden, ist zu groß. Nicht nur sind Homosexuelle der Dämonisierung und Isolation ausgesetzt, die Homophobie in Jamaika hat darüber hinaus bereits eine unglaublich hohe Zahl an Mordopfern gefordert, die weiter ansteigt. Der Dokumentarfilm begleitet seine Protagonist*innen über mehrere Jahre hinweg und erzählt von Gewalt, Angst und sozialer Entwurzelung. Während Simone darum kämpft, das Land mit ihrer Tochter verlassen zu können, überlegt Maurice im Exil – was den Unmut seines kanadischen Ehemannes hervorruft – nach Jamaika zurückzukehren, um weiterhin und auch auf rechtlichem Weg gegen die homophoben Gesetze in seiner Heimat vorzugehen.

A well crafted, focused and loving film which should be seen widely in the region and the world.
Amnesty International Human Rights Prize
This important film is as much about resistance as it is about oppression. It is about a community who has to be fearless, even though there is so much to fear.
Alice Lytton, IndieWire

Filmpreise

  • Amnesty International Human Rights Prize (2014)
  • Roze Filmdagen LGBT Festival – Best Doc Audience Award (2014)
  • Belize International Film Festival – Best Documentary (2013)

www.abominablecrimefilm.com

TRANSITION

das International Queer Minorities Film Festival (IQMF), gilt in Europa als einzige Filmveranstaltung, bei der es um Einblicke in die Vielfalt sowie um Geschichten von, mit und über LGBTIQ-Minderheiten (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex, Queer) geht. Mit einem vielfältigen Angebot rund um den Kulturfaktor Film möchte TRANSITION IQMF allen Filmfreund*innen, unabhängig von ihrer Identität, Herkunft oder kulturellen Verortung, die Möglichkeit offerieren, die Filmkultur queerer Minderheiten in ihrer Geschichte und Aktualität kennenzulernen, und einen Beitrag zur Verständigung leisten sowie die Sichtbarkeit und das Selbstbewusstsein von Minderheiten innerhalb der LGBTIQ-Community erhöhen.
10.-18.11.2016 in Wien
www.iqmf.at