ARGE kabarett
Hagen Rether, mit Preisen hochdekorierter Kabarettist am Klavier, tarnt sich als Charmeur. Im Plauderton bringt er böse Wahrheiten unters Volk – genau beobachtet und ohne Rücksicht auf Glaubenssätze oder politische Korrektheit.
Hagen Rether, mit Preisen hochdekorierter Kabarettist am Klavier, tarnt sich als Charmeur. Im Plauderton bringt er böse Wahrheiten unters Volk – genau beobachtet und ohne Rücksicht auf Glaubenssätze oder politische Korrektheit.
Die Welt wird immer komplizierter, das Geflecht aus politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeiten zunehmend undurchsichtig: Vor diesem Hintergrund lässt Rether StrippenzieherInnen und Marionetten, Strohmänner und -frauen und Sündenböcke aufziehen, versucht den oft absichtsvoll verborgenen Nutzen von Klischees und Drohkulissen aufzudecken und so genannte Sensationen als mediale Ablenkungsmanöver zu enttarnen. Während er die Fäden entwirrt und sich wieder darin verstrickt, unermüdlich ordnet und vermeintlich Wohlsortiertes umwirft, erscheint dahinter die Eitelkeit der (Ohn-)Mächtigen und hinter eitlen PolitikerInnengefechten der Lobbyismus – VerkäuferInnen und Verkaufte erkennen sich für einen kurzen Moment im Spiegel. Es wäre zum Verzweifeln, wenn die ProtagonistInnen nicht so lächerlich wären … und Hagen Rether weint und lacht. Und singt.
Sein bis zu dreistündiges, ständig mutierendes Programm infiziert das Publikum mit gleich zwei gefährlichen Viren: der Unzufriedenheit mit einfachen Erklärungen und der Erkenntnis, dass nicht nur die da oben
, sondern wir alle die ProtagonistInnen dieses Spiels sind.
Über Hagen Rether
Im Stil des Cinéma Vérité der 1960er Jahre produzierte 3sat für seinen Schwarz-Weiß-Thementag am 25. August 2007 mit dem Kabarettisten das Projekt „Hagen Rether: Liebe“. Der vielfach ausgezeichnete Künstler improvisiert in einem kargen Studio vor nur einer Handkamera, lässt die ZuschauerInnen an der Entwicklung seiner Gedanken teilhaben und erfindet eine ganz eigene, provozierend gelassene Bildsprache. Politisches Kabarett von heute, meilenweit entfernt vom Mainstream – nominiert für den Adolf-Grimme-Preis 2008.
Den Deutschen Kleinkunstpreis in der Sparte Kabarett erhält Hagen Rether 2008: Damit zeichnet die Jury einen klavierspielenden Kabarettisten aus, der mit sanfter Stimme und voller Angriffslust das Weltgeschehen beiläufig plaudernd auseinander nimmt. Seinen Auftritt stellt der sarkastische Aufklärer unter das Thema Liebe
, das einzige, was in seinem Programm nicht vorkommt. Nie hat Desillusionierung soviel Spaß gemacht!
2010 wird der deutsche Polit-Kabarettist mit dem Schweizer Kabarett-Preis „Cornichon“ ausgezeichnet. In der Begründung der Jury heißt es: Hagen Rether gilt als Moralist des 21. Jahrhunderts, der sich den unbequemen Wahrheiten verpflichtet fühlt. Mit messerscharfem Verstand, Sprachmacht und Fabulierlust demontiert er die Mechanismen unseres Gesellschaftssystems. Hagen Rether gehört mit seinen 40 Jahren bereits zur Spitzenklasse des deutschsprachigen Kabaretts. Er ist ein Chronist der Missstände unserer Zeit, ein Aufklärer, der antritt gegen Heuchelei, Angstmacherei, Ungerechtigkeit und Verdummung. Unerbittlich ist sein Blick auf alles, was verkehrt läuft, bitterböse seine Kommentare dazu. Eine besonders große Portion Häme bekommen der Papst und die katholische Kirche ab, unverkennbar Hagen Rethers Lieblingsfeinde.
Hagen Rether tritt regelmäßig im Fernsehen auf – z.B. bei den „Mitternachtsspitzen“ (WDR), im Satire-Gipfel (ARD, früher: „Scheibenwischer“) sowie in „Neues aus der Anstalt“ (ZDF).