Simon Steen-Andersen „Inszenierte Nacht“
Es spielt das ensemble ascolta. Österreichische Erstaufführung.
ARGE neue musik
Koveranstaltung mit Salzburg Biennale
In der europäischen Musik wimmelt es von „Nächtlichen Szenen“, von Nocturnes und Notturni. Simon Steen-Andersens „Inszenierte Nacht“ ist ein Spiel mit berühmten Nachtmusiken von Bach, Chopin, Schumann, Mozart und Ravel. Wie ein Theaterregisseur einem Stück, nähert sich der Komponist Steen-Andersen mit musikalischen Mitteln den gewählten historischen Musikvorlagen, „inszeniert“ sie neu, aktualisiert und verstärkt dabei vorhandene Ideen-Elemente und Strukturen. Ein virtuoses Spiel mit Illusionen und Täuschungen, kultverdächtig!
Im Theater werden historische Stücke durch die Inszenierung in Bezug zur Gegenwart gesetzt. Rollen werden neu definiert, häufig erfährt der Text dabei mehr oder weniger massive Eingriffe. Dagegen scheint es gute Gründe zu geben, im Bereich musikalischer Aufführungen bei einer möglichst authentischen, historisch legitimierten Aufführungs-praxis zu bleiben. Doch auch Komponisten – so können wir annehmen – schrieben für Zeitgenossen, spielten dabei mit deren besonderen, sowohl zeit- als auch ortsgebundenen Erfahrungen.
Wie aber, orientiert an Erwartungen und Erfahrungen in einer grundsätzlich veränderten Welt, könnte man Musik „re-interpretieren“?
Simon Steen-Andersens szenischer Versuch einer Neuinterpretation klassischer Stücke – allesamt dem Thema „Nacht“ gewidmet – setzt bei der Tatsache an, dass das, was man die Idee einer historischen Komposition nennen könnte, dazu neigt, im selben Maß verloren zu gehen, wie das Stück selbst in geschichtliche Entfernung rückt. In Ravels Scarbo etwa hören wir weit mehr den französischen Virtuosenstil des frühen 20. Jahrhunderts, als dass uns die Komposition – wie intendiert – mit der furchterregenden Figur eines Nachtmahrs verstört.
Steen-Andersen zielt auf eine Klarstellung bezüglich unseres Umgangs mit dem Historischen ab, er versucht, mit seiner Arbeit darüber hinaus diesen Umgang zu verändern.