Clara Luzia
Mit neuem Album „Here's To Nemesis“.
ARGE konzert
Nach Jahren mit großer Band und dichtem Klang riss sich Clara Luzia die Kleider vom Leib. Übrig bleiben Haut und Knochen in Form von Bass, Gitarre, Schlagzeug. Blaupause für den Sound von „Here’s To Nemesis“ stellte die Interpretation von „Sinnerman“ für Andreas Prochaskas Erfolgsfilm „Das finstere Tal“ (2014) dar.
Der neue Sound nimmt Tempo raus und zelebriert Tremolo-Gitarren, die Raum lassen für Stimme und Leerstellen. „(...) ein Befreiungsschlag, der in seiner Unaufgeregtheit die große Kunst des Understatements erklärt.“ (Wiener Zeitung)
Yes, it's fucking political!
Wie auch nicht? Wir haben die 7-Milliarden-Menschen-Marke überschritten, pseudoreligiös unterfütterte Abstrusitäten bieten Orientierungslosen neuen Halt, die Festung Europa verteidigt mit Zähnen und Klauen ihren Wohlstand, und Umwelt und Tiere siechen dank unserer bodenlosen Gier vor sich hin.
Dennoch ist „Here’s To Nemesis“, das mittlerweile sechste Studioalbum von Clara Luzia, keine Platte, die einen nach dem Strick greifen lässt. Denn mit dem Arsch ins Gesicht fährt Luzia trotz allem nicht. Die Texte sind codierte Erzählungen über die Suche nach dem richtigen Leben im falschen: Wer sie verstehen will, kann sie leicht entschlüsseln. Wer die Comfort Zone nicht verlassen will, wird auch in der herbsten Kapitalismuskritik ein softes Liebeslied hören. Und das passt auch so. Sind die Lieder einmal ins Außen entlassen, hat die Verfasserin kein Deutungsmonopol mehr. Doch wer zuhört gewinnt.