Dieter Braeg: „Wilder Streik – das ist Revolution“
Der Streik der Arbeiterinnen bei Pierburg in Neuss 1973.
ARGE lesung
„Heute gibt es in der Berichterstattung 'Betriebsratschefs' und dort, wo kritische Belegschaftsvertreter zu konsequent Interessen der abhängig Beschäftigten vertreten, gibt es Entlassungen. Die Strategien des Kapitals, die vorhandenen Gesetze zum Schutze der Arbeitenden zu umgehen, werden immer ausufernder. So ist diese Dokumentation auch Anregung dazu, eine Diskussion über jene Demokratie zu führen, die endlich nicht an den Betriebstoren enden, sondern gesellschaftsverändernd in die Betriebe zurückkehren muss.“ (Dieter Braeg, Oktober 2012)
1973 haben in der damaligen Bundesrepublik fast 300.000 Arbeiterinnen und Arbeiter gestreikt. Ganz ohne Urabstimmung, meist gegen den Willen der Gewerkschaftsführungen. Es gab dabei schmerzliche Niederlagen, wie den Streik bei Ford in Köln. Doch es gab auch ganz ungewöhnliche Erfolge. Dieses Buch erzählt die Geschichte eines Arbeitskampfes, der zu einem solchen Erfolg geführt hat. Es geht um den Streik bei Pierburg in Neuss. Es war der erste Frauenstreik. In ihm standen sich migrantische Arbeiterinnen und deutsche Facharbeiter nicht getrennt gegenüber, sondern handelten gemeinsam. Die Forderungen der Frauen wurden voll durchgesetzt und auch ein Rachefeldzug des Unternehmers vor Gericht scheiterte. Das Buch umfasst Dokumente der damaligen Zeit, die das verständlich machen. Sie zeigen u. a., wie es gelang, sich Rechte zu nehmen, die man eigentlich nicht hat, ohne danach durch die Walze der Repression platt gemacht zu werden. Zudem ist dem Buch eine außergewöhnliche Film-DVD beigelegt, die den damaligen Akteurinnen und Akteuren ein Gesicht gibt und ganz nebenbei den postfaschistischen Geist der Nachkriegsbundesrepublik dokumentiert.
Rezensionen
Dieter Braeg
- Geboren 1940 in Ravensburg. Lebt seit 2000 auch in Salzburg.
- Hilfsarbeiter in einem Baustahlwalzwerk in Wien, Binnenschiffer auf der Donau, Automatenbestücker auf Berliner S- und U-Bahnhöfen, Schalterbeamter der Reichsbahn in Berlin im Bahnhof Zoo, Kaufmännischer Mitarbeiter im Wareneingang dem BMW-Motorradwerks in Berlin-Spandau.
- Ab 1971 bis zum Renteneintritt 2004 Versuchsdisponent und später Abteilungsleiter beim deutschen Automobilzulieferbetrieb Pierburg in Neuss. Hier war er auch 10 Jahre (stellvertretender) Betriebsratsvorsitzender. In dieser Zeit engagierte er sich politisch vor allem im Sozialistischen Büro.
- Von 1996 bis 1999 Vorsitzender des BIS-Zentrum für offene Kulturarbeit (größtes Mönchengladbacher Kulturzentrum mit etwa 300 jährlichen Veranstaltungen).
- Mitbegründer der WASG in Mönchengladbach und später Mitglied der Partei Die Linke. Mitinitiator der Internetzeitung scharf links. Vor seiner Übersiedlung nach Bad Reichenhall (neuer Hauptwohnsitz) im Jahre 2009/10 war Dieter Braeg für Die Linke in der Kommunalpolitik tätig. Schwerpunkt Hartz IV und Kultur.
- Seit über 50 Jahren ist er Gewerkschaftsmitglied (IG Metall und ver.di). Als Delegierter auf Gewerkschaftstagen der IG Metall setze er sich insbesondere für die Ablehnung der Atomenergie und für radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ein. Von 1973 bis 1983 war er als Bildungsobmann der IG Metall ehrenamtlich tätig (Funktionärslehrgänge und Seminare zur Geschichte der Arbeiterbewegung in den IG Metall-Gewerkschaftsschulen Sprockhövel und Lohr). Veröffentlichungen (ua):
- "Krise und Gegenwehr" Gewerkschaftliche Jahrbücher.
- Berichte und Reportagen in den Gründerjahren der TAZ.
- Beiträge im Kürbiskern, Kursbuch, Gegenwart (Literaturzeitung), Deutsche Volkszeitung, Der Gewerkschafter, Freitag, Literatur und Kritik, Sterz. Kossawa