Nikolaus Habjan
„Der Herr Karl“ – Helmut Qualtingers Klassiker der österreichischen Nachkriegsliteratur als Figurentheater. Salzburgpremiere.
ARGE kabarett
Helmut Qualtinger spielte 1962 den Herrn Karl in den Kammerspielen, eine Figur, die er gemeinsam mit Carl Merz entworfen hatte und die aus dem österreichischen Kabarett nicht mehr wegzudenken ist. In Wien begegnet man dem „Herrn Karl“ in vielen Personen, an unzähligen Orten – der zum Klassiker avancierte Charakter ist allgegenwärtig. Das Schubert Theater hat Qualtingers Text als Puppentheater adaptiert: Nikolaus Habjan schlüpft darin mithilfe seiner Klappmaul-Puppen in die verschiedensten Rollen, die alle zusammen „Der Herr Karl“ sind.
Der Herr Karl ist eine typische Inkarnation des Untertanen. Er enthüllt dem Publikum die Geschichte seines Lebens und den Kosmos seiner Anschauungen. Fünfzig Jahre österreichische Geschichte passieren Revue im Spießerjargon eines kleinbürgerlichen Opportunisten, für den sich jedes Geschehen und jede Katastrophe auf den privaten Sensationswert reduziert. Ob der „Anschluss“ an das Deutsche Reich, ob die Kriegs- und Nachkriegsjahre – der Herr Karl kann sich immer mit den Verhältnissen arrangieren und seine selbstgerecht-bornierte Mentalität kultivieren, die ihn in ihrer Mischung von Ressentiments, Vorteilssucht und Verantwortungsscheu zum Durchschnittsbürger schlechthin stempelt. Eigentlich ist er ja ein armer Kerl, im Grunde eine tragische Figur. Er ist der österreichische Anti-Held par excellence!
Carl Merz und Helmut Qualtinger haben den ständig vor sich hin nörgelnd-philosophierenden Delikatessenhändler „Herrn Karl“ selbst kennengelernt. Es entstand die Idee, daraus ein Theaterstück zu entwerfen, ein Stück, das schließlich zu einem der umstrittensten der österreichischen Theaterszene wurde. Die ambivalente österreichische Seele wurde wachgerüttelt und in ihrem tiefsten Inneren verletzt.
Pressestimmen
Die Produktion des Schubert Theaters „Der Herr Karl” (Helmut Qualtinger/Carl Merz), adaptiert als Puppentheaterstück, hat bei dem Theaterfestival „bestOFFstyria 2.10“ 2010 den Publikumspreis mit folgender Begründung der internationalen Jury gewonnen:
Nikolaus Habjan
Der gebürtige Grazer schloss im Juni 2010 sein Studium der Musiktheaterregie an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien mit der Inszenierung Gian Carlo Menottis „The Medium“ mit ausgezeichnetem Erfolg ab.
Bereits mit 15 Jahren sammelte er Erfahrungen mit dem Puppentheater. Durch Neville Tranter perfektionierte er seine Puppenspieltechnik. Zusammenarbeit mit dem Kabinetttheater „King of the Birds / Queen of the Blood“. Für das Opernfestival „Sirene“ entwarf und baute er Puppen für die Kammeroper „Das Gespräch der Hunde“ von C. Dienz. Am Schubert Theater realisierte Nikolaus Habjan seine erste Puppentheater-Produktion „Schlag sie tot“ und ist seit der Saison 2008/09 neben seiner Funktion als Puppenspieler und Regisseur dort Co-Direktor.
Helmut Qualtinger Der Herr Karl