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Austrofred & Didi Neidhart "Reborn to be Alive"

Die Untoten des Pop. Lesung, Palaver & Powerpoint Lecture, anschließend Schallplattenunterhaltung.

ARGE open mind festival "überLeben"

Nach dem slowenischen Philosophen Slavoj Žižek (dem „Elvis der Philosophie“) stellen die „lebenden Toten“ das „grundlegende Phantasma der modernen Massenkultur“ dar. Vor diesen Untoten gibt es kein Entkommen. Sie begegnen uns in Form ihrer Impersonatoren und Lookalikes (von Elvis bis Freddie Mercury), als ewig neu aufgelegte Best-of-Boxen, als gestohlene Leichenteile und als Rückversicherung einer Pop-Mythologie, die sich ihr jugendliches Permanent-Make-up durch die Losung „Only the Good Die Young“ möglichst lange frisch halten will (wer früh stirbt, bleibt bekanntlich „Forever Young“).

Das Festival wird auch heuer wieder vom Open Mind Magazin (PDF) begleitet, das nicht nur die Programmpunkte ausführlich vorstellt, sondern weiterführende Aspekte durch die Beiträge von GastautorInnen wie Klaus Nüchtern oder Reinhard Haller thematisiert. Zudem wird ein Festivalblog dem Publikum die Möglichkeit bieten, Inhalte zu vertiefen, zu kommentieren und zu diskutieren.

So sehr Popmusik immer schon von einem diffusen Utopia (einem Ort, an dem es keine Unterdrückungen entlang der Kategorien „Race“, „Gender“, „Class“ gibt) sprach, so sehr gibt es seit den frühesten Pop-Momenten auch eine unheimliche Faszination (wenn nicht sogar Sehnsucht) für jene „Other Side“, an deren Schwelle der Sensenmann den Türsteher gibt (man denke dabei nur an die unzähligen „Teenage Tragedy“-Songs der 50's und 60's sowie an den ominösen „Club 27“). Nicht zu vergessen die unter dem Schlagwort „Flogging a Dead Horse“ (so der ironisch-zynische Titel des ersten Sex Pistols-Samplers aus dem Jahr 1979) prosperierende Verwertungsindustrie der Überbleibsel toter Popstars. Bekanntlich wird der Wert des Nachlebens im Pop immer auch am postmortalen Überleben auf dem Musikmarkt bemessen.

In ihrem Vortrag „Reborn to be Alive – Die Untoten des Pop“ wollen Austrofred („Der Champion“) und Didi Neidhart (laut FM4 „der wahrscheinlich beste Musikjournalist Österreichs“) in Form einer Mischung aus Lesung, Vortrag, Palaver und Powerpoint-Präsentation (plus späterem Platten auflegen) der Frage nachgehen, was es mit dieser von Žižek diagnostizierten ewigen „Wiederkehr der lebenden Toten“ auf sich hat. Warum gibt es im Pop ein so augenfälliges „Back from the Grave“ diversester (Quäl-)Geister, Gespenster und hauntologischer Retromanen. War nicht der Tod von Amy Winehouse der erste Retro-Tod der Pop-Geschichte? Weil sie quasi „die Letzten ihrer Art“ gewesen sind, die der Abfolge von Karriere, Karriereknick und Vergessen gerade durch den Tod (je mysteriöser, desto besser) ein Schnippchen geschlagen haben und sich so ein ewiges Überleben im Nachruhm gesichert haben? Oder ist vielleicht einfach nur beim Begräbnis etwas schiefgegangen?

Austrofred, geboren 1970 in Steyr, ledig. Der Champion, wie in seine Fans nennen, ist berühmt für seine Austropop-Veredelungen von Queen-Hits, brilliert aber auch als Schauspieler, Skifahrer und Schriftsteller. Sein letztes Buch trägt den Titel „Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben – Mein Briefwechsel mit W. A. Mozart“.
www.austrofred.at

Didi Neidhart, geboren 1963, wohnhaft in Salzburg, Chefredakteur von „skug – Journal für Musik“ (A), Vorträge und Lectures zu Pop Culture sowie diverse Buchbeiträge und Festival-/Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland. Aktuelle Veröffentlichung: „Musik = Müll“ (zusammen mit Hans Platzgumer, Limbus Verlag, Herbst 2011).
www.skug.at