"Canto minor" von Roland Schimmelpfennig und Justine del Corte
Eine verspielt-poetische Hommage auf Pablo Neruda.
ARGE theater
Koveranstaltung mit Chromosom XX
„Canto Minor“ wurde als eine Art Hommage auf Pablo Neruda anlässlich seines 100. Geburtstages von Roland Schimmelpfennig und Justine del Corte für das Teatro Nacional de Chile konzipiert. Der Titel versteht sich als Anspielung auf Nerudas „Canto General“.
Das Stück ist keine konkret biographische Wiedergabe von Nerudas Leben, sondern vielmehr eine verspielt-poetische Annäherung an den Dichter, Lebemenschen und Revolutionär im Sinne eines Poetischen Realismus. Schauplatz ist das Haus Nerudas auf Isla Negra, das Neruda als chilenischer Diplomat und Dichter, und vor allem auch als leidenschaftlicher Sammler bewohnte, und das heute als TouristInnenattraktion und musealer Ort dient. Die ProtagonistInnen Malva und Arturo sind HüterInnen dieses Ortes und seiner Gegenstände, und als solche spinnen sie sich in Geschichten rund um Nerudas Leben und die Objekte seiner Sammlerleidenschaft. So entsteht ein traumhaft-versponnenes Bild des Dichters. Die Themen seines Lebens werden poetisch durchgespielt und dabei selbst zur Poesie.
Es kommen die merkwürdigsten BesucherInnen, es geschehen die seltsamsten Dinge. Da ist ein Paar, das sich in Betten von großen KünstlerInnen liebt, eine Frau, die Seifen aus dem erotischen Bad klaut, und immer wieder tauchen Briefe von Nerudas früh verstorbener Mutter an den Sohn auf. Eine Geliebte bedauert, dass sie Neruda nicht getötet und somit für immer zu dem ihren gemacht hat. Und als dann Malva auf der gestohlenen Seife ausrutscht und das Zikadenhaus zerbricht, kippt die Geschichte in die Ebene des Traums.
Der skurrile Humor Schimmelpfennigs und Justine del Cortes garantiert eine gelungene Gratwanderung zwischen melancholischer Grundierung und farbiger Ironie.
Unter der Regie von Bernadette Heidegger schlüpfen die beiden SchauspielerInnen Daniela Meschtscherjakov und Benjamin Lang, musikalisch und klanglich vom Musiker Georg Brenner begleitet, in die unterschiedlichsten Rollen. Ihr Hineinkippen in die verschiedensten realistischen und surrealen Situationen entzündet sich an den jeweiligen Gegenständen des Erinnerns. Assoziative Unterstützung findet ihr Spiel dabei in der ideenreichen Bildsprache der Bühnenbildnerin und Videokünstlerin Dagmar Lesiak.
Es handelt sich nach Elke Hartmanns Solo „Unschuld for Sale“ um die zweite Produktion des Vereins Chromosom XX, der sich zeitgenössische Formen des Theaters mit Betonung der weiblichen Perspektive zum Thema gemacht hat.
- Regie Bernadette Heidegger
- Schauspiel Daniela Meschtscherjakov, Benjamin Lang
- Musik Georg Brenner
- Bühnenbild Dagmar Lesiak