Wie aus einem Mord ein Selbstmord wird
Vortrag zur Straflosigkeit in Lateinamerika zum 10. Jahrestag der Ermordung der mexikanischen Anwältin Digna Ochoa.
ARGE vortrag
Koveranstaltung mit Solidaritätskomitee Mexiko Salzburg
Zum 10. Jahrestag der Ermordung der mexikanischen Anwältin Digna Ochoa ist diese Veranstaltung Teil der Kampagne „Justicia Digna“, die von der deutschen Menschenrechtskoordination und weiteren Organisationen getragen wird.
„Manche Leute sagen, mein Handeln sei mutig. Ich habe eher Zorn empfunden, wenn ich andere leiden sah. Für mich ist Zorn eine Energie, eine Kraft. Unrecht und der Zorn darüber motivieren uns, etwas zu tun und Risiken einzugehen im Bewusstsein, dass die Dinge sich sonst nicht ändern. Zorn hat uns dazu gebracht, uns der Polizei und den Soldaten entgegen zu stellen.“
Digna Ochoa
„Sie ist regierungsfeindlich, subversiv, indiofreundlich, polizei- und armeefeindlich.“
CISEN, mexikanischer Geheimdienst
Am 19. Oktober 2001 wurde die mexikanische Rechtsanwältin Digna Ochoa y Plácido erschossen in ihrer Kanzlei in Mexiko-Stadt aufgefunden. Als Menschenrechtsaktivistin hatte sie sich brisanter Fälle angenommen und sich dabei mit dem Militär angelegt. Zuvor hatte sie Drohbriefe erhalten und ist überfallen, sowie entführt worden.
Der Fall Digna Ochoa zeigt, welches Risiko engagierte AnwältInnen eingehen, wenn sie sich für Menschen einsetzen, deren Rechte durch lokale KazikInnen, paramilitärische Gruppen, Militär, Firmen, politische Instanzen und die Justiz selbst verletzt oder verweigert werden.
Obwohl deutliche Spuren auf die TäterInnenkreise hinwiesen, verlegte sich die Staatsanwaltschaft nach wenigen Monaten mit geradezu missionarischem Eifer darauf, den Mord als Suizid hinzustellen, und Digna als geltungssüchtige, schizoide Persönlichkeit. Dieses Verfahren, aus Opfern TäterInnen zu machen, ist in Mexiko nicht neu.
Unsere mexikanischen Gäste Pilar Noriega, Anwältin, Arbeitskollegin und Freundin von Digna Ochoa, und Ricardo Loewe, Arzt, Spezialist für Folterdiagnose und Menschenrechtsverteidiger zeigen im Vortrag mit Filmausschnitten die systematische Straflosigkeit im Fall der Ermordung der Menschenrechtsanwältin Digna Ochoa und beschreiben die Auswirkungen von Straflosigkeit auf die betroffene Gesellschaft. Im Anschluss freuen wir uns auf eine rege Diskussion.
Eintritt frei, projektbezogene Spenden sind erbeten.