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Arne & Nico Semsrott, Jan Ludwig „Museum des Scheiterns“ am 13.11.2014 um 19:00 Uhr

Arne & Nico Semsrott, Jan Ludwig „Museum des Scheiterns“

Ausstellungsdauer: 13.-23.11. Eröffnung am 13.11. um 19:00 Uhr mit Arne Semsrott.

ARGE installation ARGE open mind festival

Was in ein Museum des Scheiterns gehört?
Eigentlich wäre es am konsequentesten, einfach einen leeren weißen Raum zu nehmen und nur einen Satz an die Wand zu schreiben: „Dinge, die es leider nicht in die Ausstellung geschafft haben.“ Fertig. Doch das wäre nur kurz lustig, und dann doch ziemlich langweilig. Interessanter hingegen finden wir den Umgang einer Leistungsgesellschaft, in der Scheitern zum Tabu wird.

Die Gesellschaft wünscht sich persönlichen und kollektiven (meist wirtschaftlichen) Erfolg.
Im ewig währenden Wettbewerb ist das Ziel Platz 1, alles andere ist egal und nicht der Rede wert.
So gibt es nur die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt, nicht die Forbes-Liste der Ärmsten. Und Museen oder Enzyklopädien des Scheiterns funktionieren nur selten, denn Scheitern ist peinlich. Niemand gibt mit seinem/ihrem Scheitern an. Es sei denn, das Scheitern ist Teil einer Erfolgsgeschichte. MotivationstrainerInnen behaupten gerne, irgendwann in ihrem Leben bankrott gewesen zu sein, aber sich da selbst herausgearbeitet zu haben („Und Sie können das auch!“). In dieser Ausstellung soll es aber nicht ums optimierte, sondern ums echte Scheitern gehen.

Eigentlich ist Scheitern in einer erfolgsorientierten Gesellschaft nicht nur peinlich, sondern manchmal auch hilfreich, üblich und fast immer natürlich. Auch die Menschheit wird von Anfang an vom Scheitern begleitet. Schon bevor ein neuer Mensch entsteht, geht auf dem Weg zur Eizelle fast alles schief: 200 Millionen Samen machen sich auf den Weg, ein Spermium kommt an. Die meisten Menschen werden nie geboren.

Wir haben mit dieser Ausstellung das Ziel, das Scheitern von wirklich allen Seiten zu beleuchten:
Natürlich haben wir uns damit viel mehr vorgenommen, als wir umsetzen können. Aber indem wir hier scheitern, erfüllen wir wenigstens den Zweck und sind erfolgreich erfolglos.

Gescheiterte Lebensläufe

Jan Ludwig

geboren 1983, wechselte 1991 auf die (sieg-)reiche Seite des Eisernen Vorhangs. Bekam mit 18 trotzdem nur 25 Euro Taschengeld im Monat. Wäre Politikwissenschaftler geworden, wenn der NC bei 2,4 gelegen hätte. Hat er aber nicht. Er lag bei 2,3. Wäre nicht nur studierter, sondern praktizierender Historiker geworden, wenn das Deutsche Historische Institut in Paris oder in Rom ihm ein Praktikum gegeben hätten. Haben sie aber nicht. Jetzt ist er Journalist und schreibt gern über unnützes Wissen, oder anders gesagt: gescheiterte Informationen.
Scheiterte 2010 bei Günther Jauch an der 500.000-Euro-Frage; die 1-Million-Frage hätte er gewusst.
Scheiterte 2012 beim Versuch, in einer anderen Quizsendung 500.000 Euro zu gewinnen, an einer Frage zu Adenauer. Hatte als Studienschwerpunkt die Ära Adenauer.

Jan Ludwig

Arne Semsrott

1988 Geburt: Im Laufe des Vorgangs Schlüsselbeinbruch und fast Erstickung, weil die Nabelschnur um seinen Hals gewickelt ist. Aug. 1991: Von der Rutsche gefallen. Noch ein Schlüsselbeinbruch. Bis Nov. 2013: Lange Beziehung. Trennung. Bis Aug. 2014: Kürzere Beziehung. Trennung.
Ausbildung: Jul. 2000: Note 5 in Bildender Kunst. Jul. 2005: Fast sitzen geblieben. Nach Beratung mit Schulleiterin Schulwechsel. Jul. 2007: Abitur. Verlässt die Abschlussfeier nach 20 Minuten.
Sep. 2008 & 2009: Bewerbung für ein Studium der Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Abgelehnt.
Berufserfahrungen (Auswahl): Mai 2014: Bewerbung bei der Henri-Nannen-Journalistenschule Hamburg. Abgelehnt. Nov. 2013: Bewerbung bei einer Bundestagsabgeordneten als Büromitarbeiter. Absage.
Okt. 2012: Bewerbung beim Civil Society Center Berlin als Praktikant. Absage. usf. seit 2009
Sonstiges: Sprachkenntnisse – Kein Chinesisch, Russisch und Arabisch.
Zahlreiche Niederlagen bei Poetry Slams in ganz Deutschland

Arne Semsrott

Nico Semsrott

Geburt am 11.03.1986: Das ist die Kombination aus dem Super-GAU von Fukushima (11.03.) und dem Super-GAU von Tschernobyl (1986). Es folgten schöne Geschenke: 18. Geburtstag – Anschläge von Madrid / 23. Geburtstag – Amoklauf von Winnenden / 25. Geburtstag – Fukushima.
1997: Kommt aufs Gymnasium und verliert dadurch seinen einzigen Grundschulfreund.
2000: Keine Freunde, keine Freude, scheiß Schule, Leben scheiße. Mutter im Krankenhaus. Erste große Depression. Selbstmordgedanken wechseln sich mit Amoklaufphantasien ab. Seitdem immer wieder depressive Phasen, mal schlimmer, mal weniger schlimm.
Dezember 2002: Auslandsjahr in Mississippi. Abbruch nach fünf von zehn Monaten.
März 2005: Gesteht M., dass er sie liebt. M. fängt an zu weinen. Kurz darauf kommt M. mit seinem besten Freund zusammen.
November 2006: Studienabbruch nach sechs Wochen.
2006-2008: Besonders schlimme Depression. Ziemlich häufige Gedanken über Selbstmord.
2007 Frei & Willig: Wird von seinen gleichaltrigen Mitstreitern aus dem ehrenamtlichen Projekt ausgeschlossen, das er selbst gegründet hat, weil eine Stiftung mit einer Millionenklage droht.
Januar 2008: Einer der ersten Slam-Auftritte. Ein Zuschauer ruft: „Aufhören!“ Es wird gebuht. Ein Slam-Kollege sagt später über diesen Tag: „Das war der schlimmste Slam-Auftritt, den ich je gesehen habe.“
nicosemsrott.de (Kabarett und Standup-Tragedy)

Nico Semsrott