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Anerkennung statt Dequalifizierung

MigrantInnen-Kompetenzen (an)erkennen & fördern. Diskussion mit Anja Hagenauer, Mümtaz Karakurt und Thomas Pfeffer. Moderation: August Gächter.

ARGE open mind festival "überLeben"

Der Arbeitsmarkt in Österreich ist ethnisch segregiert: bestimmte Arbeiten im Niedriglohnsektor – wie putzen, pflegen und Hilfsarbeiten in der Gastronomie – werden vorwiegend vom migrantischen Teil der Bevölkerung verrichtet. Auch wenn junge MigrantInnen über immer höhere Schulabschlüsse verfügen, wirkt sich das nicht erheblich auf ihre Situation am Arbeitsmarkt aus. Ein Phänomen, das Beiträge von MigrantInnen am Arbeitsmarkt nahezu verunmöglicht, ist die Dequalifizierung. Dequalifizierung beschreibt den Umstand, dass MigrantInnen trotz vorhandener und teilweise überdurchschnittlicher Qualifikationen fast nur Jobs als Reinigungskräfte oder Küchenhilfen bekommen können.

Das Festival wird auch heuer wieder vom Open Mind Magazin (PDF) begleitet, das nicht nur die Programmpunkte ausführlich vorstellt, sondern weiterführende Aspekte durch die Beiträge von GastautorInnen wie Klaus Nüchtern oder Reinhard Haller thematisiert. Zudem wird ein Festivalblog dem Publikum die Möglichkeit bieten, Inhalte zu vertiefen, zu kommentieren und zu diskutieren.

Die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse, die sogenannte Nostrifizierung, gestaltet sich für viele MigrantInnen schwierig. Neben allgemeinen rassistischen Ressentiments in großen Teilen der Bevölkerung (und damit auch oft bei den ArbeitgeberInnen) ist dies auch der staatlich anerkannten Vollzugspraxis zuzuschreiben, möglichst viele Hürden bei der Nostrifizierung von Ausbildungen, die in anderen Ländern abgeschlossen wurden, aufzubauen.
Neben den zum Teil hohen Kosten bestehen vor allem formale Hindernisse für den Nachweis der Vergleichbarkeit mit einer österreichischen Ausbildung, etwa wenn wichtige Dokumente bei kriegerischen Handlungen zerstört wurden oder auf der Flucht zurückgelassen werden mussten. Mangelnde Sprachkenntnisse, aber auch die Ortsgebundenheit von Wissen – etwa bei JuristInnen – spielen weiters eine Rolle. 32 Prozent der MigrantInnen sind in Österreich daher mit Dequalifizierung konfrontiert – arbeiten also unter ihrem Qualifikationsniveau.

Diese Fakten wiegen noch schwerer, wenn man sich die Entwicklungen des österreichischen Arbeitsmarkts vergegenwärtigt: Österreichs Bevölkerung altert, die Erwerbsbevölkerung schrumpft, der Wettbewerb um (hoch)qualifizierte Arbeitskräfte ist international.

Die Podiumsdiskussion „Anerkennung statt Dequalifizierung“ forscht nach Ursachen, möchte die Umstände von Dequalifizierung und ihre Folgen ins Bewusstsein der gesamten Bevölkerung bringen und mögliche Exit-Strategien aufzeigen und diskutieren.

Der Workshop am darauffolgenden Tag „Integration mit Mehrwert. Anerkennung von Talenten & Qualifikationen“ richtet sich an MigrantInnen-Beratungsstellen im Arbeitsmarktkontext und Interessierte in diesem Umfeld. Achtung: Begrenzte TeilnehmerInnenzahl!

Kurz-Biografien

Anja Hagenauer

LAbg. Mag.ª Anja Hagenauer, Projektleiterin Integrationsbüro der Stadt Salzburg, Expertin in Fragen der Integration, Zuwanderung und Diversität.
Seit 2009 SPÖ Landtagsklub, Bereichssprecherin für Integration, Asylpolitik, Kultur.
Geboren 1969 in Braunau, Studium der Germanistik und Geschichte in Salzburg. Berufsweg: Mitarbeiterin der Katholischen Aktion, Politische Referentin der SPÖ-Gemeinderatsfraktion, Integrationsbüro der Stadt Salzburg. Motto: Nicht „entweder oder“, sondern „sowohl als auch“!
www.stadt-salzburg.at/internet/leben_in_salzburg/integration_362482.htm

Mümtaz Karakurt

Mümtaz Karakurt, MAS, Geschäftsführer von „Migrare – Zentrum für MigrantInnen Oberösterreich“. Geboren 1962 in der Türkei, lebt und arbeitet seit 1980 in Linz. Diplomierter Erwachsenenbildner, abgeschlossenes Studium Sozialmanagement, Dipl. Trainer/Ausbildner für Psychodramatorgische Linguistik. Seit 2010 Lehrbeauftragter auf der FH für Sozialarbeit, Campus Linz sowie ständige Vortragstätigkeit zu unterschiedlichen Bereichen der Migration.
www.migrare.at

Thomas Pfeffer

Dr. Thomas Pfeffer studierte Soziologie mit den Schwerpunkten Organisationssoziologie und Wissenschaftstheorie. Sein Schwerpunkt liegt in der Bildungsforschung, vor allem im internationalen Vergleich von Hochschulen und Hochschulsystemen. Seit 2011 ist er am Department für Migration und Globalisierung an der Donau-Universität Krems beschäftigt, wo er unter anderem an der Studie zur „Anerkennung ausländischer Qualifikationen und informeller Kompetenzen“ mitgearbeitet hat.
www.donau-uni.ac.at/de/department/migrationglobalisierung/index.php

August Gächter

Mag. August Gächter ist seit 1989 mit Forschung zu Migration und Integration beschäftigt. Seit 1998 ist er Konsulent für das International Migration Programme des International Labour Office (ILO), einer UN Organisation in Genf. In diesem Zusammenhang mit der Migration der Hochqualifizierten in Bulgarien befasst, mit Diskriminierungstests am Arbeitsmarkt in Italien, Frankreich und Schweden, mit der Schaffung und Befüllung einer internetzugänglichen Datenbank von Antidiskriminierungs- und Gleichbehandlungsaktivitäten von Firmen, Vereinen, SozialpartnerInnen, Gemeinden und Staaten, und mit der Schaffung von Qualitätskriterien für Antidiskriminierungs- und Gleichbehandlungsaktivitäten. Von 1991 bis 2002 war Gächter am Institut für Höhere Studien beschäftigt, seit 2002 am Zentrum für Soziale Innovation, beide in Wien. Bis 2008 Lehrbeauftragter für Entwicklungstheorie an der Universität Wien. Seit 2003 befasst sich Gächter intensiv mit dem Thema Dequalifizierung.
www.zsi.at