o r t s z e i t [archiv]
In Koproduktion mit der ARGEkultur. Inszenierung: Ursula Reisenberger. Eintritt: Pay what you want, Anmeldung unter tickets@argekultur.at oder +43-662-848784
ARGE theater
[archiv] ist eine Spurensuche, eine Bestandsaufnahme in uns und in der Stadt.
Eine Erinnerungsmaschine, die Geschichte ebenso produziert wie Geschichten.
Mit [archiv] setzt o r t s z e i t eine Reihe fort, die die Gruppe in und mit Leogang im Pinzgau entwickelt hat. Das Dorf war acht Jahre lang Schauplatz und Gegenstand einer theatralen Recherche zum Thema Identität, Erinnerung und Geschichte. Mehr und mehr verlagerte sich dabei der Blick vom Inhalt des Erzählten auf das, woraus sich dieses Erzählte speist. Dorthin, wo die Muster unserer Geschichten liegen, die Versatzstücke, aus denen wir die Welt konstruieren.
In diesem Raum verliert sich die erhoffte Zentralperspektive eines eindeutigen Narrativs. Was uns stattdessen entgegen tritt, sind Fragmente, Bausteine – Momentaufnahmen, die sich wie in einem Kaleidoskop immer wieder neu zusammensetzen. „Wahrheit“ und „Lüge“ sind dabei nichts weiter als zwei unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten.
[archiv] ist der leere Raum. Bereit, alles aufzunehmen, zu verwahren, solange wir es für wahr halten – und wieder frei zu geben, wenn seine Zeit vorüber ist. Eine Erinnerungsmaschine, die Geschichte ebenso produziert wie Geschichten. Und die letztlich Auskunft gibt über uns selbst. Über unsere Sehnsüchte und Ängste, unsere Fragen und Erklärungsversuche. Ein Spiegel, der sich füllt mit dem Bild dessen, der ihm gegenüber tritt.
Ein Archiv (lateinisch archivum für „Aktenschrank, Lade“, aus griechisch archeíon „Regierungs- oder Amtsgebäude“, zu archein „herrschen“) ist eine Institution oder Organisationseinheit, in der Archivgut zeitlich unbegrenzt aufbewahrt, benutzbar gemacht und erhalten wird (Archivierung). Mit dem Begriff können auch Gebäude oder Räumlichkeiten gemeint sein, in denen ein Archiv oder Archivgut untergebracht ist (Magazin).
Archive gibt es weltweit und in nahezu allen Kulturen und Lebensbereichen. Archive erscheinen sowohl in öffentlicher (z. B. Staaten, Kommunen) als auch privater Trägerschaft (z. B. Unternehmen, Vereine, Familien). Die meisten öffentlichen Archive arbeiten aufgrund von Archivgesetzen, die die Archivierung und die damit verbundenen Arbeitsfelder als öffentliche Pflichtaufgabe deklarieren. Zusammen mit anderen Gedächtnisinstitutionen wie Bibliotheken, Dokumentationsstellen oder Museen bilden Archive das kulturelle und rechtlich-administrative Gedächtnis eines Staates, einer Kommune oder einer Region.
aus Wikipedia (Permalink)
Über o r t s z e i t
2000 Gründung durch Ursula Reisenberger und Alexandra Tichy. Theaterproduktionen im öffentlichen und halböffentlichen Raum in Österreich und New York. 2006 bis 2013 Entwicklung einer ortsspezifischen Theater-Recherche in Leogang im Pinzgau: Trilogie „Schichten“ („Almenrausch & Edelweiß“, „Erzgang“, „Protestanten!“), Trilogie „Hinter der Welt“ („Im Wald“, „Die Eumeniden“, „Im Dorf“).
o r t s z e i t ist der Versuch, durch variierende Aufführungs-Situationen die Bandbreite von theatralen Vorgängen auszuloten. Wie die Zuordnung der Kategorie lokaler Zeit innerhalb eines bestimmten Systems absolut erscheint, sich aber radikal verschiebt, wenn der Betrachter den Standort wechselt, so folgt auch ein theatraler Akt völlig verschiedenen Gesetzen, wenn sich sein Umfeld verändert.
Indem wir unsere Arbeit aus dem geschützten Raum des Theaters heraus und näher an die BetrachterInnen heran tragen, ist es möglich, ein sehr heterogenes und von Produktion zu Produktion stark variierendes Publikum zu erreichen. Dabei interessiert uns vor allem die Grenze, an der der Alltag des jeweiligen Ortes und die theatrale Behauptung aufeinander treffen, die Verschiebung im Blick auf beide, die sich daraus ergibt.
Die Tatsache, dass Theater nicht ein fertiges Kunstprodukt lediglich präsentiert, sondern vor und mit den ZuschauerInnen immer wieder im Moment und für den Moment entsteht, dass sich für die Dauer einer Aufführung die Realität der SpielerInnen mit der Realität der ZuschauerInnen verbindet, befähigt das Theater wie kaum ein anderes Medium, sein Publikum in eine direkte Auseinandersetzung zu verwickeln.
In diesem Sinne sehen wir Theater auch als Möglichkeit einer gesellschaftlichen Untersuchung, die an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit gemeinsam mit dem Publikum stattfindet.
Ursula Reisenberger