Ernst Molden & Walther Soyka
Das musikalisch-literarische Original Ernst Molden verzaubert Publikum und Kritiker mit dem aktuellen Album „Es Lem“.
ARGE konzert
Hymnische Kritiken im Inland für „Es Lem“, monatelang an der Spitze der deutschen Liederbestenliste, dann auch noch der Preis der deutschen Schallplattenkritik und im selben Jahr (2011) noch „weida foan“, die aktuelle CD mit Coverversionen von Dylan, Springsteen, van Zandt. Aktuell läuft im Wiener Rabenhof auch sein „Singspiel über die Toten" namens „Hafen Wien" mit großem Erfolg. Gemeinsam mit dem Großmeister der Wiener Knöpferlharmonika Walther Soyka kommt Ernst Molden in die ARGEkultur – und diese Kombination verzaubert immer. Versprochen.
Wenn ein Künstler einem Album einen dermaßen puristischen, alles und jeden umarmenden Titel gibt, hat er einen gewissen Reifegrad erreicht. Einen Status, der nicht mehr nach Zuspitzung, Überzeichnung und Provokation verlangt, sondern ganz im Gegenteil Gelassenheit ausstrahlt. Und, ja, eventuell eine gewisse Abgeklärtheit, die Weisheit und Altersmilde vorwegnimmt. Aber dafür ist Molden, mit Verlaub, noch zu jung. Und der Rock’n’Roll, der – wie immer – das Unterfutter für Moldens Musikkosmos ist, zu vorlaut. Zu mitteilsam. Definitiv zu lebensfroh.
Tatsächlich gehört die zehnte Katalognummer im Werk Ernst Moldens nicht nur dem Namen nach zu seinen existentiellsten Arbeiten. Der Dichter und Liedermacher ist mit Frau und drei Kindern nach Wien-Erdberg gezogen, in eine gleichermaßen „gestandene“ wie im Umbruch befindliche Stadtgegend. Dabei entstanden Songs, die vom höchstpersönlichen Eindruck der neuen, rauhen und gleichzeitig anmutigen Gegend aus ins Grosse und Ganze aufbrechen.
Das Cover zu „Es Lem“ zeigt Ernst Molden als Teil einer Au-Landschaft, zwischen wucherndem Grün und mächtigen Baumriesen. Auf den ersten Blick ist der Protagonist und Namensspender des Albums kaum zu entdecken. Ein Henry David Thoreau der Moderne? Ja und nein. Denn einerseits beschreibt „Es Lem“ ein zutiefst urbanes Szenario, ein stetes, bewusstes und waches Durchschreiten des Häuserdschungels und der Rückzugszonen der Stadt. Andererseits wohnt in vielen Zeilen die Sehnsucht nach der Unmittelbarkeit der Natur. Und der Ungekünsteltheit, die der Begegnung seelenverwandter Naturen innewohnt. Eine Zigarette, ein Glas Wein, eventuell zwei, ein Dialog voll stiller und dann wieder intensiver Momente, ohne Anfang und Ende. Der altertümliche Plattenspieler – natürlich gibt es dieses Album auch auf Vinyl – setzt gerade wieder die Nadel zurück in die Einlaufrille, zum wievielten Mal heute?
„Es Lem“ erzählt vom Leben. Es gibt keinen gehaltvolleren Stoff. Es gibt nicht viele, die ihn kneten und formen und ausformulieren können. Ernst Molden kann.